Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Letzte Bastion der Maskenpflicht gefallen Wer setzt in Hamburg trotzdem noch auf die Maske?

Nirgends musste in deutschen Supermärkten so lange die Maske getragen werden wie in Hamburg. Jetzt ist die Pflicht auch hier Geschichte. Was macht das mit den Hamburgern? Vor den Läden ist die Stimmung gemischt.
Am vergangenen Wochenende, genauer am 30. April, hat Hamburg als letztes Bundesland in Deutschland die Masken fallen lassen. Damit müssen Bürger beim Einkaufen keinen Mund-Nasen-Schutz mehr tragen. Wie viele Menschen tun dies trotzdem? Wer verzichtet darauf?
Diesen Fragen ist t-online nachgegangen und hat mit Menschen in Supermärkten gesprochen. Was schnell auffällt: Die Meinungen gehen stark auseinander.
Kunde: Rückkehr zur Normalität
Als Stanley mit seiner Begleitung den Supermarkt betritt, sagt er: "Ich wollte gerade meine Maske aufziehen, aber das muss ich ja gar nicht mehr." Und das findet er gut: "Ich bin froh, dass es jetzt wieder erlaubt ist, ohne Mund-Nasen-Schutz einkaufen zu gehen."
Es sei eine Rückkehr zur Normalität. "Ich fühle mich wieder frei", so Stanley. Wenn andere weiterhin ihre Masken tragen würden, sei das für ihn und seine Begleitung okay. "Ich finde das sinnvoll, weil sie sich ja selbst schützen und es ihre Entscheidung ist", sagt Bernice.
- Virologe über Ende der Maskenpflicht: "Erhöhte Krankheitslast"
Wie fühlt es sich an, ohne Maske im Supermarkt zu sein? "Am Anfang war es etwas ungewohnt", erzählt sie. "Aber man gewöhnt sich schnell daran, weil man sich selbst ja nicht sieht." Wie es zum Beispiel in einem Modegeschäft sei, wo jede Menge Spiegel seien, könne sie noch nicht einschätzen.
Für manche sind die neuen Regeln unklar
Ein älterer Herr, der unerkannt bleiben möchte, hingegen sagt: "Ich trage meine Maske noch, weil mir die Auflagen des Supermarkts unklar sind und ich Rückfragen vermeiden möchte." Eigentlich sei ihm "Corona und alles" zuwider. Er könne sich gut vorstellen, die Maske abzunehmen, wenn es auch andere im Markt tun.
So auch John Acao: Der Hamburger sagt, er fände es anstrengend, ständig einen Mund-Nasen-Schutz tragen zu müssen. Dennoch sei ihm bis zuletzt nicht klar gewesen, dass die Maskenpflicht gefallen ist. "Deshalb finde ich es sehr gut, dass ich jetzt ohne Maske einkaufen gehen kann", sagt er.
Für viele ist es zur Gewohnheit geworden
Sarah S. sei der Meinung, dass es auf keinen Fall schade, die Maske weiterhin zu tragen. "Schließlich gibt es immer noch Corona und ich möchte es nicht noch einmal bekommen", sagt sie. Außerdem habe sie sich daran gewöhnt.
Dem stimmt Michael Hack zu. Als er aus dem Supermarkt kommt, zieht er schnaufend seine Maske aus. Er verzichtet darauf nicht, denn es sei für ihn "zur Gewohnheit geworden", beim Einkaufen einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. "Für manche ist es vielleicht auch Eigenschutz", vermutet Hack.
Menschen wollen sich weiter schützen
Das Thema Schutz spielt für Susanne Düren und ihren Mann eine wichtige Rolle. "Man fühlt sich einfach sicherer, obwohl man ja eher die anderen dadurch schützt als sich selbst." Erst bei einem kürzlichen Flohmarktbesuch, wo es ziemlich voll gewesen sei, "haben wir auch lieber die Maske aufgezogen", erzählt Düren.
- Corona-Streit an Schulen: "Das ist eine Durchseuchung"
Wenn andere ohne Maske einkaufen gehen, sei das ihr gutes Recht. "Natürlich kann jeder selbst entscheiden, ob er eine Maske tragen möchte oder nicht, auch wenn es sich noch ungewohnt anfühlt. Ich fühle mich nur unsicher, wenn jemand anderes hustet", so Düren.
Angestellte tragen weiter Maske
Dass im Laufe der nächsten Wochen immer mehr Kunden auf die Maske verzichten, hält Brigitte Nolte vom Handelsverband Nord für wahrscheinlich. Gleichzeitig vermutet sie, "dass die Maske auch diesen Sommer über zum üblichen Bild in den Geschäften gehören wird".
Insbesondere Ältere und Menschen mit erhöhtem Risiko würden nach Noltes Einschätzung noch länger Maske tragen – genauso wie viele Angestellte. "In Geschäften mit intensivem Publikumsverkehr sehen sich viele Mitarbeiter besser vor möglichen Infektionen geschützt, wenn sie eine Maske tragen."
Außerdem gelte nach wie vor die Corona-Arbeitsschutzverordnung. Diese läuft bis zum 25. Mai. "Arbeitgeber müssen danach einen Basisschutz vor Infektionen gewährleisten. Wie die Umsetzung in der Praxis aussieht, ist für jedes Geschäft individuell zu entscheiden", so Nolte. So wie jeder Kunde selbst entscheiden muss, auf die Maske zu verzichten oder weiterhin eine zu tragen.
- Eigene Recherchen