Hamburg Immer mehr Privatpleiten in Niedersachsen und Bremen

Die Zahl der Privatpleiten in Niedersachsen und Bremen ist im vergangenen Jahr sprunghaft gestiegen - wie in fast allen Bundesländern. In Niedersachsen stieg die Zahl der Privatinsolvenzen im zweiten Pandemiejahr um 72,3 Prozent auf 14 384 Fälle, wie die Auskunftei Crif mitteilte. In Bremen hatte sich die Zahl der Privatpleiten 2021 im Vergleich zum Vorjahr sogar mehr als verdoppelt - registriert wurde ein Anstieg um 118,0 Prozent auf 1657 Fälle. In absoluten Zahlen stand das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen mit 27 263 Privatinsolvenzen an der Spitze - vor Niedersachsen.
Auch bundesweit stieg der Zahl der Privatpleiten nach Daten der Auskunftei erstmals seit zehn Jahren wieder - und verdoppelte sich nahezu. Den Angaben zufolge gab es im vergangenen Jahr 109.031 Privatinsolvenzen, 93,6 Prozent mehr als 2020. "Der starke Anstieg an Privatinsolvenzen im letzten Jahr ist größtenteils darauf zurückzuführen, dass viele Privatpersonen entsprechende Anträge auf eine Insolvenz im Jahr 2020 zurückgehalten haben", erklärte Crif-Geschäftsführer Frank Schlein.
"Die Betroffenen wollten von einer Gesetzesreform profitieren und die angekündigte Reduzierung der Laufzeit des Verfahrens von sechs auf drei Jahre nutzen und stellten den Antrag folglich erst im Jahr 2021", sagte Schlein. Dieser "Aufholeffekt" habe die Zahl der Privatinsolvenzen nach oben getrieben. Im laufenden Jahr werden nach seiner Einschätzung vor allem die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie viele Verbraucher in Bedrängnis bringen. Er hält daher bis zu 110.000 Privatpleiten für möglich, die finanziellen Reserven vieler Menschen, die Einkommenseinbußen durch Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit erlitten hätten, seien aufgebraucht.
Besonders in Hamburg stieg die Zahl der Privatinsolvenzen mit einem Plus von 135 Prozent stark, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (plus 132,2 Prozent) und Bremen. Den geringsten Anstieg gab es in Sachsen-Anhalt mit einem Plus von 39 Prozent. Gemessen an der Zahl je 100.000 Einwohner war Bremen mit 247 Privatinsolvenzen am stärksten betroffen. Es folgen Niedersachsen mit 180 und Hamburg mit 172 Insolvenzfällen je 100.000 Einwohner.