Umstrittener Vorgang Paviane in Nürnberg getötet: So denkt man bei Hagenbeck darüber

Nach der umstrittenen Pavian-Tötung in Nürnberg bezieht der Tierpark Hagenbeck Stellung. Auch hier wurden schon Tiere aus Platzmangel getötet.
Der Hamburger Tierpark Hagenbeck kann die teils heftig kritisierte Entscheidung des Nürnberger Tiergartens, zwölf Paviane aus Platzmangel zu töten, nachvollziehen. Das sagte eine Sprecherin des Tierparks t-online am Donnerstag.
Die Aktion in Nürnberg soll keine einmalige bleiben: Auch in den nächsten Jahren müsse der Tiergarten einzelne Paviane für den Erhalt der Population töten. Auch der Hamburger Tierpark könnte künftig vor ähnlichen Entscheidungen stehen.
"Im Tierpark Hagenbeck wurden noch keine Primaten aus Gründen des Populationsmanagements getötet. Unter den momentanen Gegebenheiten ist dies auch nicht geplant", so die Sprecherin. Dennoch könne man "nicht komplett ausschließen, dass wir im Zuge eines artgerechten Populationsmanagements auch bei Hagenbeck irgendwann vor dieser Entscheidung stehen werden".
- Christina Block verteidigt sich: "Ich war das perfekte Opfer"
- Hamburger Touri-Attraktion: Blutige Idee einkassiert
Dies gelte für den Fall, dass "die Abgabe an geeignete Institutionen scheitern und alle anderen Maßnahmen bereits ausgeschöpft sein" sollten.
Bei Hagenbeck werden regelmäßig "Futtertiere" getötet
Die Hagenbeck-Sprecherin betonte, dass Populationsmanagement ein wichtiges Thema für Zoos sei, "um gesunde und stabile Tiergruppen mit möglichst natürlicher Demografie zu erhalten". Zoos seien zudem gesetzlich verpflichtet, Arten zu schützen und zum Erhalt der Biodiversität beizutragen.
Der Tierpark praktiziert bereits jetzt regelmäßige Tötungen von sogenannten "Futtertieren" wie Hühner, Kaninchen, Ziegen oder Rinder, die dann an Raubtiere verfüttert werden. "Vereinzelt werden aus Gründen des Populationsmanagements Entscheidungen getroffen, auch zum Beispiel Tahrziegen zu verfüttern", so die Sprecherin.
Vorausgehend seien stets detaillierte und individuelle Begutachtungen, bei denen allein das Tierwohl im Mittelpunkt steht. "Allen Tieren gebührt eine artgerechte Haltung und Lebensqualität. Daher muss in Einzelfällen so entschieden werden", erklärte sie. Die Haltung von eigenen Futtertieren diene dem natürlichen Kreislauf und verringere den Kauf von Fleisch aus möglicherweise weniger tiergerechter Nutztierhaltung.
- Pro und Kontra zur Nürnberger Pavian-Tötung: Welche Meinung teilen Sie?
Scharfe Kritik von Tierschutzorganisationen
Die Tötung der Nürnberger Paviane hatte zu massiver Kritik von Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen geführt. Pro Wildlife, der Deutsche Tierschutzbund, Peta und die Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht kündigten an, Strafanzeige zu stellen. Sie sehen in der Tötung einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.
Hagenbeck verteidigte am Donnerstag hingegen die Nürnberger Praxis: "Wenn die Tötung einzelner Tiere als letzte Möglichkeit genutzt werden muss, wurde diese mit absoluter Sicherheit im Sinne des allgemeinen Tierwohls und im Zuge eines sinnhaften Populationsmanagements getroffen."
- Antworten einer Hagenbeck-Sprecherin auf Anfrage, E-Mail
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa