Hamburger Polizei unter Druck Pädo-Sadist "White Tiger" war Polizei schon 2021 bekannt

Die Hamburger Behörden sollen schon vor Jahren vom mutmaßlichen Täter gewusst haben. Trotz Hinweisen auf Kindesmissbrauch und Suizidaufforderungen stellten sie die Ermittlungen gegen den damals 16-Jährigen ein.
Die Hamburger Polizei hat bereits 2021 gegen den als "White Tiger" bekannten Pädo-Sadisten ermittelt. Das Verfahren wurde damals trotz schwerwiegender Vorwürfe wegen Geringfügigkeit eingestellt, wie die Staatsanwaltschaft bestätigte.
Nach Berichten von "Zeit" und "Hamburger Morgenpost" erhielten die Ermittler einen Hinweis des US-amerikanischen National Center for Missing & Exploited Children (NCMEC). Das Bundeskriminalamt leitete die Information an das Hamburger Landeskriminalamt weiter.
Bei einer Vernehmung gestand der damals 16-jährige Deutsch-Iraner, als "White Tiger" mit zwei minderjährigen Nutzerinnen auf der Plattform Discord jugendpornografische Inhalte ausgetauscht zu haben. Die Chats enthielten auch Aufforderungen zu selbstverletzenden Handlungen und die Bestärkung suizidaler Gedanken eines Opfers.
- Er trieb ein Kind in den Tod: Was über "White Tiger" bekannt ist
Die Staatsanwaltschaft bestätigte zudem, dass der Verdächtige bereits im NCMEC-Bericht als Mitglied der sadistischen Internet-Gruppe 764 genannt wurde. Dennoch stellten die Behörden das Verfahren drei Tage nach der Vernehmung ein.
Erst vor gut einem Monat nahmen Einsatzkräfte den mittlerweile 20-Jährigen in der elterlichen Wohnung in Hamburg fest. Er sitzt nun im Jugendgefängnis auf der Elbinsel Hahnöfersand in Niedersachsen in Untersuchungshaft.
Verdächtiger chattete mit zwei Minderjährigen
Dem Verdächtigen werden unter anderem Mord, versuchter Mord, gefährliche Körperverletzung und schwerer sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen. Er soll als Anführer einer Gruppe von Cyberkriminellen acht Kinder im Alter von elf bis 15 Jahren zu Gewalt gegen sich selbst gezwungen haben.
Die Opfer stammen aus Deutschland, England, Kanada und den USA, darunter zwei Kinder aus Hamburg und eines aus Niedersachsen. Ein 13-jähriger US-Amerikaner wurde laut Ermittlungsbehörden in den Suizid getrieben. Eine 14-jährige Kanadierin versuchte, sich das Leben zu nehmen.
"White Tiger" kam mit seiner Mutter zur Polizei
Wie die Recherchen von "Mopo" und "Zeit" ergaben, luden die Ermittler zunächst die Mutter des Verdächtigen vor, da sie Anschlussinhaberin war. Im November 2021 erschien sie mit ihrem Sohn bei der Polizei, wo dieser die Vorwürfe nach rechtlicher Belehrung einräumte.
Die internationale Gruppe 764 wurde im April von der Staatsanwaltschaft in Washington als nihilistisches extremistisches Netzwerk klassifiziert. Der Name leitet sich laut FBI-Angaben von der Postleitzahl der texanischen Stadt Stephenville ab – der Heimatstadt des Netzwerkgründers, der in den USA zu 80 Jahren Haft verurteilt wurde.
Anmerkung der Redaktion: Suizidalität ist ein schwerwiegendes gesundheitspolitisches und gesellschaftliches Problem. Wenn Sie selbst zu dem Kreis der Betroffenen gehören, finden Sie z.B. Hilfe bei der Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter den Rufnummern 0800-1110111 oder 0800-1110222 sind die Berater rund um die Uhr erreichbar. Die Anrufe sind anonym. Hilfe für Angehörige und Betroffene bietet auch der Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker durch Telefon- und E-Mail-Beratung: Unter der Rufnummer 01805-950951 und der Festnetznummer 0228-71002424 sowie der E-Mailadresse seelefon@psychiatrie.de können die Berater kontaktiert werden. Direkte Anlaufstellen sind zudem Hausärzte sowie auf Suizidalität spezialisierte Ambulanzen in psychiatrischen Kliniken.
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
- zeit.de: Er soll Kinder zum Suizid gedrängt haben. Ermittler ließen ihn gehen (kostenpflichtig)
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