Heinrich-Pette-Institut Hamburger Einrichtung ändert Namen wegen Nazi-Verstrickung

Die Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit eines Hamburger Institutes führt nun zur Umbenennung der Einrichtung. Ein Gutachten hatte den Namensgeber mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht.
Das Heinrich-Pette-Institut (HPI) in Hamburg will seinen Namen ändern. Das Institut habe sich in einem intensiven Prozess mit seiner eigenen Geschichte und der seines Namensgebers auseinander gesetzt. Interne Nachfragen sowie Anregungen von außerhalb hätten dazu angeregt, heißt es in einer Pressemitteilung. Zwei Gutachten hätten letztendlich zur Entscheidung für eine Umbenennung geführt.
Gegründet wurde das Institut bereits im Jahr 1948. Den Namen seines Gründungsdirektors Prof. Dr. Heinrich Wilhelm Pette (1887-1964) trägt es allerdings erst seit 1964. Aus den Gutachten geht nun hervor, dass Pette im Jahr 1933 der NSDAP beigetreten war. Er gehörte ebenfalls zu den Unterzeichnern eines Bekenntnisses zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat.
Erstes Gutachten ohne Erfolg
Das erste Gutachten, das durch das Institut in Auftrag gegeben worden war, lieferte nur wenig Aufschluss, da der bearbeitende Gutachter nur wenige Quellen hatte sichten können. In einem ausführlichen Prozess der Aufarbeitung, der im Jahr 2015 gestartet war, sollten dann zwei weitere Gutachter eine kritikfreie Grundlage zur Führung des Names von Heinrich Pette bestätigen. Dies gelang ihnen nicht.
Vielmehr stellten sie fest, dass der Namensgeber als Gutachter an Erbgesundheitsverfahren beteiligt war, die die Geburt von Kindern mit Behinderung verhindern sollten. Weiterhin wurde nun bekannt, dass Pette zwar nicht direkt an Verfahren zur Euthanasie beteiligt gewesen war, allerdings von ihnen wusste. Das soll er selbst mehrfach bestätigt haben.
Fall bereits vor Untersuchungsausschuss
Kontakte zu einem Organisator von Krankenmorden waren bereits 1961 Gegenstand eines Untersuchungsausschusses in Schleswig-Holstein gewesen. Obwohl Heinrich Pette offiziell der NSDAP angehörte, wird seine Mitgliedschaft in den Gutachten eher als ein "Mitläufertum" bezeichnet.
Nach wie vor gilt Pette jedoch als zentraler Akteur bei der Einführung der Polio-Impfung in Deutschland. Auf ihn gehen wichtige wissenschaftliche Leistungen der Virologie zurück. "Das genau ist es, was die Auseinandersetzung mit der Person Heinrich Pette so schwer gemacht hat", sagt der Wissenschaftliche Direktor des HPI, Prof. Thomas Dobner. Wie viele Lebensläufe seiner Zeit lasse sich sein Wirken nicht einfach in reines Schwarz oder Weiß unterscheiden.
Bis 2022 soll nun ein neuer Name für das Institut gefunden werden. Bis zum Abschluss dieses Prozesses trägt das Institut den zweiten Teil des ursprünglichen Namens: Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie.
- Heinrich-Pette-Institut Hamburg: Pressemitteilung vom 9. April