Warnstreik am Freitag Flughafen rüstet sich für Ferienstart: "Die Lage ist sehr angespannt"
In Hamburg droht ein chaotisches Wochenende am Flughafen: Zwei Länder starten in die Sommerferien, der Luftverkehr ist überlastet. Jetzt kommt ein Streik dazu.
Lange Schlangen, gestresste Passagiere und zu wenig Personal machen Flugreisen derzeit zu einer beschwerlichen Angelegenheit. Doch der Hamburger Flughafen erwartet von einem Verdi-Streik am Freitag kaum negative Auswirkungen. "Wir sind dabei, uns so vorzubereiten, dass die Passagiere davon nichts merken sollten", sagte Airport-Chef Michael Eggenschwiler am Donnerstag in Hamburg. Man arbeite an Notfallplänen. "Die Lage ist sehr angespannt", es gebe dabei auch "nichts schönzureden".
Die Gewerkschaft hat zum Ferienbeginn in norddeutschen Bundesländern Technik-Personal zum Arbeitskampf aufgerufen. Knapp 200 Beschäftigte der Real Estate Maintenance GmbH (RMH), die etwa für Instandhaltung der Technik in der Gepäckbeförderung, der Startbahnen und anderer Infrastruktur zuständig sind, sollen ab der Frühschicht für 24 Stunden ihre Arbeit niederlegen.
Flughafen Hamburg: Passagiere müssen mit Wartezeiten rechnen
Diese Streikenden seien nicht operativ, sondern unterstützend tätig, sagte Eggenschwiler, räumte aber ein: "Das kann ein Risiko sein, dass eine Rolltreppe steht und niemand kommt." Passagiere müssen sich dennoch auf Wartezeiten einstellen, kündigte der Flughafenchef an. "Es fehlt an vielen Stellen an Personal." Fluggäste sollten mindestens zweieinhalb Stunden vor Abflug am Terminal sein.
Der Luftverkehr habe sich stärker erholt als gedacht und die Buchungen gingen durch die Decke, so Eggeschwiler. Am Freitag ist der letzte Schultag vor den Sommerferien in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Erster Ferientag in Hamburg ist der 7. Juli. In den beiden ersten Ferienwochen erwartet der Flughafen jeweils rund 300.000 Passagiere, bis zu 170 Abflüge pro Tag sind drin.
Bundespolizei: Sicherheitskontrollen ab 3.30 Uhr besetzt
Der Vizepräsident Bundespolizeidirektion Hannover, Michael Schuol, sagte, viele Menschen hätten "verlernt zu fliegen" und appellierte an die Reisenden, vor allem ihr Handgepäck schon vorher auf verbotene Gegenstände und die vorgegebenen Mengen für Flüssigkeit zu prüfen. Es sei zudem "nicht hilfreich", wegen hoher Gepäckgebühren mehrere Handgepäckstücke mitzunehmen, dann dauere alles noch länger. In den Sommerferien werden die Sicherheitskontrollen ab 3.30 Uhr besetzt sein.
Verdi-Experte Lars Stubbe hatte jüngst zur Nachrichtenagentur Reuters gesagt: "Wir brauchen jetzt einen guten Schluck aus der Pulle." Denn in der Corona-Zeit habe es keine Tariferhöhung gegeben und die Mitarbeitenden hätten mit aufgestocktem Kurzarbeitergeld auskommen müssen. Sollten Passagiere betroffen sein, bedauere die Gewerkschaft dies. Es sei kein gezieltes Vorgehen, um Fluggäste zu treffen.
Derzeit sorgt ein massiver Personalmangel bei Airlines und vor allem bei Bodendienstleistern für teilweise chaotische Verhältnisse an Flughäfen in Deutschland und Europa. Dies führt zu Verspätungen, Warteschlangen und Flugstreichungen und könnte in der Urlaubssaison bei verstärktem Flugaufkommen weitere Störungen auslösen.
- Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters
- Mit Material der Nachrichtenagentur afp
- Hamburg Airport: Pressemitteilung vom 30. Juni 2022