Ungeklärte Vorwürfe NDR-Funkhauschefin zieht sich vorerst zurück
Die Landesfunkhauschefin des NDR in Hamburg lässt ihre Tätigkeit ruhen. Hintergrund sind unter anderem Vorwürfe der Vetternwirtschaft gegen sie.
Wegen noch nicht aufgeklärter Vorwürfe lässt die Landesfunkhausdirektorin des Norddeutschen Rundfunks (NDR) in Hamburg, Sabine Rossbach, vorerst ihre Tätigkeit ruhen. Das teilte der öffentlich-rechtliche Sender in Hamburg mit.
"Sabine Rossbach wird in den kommenden Wochen ihre Arbeit im Landesfunkhaus Hamburg ruhen lassen, bis die Prüfergebnisse über die im Raum stehenden Vorwürfe vorliegen. Sie hat zudem angekündigt, nicht dauerhaft auf ihre Position zurückzukehren."
NDR-Intendant Joachim Knuth sagte: Rossbach mache in den kommenden Monaten den Weg frei für einen Neuanfang im Landesfunkhaus. "Wir nehmen uns jetzt die Zeit, die im Raum stehenden Vorwürfe aufzuklären."
Rossbach wehrte sich gegen Vorwürfe
Hintergrund ist ein Bericht des Online-Mediums "Business Insider", der die Frage aufwarf, ob Rossbach ihren Job dafür genutzt haben könnte, Familienmitgliedern Vorteile zu verschaffen. Rossbach und Sender hatten dies in Statements zurückgewiesen. Entweder sei sie nicht beteiligt gewesen oder habe keinen Einfluss genommen und damit auch nicht gegen journalistische Standards verstoßen. Zugleich machte der NDR bekannt, dass ein Aspekt Gegenstand einer Prüfung durch die Anti-Korruptionsbeauftragte des NDR sei.
Zuvor hatten rund 70 Mitarbeitende in einem Brief der Direktorin das Misstrauen ausgesprochen. Als Grund für den Brief, der an den Intendanten Knuth gerichtet war, nannten sie zum einen die "schwerwiegenden" Vorwürfe der Vetternwirtschaft gegen Rossbach.
Kontrollgremium plant Sondersitzung am Mittwoch
Das unabhängige Kontrollgremium Landesrundfunkrat Hamburg will zudem in einer Sondersitzung zusammenkommen. Man nehme die Vorwürfe sehr ernst, hatte Gremiumschef Thomas Kärst erklärt. Geplant war bislang der nächste Mittwoch für die Sondersitzung.
Die kommissarische Leitung des Landesfunkhauses übernimmt laut NDR die Vize-Funkhausdirektorin und Hörfunkchefin von NDR 90,3, Ilka Steinhausen. Damit liege ab sofort auch die journalistische Verantwortung für alle Programme in ihrer Hand.
Gemeinsam mit der Vize-Intendantin Andrea Lütke übernehme Steinhausen die Verantwortung der Aufklärungsprozesse. "Ein unabhängiges Team aus Kolleginnen und Kollegen außerhalb des Hamburger Funkhauses wird die journalistische Aufarbeitung der im Raum stehenden Fälle und der redaktionellen Abläufe vornehmen", teilte der ARD-Sender weiter mit.
Wie am 25. Oktober 2022 bekannt wurde, entlastet ein Bericht der unabhängigen Anti-Korruptionsbeauftragten Sabine Rossbach. Es konnten keinerlei Korruptionstatbestände durch Handeln oder Unterlassen festgestellt werden, teilte der NDR mit. Rossbach habe allerdings 2012 in einem Fall gegen die Dienstanweisung zum Schutz vor Korruption verstoßen. Die Ergebnisse einer weiteren Untersuchung stehen zudem noch aus.
- Nachrichtenagentur dpa