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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wegen Corona-Plakaten Veranstalter wollen Docks und Große Freiheit 36 boykottieren

Bereits zum zweiten Mal in der Coronakrise, fallen altehrwürdige Konzertlocations in Hamburg durch verschwörungstheoretische Corona-Plakate auf. Nun reagieren Konzertveranstalter und Festivals.
Die "Interessensgemeinschaft Hamburger Musikwirtschaft“ hat einen offenen Brief an das Docks und die Große Freiheit 36 geschickt und droht, die Konzertlocations zu boykottieren. Grund dafür sind Plakate, die in der vergangenen Woche vor dem Docks hingen. Die Veranstalter bezeichnen die Informationen darauf als "gefährliches und demokratiefeindliches Gedankengut".
Bereits vor knapp einer Woche machte das Independent-Label Audiolith Records auf die Plakate aufmerksam. "Stopp Lockdown. Bewaffnet euch mit Wissen" ist zum Beispiel darauf zu lesen, gefolgt unter anderem von Namen wie Ken Jebsen, der laut des Recherche-Netzwerkes Correctiv im Zusammenhang mit Corona "neben Verschwörungstheorien auch teils falsche Behauptungen" ins Netz publiziert und von dem sich der RBB vor einigen Jahren wegen Antisemitismusvorwürfen trennte.
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Die Hamburger Musikbranche sieht in den Plakaten "den Schulterschluss mit Schwurblern, Verschwörern und jenen, die keinen Widerspruch darin sehen, neben Nazis für Demokratie zu demonstrieren". Das werde man nicht länger akzeptieren, heißt es in dem Brief weiter. "Veranstaltungen unter eurem Dach kommen unter diesen Bedingungen für uns nicht infrage".
"Für uns", das heißt: Ein Zusammenschluss diverser Konzertveranstalter wie FKP Scorpio, Karsten Jahnke, STP Hamburg Konzerte oder auch das international bekannte Reeperbahnfestival. Ein Boykott sei "schädlich" für die Locations, machen die Unterzeichnenden laut eigenen Angaben weit über 90 Prozent des Programmes im Docks und der Großen Freiheit 36 aus.
Stellungnahme erwartet
Sie bitten "künftig persönliche Meinungsäußerungen klar erkennbar als solche darzustellen" und geben den Locations nun die Möglichkeit, zu der Sache Stellung zu nehmen. Eine Stellungnahme hatte es seitens des Docks in der Vergangenheit bereits gegeben, denn schon am 18. Juni 2020 hatte ein Facebookpost der Location für einen Shitstorm gesorgt. Damals waren erste Corona-Plakate aufgetaucht, die in dem Post präsentiert wurden.
Das Clubkombinat Hamburg, ein Verband der Party- und Clubbetreiber, stellte daraufhin die Geschäftsführerin des Docks, Susanne Leonhard, von ihrem Amt der Clubkombinat-Vorsitzenden frei. "Die inhaltliche Aussage und das gewählte Vokabular ist populistischer Natur und wird von den rechten Rändern unserer Gesellschaft in Beschlag genommen", hieß es damals. Das Docks meldete sich ein paar Tage später, distanzierte sich von rechtem Gedankengut sowie Hetze und entschuldigte sich für die Wortwahl des Posts. Die nun "erneute Diskussion" betrachte das Clubkombinat daher "mit großer Sorge". Man lehne sämtliche falschen sowie irreführenden Aussagen und Quellen zur Covid19-Pandemie ab und suche, ebenso wie die Konzertveranstalter, das Gespräch mit den Verantwortlichen.
Eine Stellungnahme des Docks zu dem jetzt veröffentlichten Brief der Konzertveranstalter blieb auf Anfrage von t-online bislang unbeantwortet. Wie die MOPO schreibt, habe der Club aber angekündigt, im Laufe dieser Woche Stellung beziehen zu wollen.
- Eigene Recherche
- Offener Brief der "Interessensgemeinschaft Hamburger Musikwirtschaft"
- Clubkombinat Hamburg: Stellungnahmen vom 18. Juni 2020 und 15. März 2021
- Facebook/Audiolith Records
- Facebook/Docks Hamburg
- Mopo: Nach Verschwörungsplakaten: Veranstalter boykottieren Docks und Große Freiheit 36
- Recherchenetzwerk Correctiv: Große Verschwörung zum Coronavirus? Wie Ken Jebsen mit irreführenden Behauptungen Stimmung macht