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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Oligarchen-Jachten Das große Schweigen im Hamburger Hafen
Im Hamburger Hafen sollen sich mehrere Jachten von russischen Oligarchen befinden. Berichte einer Beschlagnahmung dementierten die Behörden zunächst – nun könnte es offenbar doch dazu kommen.
Drei Schiffe im Hamburger Hafen sorgen derzeit für reichlich Spekulationen. Das eine von ihnen ist die Jacht "Dilbar". Sie ist und 800 Millionen Dollar (etwa 721 Millionen Euro) wert. Ihr Besitzer: Alischer Usmanow, laut "Focus" einer der reichsten Männer Russlands.
Nachdem weltweit aufgrund von Wladimir Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine Vermögen von russischen Oligarchen eingefroren worden ist, soll auch die "Dilbar" von deutschen Behörden beschlagnahmt worden sein, wie das Magazin "Forbes" am Mittwoch berichtete. Auch t-online hatte den Bericht zunächst zitiert.
Am Donnerstag stellte sich jedoch heraus: Eine Beschlagnahmung des Schiffes hat es offenbar bislang nicht gegeben. Das bestätigte der Hamburger Zoll t-online. Auch die Wirtschaftsbehörde dementierte die Darstellung des US-Magazins, das sich auf drei nicht genannte Insider berief.
Bundesministerium kündigt Umsetzung von Sanktionen an
Nur Stunden später berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf vertraute Kreise, dass die Schiffe nun wirklich konfisziert werden sollen. Die Jacht "Luna" sei demnach bereits beschlagnahmt worden.
Das 115 Meter lange Schiff soll bis vor wenigen Jahren noch dem russischen Milliardär Farkhad Akhmedov gehört haben. Auch er soll zu den Oligarchen mit Nähe zum russischen Präsidenten Putin gehören. Wie mehrere Medien aber bereits im Jahr 2018 meldeten, habe der Russe das Schiff bei seiner Scheidung an seine Ex-Frau verloren.
Und auch für die "Solandge" könnten Sanktionen greifen. Laut "Abendblatt" liegt auch sie derzeit im Hamburger Hafen und ist von Planen verhangen. Der angebliche Eigentümer und Aktienjongleur Suleiman Kerimow gehört ebenfalls zum Kreis der reichsten Russen.
Auswirkungen der Sanktionen auf Jachten in Hamburg noch unklar
Der Zoll äußerte sich gegenüber t-online nicht zu den möglichen Maßnahmen. Details zu operativen Maßnahmen könnten derzeit nicht gemacht werden. Ein Sprecher erklärte lediglich, dass die zuständigen Bundesressorts in enger Absprache stünden und verwies weiterhin auf das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
Auch dieses hat auf Anfrage die Festsetzung weder bestätigt, noch dementiert. Die Behörde gab jedoch bekannt, mit einer Umsetzung der EU-Sanktionen beschäftigt zu sein. Etablierte Prozesse und Strukturen würden aktuell darauf ausgerichtet.
"Über Details der Umsetzung stimmen sich die Beteiligten gegenwärtig ab, insbesondere darüber, ob und in welcher Weise Vermögenswerte gelisteter Personen von den Sanktionsvorschriften betroffen sind", heißt es in der Pressemitteilung.
Die zuständigen Bundesressorts und deren nachgeordnete Behörden stünden dazu in enger Absprache mit den zuständigen Stellen der Länder, um konsequent gegen Sanktionsverstöße vorgehen.
- Telefonat mit dem Zoll Hamburg
- Telefonat mit einer Sprecherin der Behörde für Wirtschaft und Innovation in Hamburg
- Telefonat mit einer Sprecherin des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz
- Presseanfrage an das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
- Anfrage an den Hamburger Hafen
- Abendblatt": "Was wird aus den Superyachten der Oligarchen in Hamburg?
- Handelsblatt: "Deutsche Behörden wollen Megajachten der Oligarchen beschlagnahmen"
- Forbes.com: "Germans Seize Russian Billionaire Alisher Usmanov’s Mega-Yacht"
- NDR: "Krieg in der Ukraine: Auswirkungen auf Hamburgs Wirtschaft"
- Focus: "Gehört russischem Milliardär - 800-Millionen-Dollar-Yacht liegt in Hamburg - alles an ihr ist Wahnsinn"