Korruption bei Rossbach? Prüfbericht entlastet NDR-Direktorin weitgehend
Nach Korruptionsvorwürfen im Hamburger NDR-Landesfunkhaus steht ein erstes Ergebnis fest: Direktorin Rossbach wird größtenteils entlastet – geht aber trotzdem.
NDR-Landesfunkhaus-Direktorin Sabine Rossbach wird durch einen Bericht von unabhängigen Anti-Korruptionsbeauftragten entlastet: Es konnten keinerlei Korruptionstatbestände durch Handeln oder Unterlassen festgestellt werden, wie der NDR am Montagabend mitteilte. Rossbach habe allerdings 2012 in einem Fall gegen die Dienstanweisung zum Schutz vor Korruption verstoßen. Die Ergebnisse einer weiteren Untersuchung stehen zudem noch aus.
Im Rahmen der Skandalwelle im öffentlich-rechtlichen Rundfunk waren nach Ermittlungen gegen rbb-Intendantin Patricia Schlesinger auch Vorwürfe gegen Rossbach aufgekommen. In einem Bericht von "Business Insider" wurde die Frage aufgeworfen, ob Rossbachs Töchter von der Position ihrer Mutter beim NDR profitiert haben. Mehr dazu lesen Sie hier.
Rossbach verstieß gegen Dienstanweisung zum Korruptionsschutz
Der unabhängige Bericht kommt nach Angaben des NDR zum Ergebnis, dass zwar keine Veranstaltungen im Programm "platziert" worden seien, die von der PR-Agentur ihrer Tochter betreut werden. Jedoch habe Rossbach ihre damaligen Vorgesetzten nur mündlich und nicht schriftlich darüber informiert, dass ihre Tochter Miteigentümerin von Events ist, über die berichtet wurde.
Die Direktorin hatte in Anbetracht der Vorwürfe Anfang September angekündigt, sich vorerst von ihrem Amt zurückzuziehen. Obwohl sich diese dem NDR zufolge nun als falsch herausgestellt haben, soll das auch weiter so bleiben: "In den letzten Wochen ist viel gegenseitiges Vertrauen verloren gegangen – und deswegen möchte ich den Weg frei machen für eine Neuaufstellung im Landesfunkhaus Hamburg", wird Rossbach zitiert. Sie werde ihre Stelle zum 1. April 2023 freimachen.
Ergebnisse über Beeinflussung von Berichten stehen noch aus
NDR-Intendant Joachim Knuth begrüßt den Schritt: "Ich bedauere, dass (Rossbachs) Leistung durch die erhobenen Vorwürfe in den vergangenen Wochen überschattet wurde. Dass sie gleichzeitig den Weg für einen Neuanfang im Landesfunkhaus frei macht, spricht für ihre große Verbundenheit zum NDR". Er sei erleichtert, dass sich die schweren Verdächtigungen nicht erhärtet haben.
Eine weitere Prüfung steht noch aus: Knuth hat nach NDR-Angaben eine interne journalistische Aufarbeitung in Auftrag gegeben, mittels derer geprüft werden soll, ob journalistische Standards verletzt wurden oder die Berichterstattung beeinflusst wurde. Die Ergebnisse werden demnach bis Ende der Woche erwartet.
- ndr.de: Mitteilung vom 24. Oktober 2022
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