Unterstützer der Nazis Gutachten belastet "Das Herz von St. Pauli"-Dichter

Wegen der NS-Vergangenheit des Texters spielt der FC St. Pauli "Das Herz von St. Pauli" nicht mehr im Stadion. Jetzt liegt das Ergebnis einer wissenschaftlichen Untersuchung vor.
Der FC St. Pauli hat eine Dokumentation zur NS-Vergangenheit des Journalisten Josef Ollig vorgelegt, der den Text der Stadionhymne "Das Herz von St. Pauli" verfasst hatte. Die Wissenschaftler betonten, dass sie keine Empfehlung geben, wie der Club in Zukunft mit dem Lied umgehen soll. Ziel sei es vielmehr, das "Denken und Handeln der Vergangenheit im jeweiligen historischen Kontext zu rekonstruieren und nachvollziehbar zu machen", hieß es vom Verein.
Nachdem Olligs Verstrickung in das NS-System bekannt geworden war, verzichtete der Verein Mitte Februar beim Heimspiel gegen den SC Freiburg erstmals seit 20 Jahren auf das Lied. Bis zum Saisonende blieb es bei diesem Verzicht. Einige Fans kritisierten die Entscheidung. Olligs Text wurde in den 1950er-Jahren veröffentlicht und unter anderem von Hans Albers im gleichnamigen Film (1957) gesungen.
Gutachten: Ollig unterstützte "deutlich das NS-System"
Das knapp 60 Seiten starke Gutachten verfassten die Politik- und Medienwissenschaftlerin Celina Albertz vom FC St. Pauli-Museum und der Historiker Peter Römer vom Geschichtsort Villa ten Hompel in Münster. Die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte prüfte ihre Arbeit fachlich.
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In ihrer Stellungnahme stellte die Stiftung klar: Ollig unterstützte das NS-System sowohl vor dem Krieg als auch als Kriegsberichterstatter deutlich. In seinen Texten habe er rassistische Feindbilder konstruiert und die Einheit der "Volksgemeinschaft" beschworen. Ob dies aus Karrierismus oder aus Überzeugung geschah, lasse sich nicht abschließend klären.
Debatte über Liedtext und Umgang mit Olligs NS-Rolle
Das Gutachten hebt laut Stiftung hervor, dass Ollig bereits am Ende der Weimarer Republik eine wichtige Position bei einer republikfeindlichen Hamburger Zeitung innehatte, die ab 1930 offen die NSDAP unterstützte.
Laut Gutachten versuchte Ollig im Entnazifizierungsverfahren, seine Redaktionstätigkeit während der NS-Zeit durch Auslassungen und Lügen als unpolitisch darzustellen. Am kommenden Mittwoch (2. Juli) wird das Gutachten im Millerntor-Stadion vorgestellt und diskutiert.
- Nachrichtenagentur dpa
- fcstpauli.com: "Gutachten zu Josef Ollig veröffentlicht"
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