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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Säugling geschüttelt Vater soll Baby getötet haben – Chef vermutete Drogenproblem
Im Prozess um den Totschlag eines kleinen Mädchens vor dem Hamburger Landgericht wurde der ehemalige Arbeitgeber des Angeklagten vernommen. Er sprach auch über den Drogenkonsum des Vaters.
Ein 30-Jähriger muss sich derzeit vor dem Hamburger Landgericht in einem Schwurgerichtsverfahren verantworten. Dem Vater wird vorgeworfen, seine kleine Tochter getötet zu haben.
Die Staatsanwaltschaft geht von vorsätzlicher Gewalt aus und wirft dem Angeklagten Totschlag vor. Ein bereits gehörter Gutachter sprach von Hirnblutungen, starkem Hirndruck und einem Schädelbruch. Durch einen häuslichen Unfall seien die tödlichen Verletzungen des Babys nicht erklärbar.
Prozess in Hamburg: Zeugin kann nicht aussagen
Das Urteil steht in der zweiten Februarwoche an. Bis dahin sind noch zahlreiche der angesetzten 15 Prozesstage geplant. Am Donnerstag sollte ursprünglich eine Kinderchirurgin als Zeugin angehört werden. Doch dazu ist es nicht gekommen. Stattdessen wurden andere Themen behandelt.
Dazu gehörte beispielsweise der Beschluss, dass es noch einen weiteren Vor-Ort-Termin im Wohnhaus des Angeklagten geben soll. Hier soll das Badezimmer der Wohnung in Hamburg-Wandsbek, in der damals der Angeklagte mit der Mutter und dem gemeinsamen Kind lebte, noch einmal angeschaut werden. Fotos davon sollen dann im weiteren Verlauf des Prozesses genutzt werden können.
Hintergrund dieser Überlegung ist eine frühere Schilderung des Angeklagten. Er hatte am zweiten Prozesstag beschrieben, dass er im engen Badezimmer über die Babybadewanne gestolpert und mit dem Kind hingefallen sei. Im Detail soll das in der kommenden Woche Gegenstand eines Prozesstages sein. Auch ein Kindswohl-Gefährdungsbericht und die Ladung weiterer Zeugen stehen noch auf der Agenda.
Zeuge: "Er war arbeitstechnisch nicht bei der Sache"
Weiterhin war ein früherer Arbeitgeber des angeklagten Vaters vor Gericht erschienen. Der 41-jährige Eventmanager hatte den Angeklagten in der Zeit von Mitte Oktober 2020 bis Anfang des Jahres 2021 angestellt. Er habe noch vor dem Jahreswechsel ein Gespräch mit ihm geführt.
Anlass sei gewesen, dass der Angeklagte oft nicht so recht bei der Sache gewesen sei. Er habe oft Flüchtigkeitsfehler gemacht und immer wieder abwesend gewirkt. Nach diesem Gespräch sei er dann aber gar nicht mehr zur Arbeit erschienen.
"Arbeitstechnisch war er weg", so der Zeuge. Der Arbeitgeber betonte, dass er dem Angeklagten recht viel Freiraum gegeben hätte. Er habe zum Beispiel einen Vorschuss und auch Urlaubstage bekommen, obwohl das Arbeitsverhältnis noch frisch war. Die beiden hätten sich ursprünglich nicht privat gekannt.
Prozess in Hamburg: Zeuge wollte nicht emotional involviert werden
Es kam aber später zu privaten Kontakten zwischen den beiden, auch die Frau des Zeugen und die Mutter des Kindes lernten sich kennen. So soll die Frau des Angeklagten während ihrer Schwangerschaft zeitweise bei dem Paar untergekommen sein.
Wie der Zeuge aussagte, habe sie den Arbeitgeber ihres Partners angerufen und sich von ihm abholen lassen. Sie habe ein blaues Auge gehabt und habe viel geweint, allerdings wenig erzählt. Der heute als Zeuge geladene früherer Arbeitgeber gab auch an, dass er die Polizei habe einschalten wollen. Die Mutter des Kindes habe das jedoch nicht gewollt. Er selber habe sich zurückgehalten, da er andernfalls zu emotional geworden wäre. Den Verdächtigen selbst habe er nicht auf das blaue Auge angesprochen
Ehemaliger Arbeitgeber vermutete Drogen hinter auffälligem Verhalten
Auch Hinweise auf den Drogenkonsum des Angeklagten waren am Donnerstag Bestandteil der Verhandlung. Der damalige Arbeitgeber des 30-Jährigen gab zunächst an, auf beruflicher Ebene keine Anzeichen für einen Drogenkonsum gesehen zu habe. Er schilderte dann jedoch einen privaten Kontakt: An jenem Tag habe er gemerkt, dass mit dem Angeklagten etwas nicht stimme. Dieser habe geschwitzt, ihm sei schlecht gewesen, seine Augen sollen weit aufgerissen gewesen sein.
Toxikologen vom UKE hatten bei der Untersuchung des toten Babys Spuren von Crystal Meth gefunden. Noch sei nicht klar, wie es zu diesen Spuren gekommen war. Diese hätten über Körperkontakt in die Haare des Kindes gelangt sein können.
Die Mutter des getöteten Kindes tritt in dem Prozess als Nebenklägerin auf. Der Vater ist nicht vorbestraft. Er war zum Zeitpunkt der Tat ohne Arbeit und lebte mit Mutter und Tochter in Hamburg-Wandsbek. Das Mädchen war das einzige Kind des Paares. In vorangegangen Terminen im Gerichtssaal wurde die Gewalteinwirkung gegen das zwölf Wochen alte Mädchen von einem Rechtsmediziner bestätigt. Es war Mitte Mai 2021 mit schweren Kopfverletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden. Eine Woche später starb es.
- Teilnahme an der Gerichtsverhandlung
- Nachrichtenagentur dpa