Konzert in der "Elphi" Robbie Williams wird zum Hamburg-Versteher
Pop, Pathos und Plaudern: Mit einer Mischung aus Musik und Geschichten aus seinem Leben hat Robbie Williams in der Elbphilharmonie seine Zuschauer unterhalten.
"Wenn ich hier bin, bekomme ich dieses überwältigende Gefühl von Liebe. Dafür bin ich sehr dankbar", rief Williams während der etwa zweistündigen Show am Dienstagabend den rund 2.100 Menschen in der Hamburger "Elphi" zu. Er fühle sich umarmt. Und genau dieses Gefühl gab der Musiker, der einst mit der Gruppe "Take That" berühmt geworden war, auch an seine Zuhörer zurück.
Bereits vor dem Konzert hatte Williams ein wenig Zeit, um Hamburg besser kennenzulernen. So war er unter anderem für einen Foto-Termin in einer Hafenbarkasse auf der Elbe unterwegs und gab seine Interviews in der Elbphilharmonie mit bestem Blick auf den Hafen. Er sei früher zwar schon auf der Reeperbahn gewesen, "aber ich habe nicht wirklich verstanden, dass dies eine Seefahrer- und Industriestadt ist, die Liverpool sehr ähnlich ist", sagte der Brite. "Diesmal kann ich ihr Herz und ihre Seele besser verstehen. Ich verstehe Hamburg. Ich fange an, mich mit der Stadt anzufreunden."
Williams spricht über Drogen- und Alkoholsucht
Bei seinem Konzert in der "Elphi" nahm der Popstar seine Zuhörer nicht nur mit seinen Liedern, die auch vom neuen Best-of-mit-Orchester-Album "XXV" kamen, mit auf eine persönliche Reise durch seine 25-jährige Solokarriere. Er zeigte sich zwischen den Liedern auch von seiner verletzlichen Seite, sprach von den Tiefen und Höhen seines Lebens, der Drogen- und Alkoholsucht, den Ängsten und Sorgen und den Dingen, die ihn wieder stark gemacht hätten.
Geri Halliwell ("Spice Girls") habe ihm beispielsweise vor rund 20 Jahren durch eine sehr schwere Zeit geholfen. Für sie habe er das Lied "Eternity" geschrieben. Für seine Familie - Frau Ayda und die vier Kinder - sang er in dem berühmten Konzerthaus an der Elbe "Love my Life". Sie habe sein Leben erst komplett gemacht und ihm einen Zweck gegeben.
Symbiose aus Klassik und Pop
Williams' einnehmendes Wesen bestimmte den Abend so, dass das große Orchester so manches Mal fast in der Hintergrund rückte. Auch die doch vergleichsweise laute Band des Musikers übertönte die mehr als 80 Musiker der Neuen Philharmonie Frankfurt an vielen Stellen. Die meiste musikalische Wucht hatte es in den Passagen, in denen Schlagzeug und E-Gitarren ruhen mussten.
Bereits vor dem Auftritt hatte Williams der "dpa" gesagt, dass die Akustik der Elbphilharmonie für ihn gar nicht so wichtig sei. "Ich habe meine In-Ears an. Das ist es, was ich höre." Dennoch gab es auch einen Moment, bei dem das Orchester noch spielte und Williams seine In-Ear-Kopfhörer abnahm, der Musik lauschte und sie mit "Wow" kommentierte.
Auch bei der Live-Premiere der von Künstlicher Intelligenz neu arrangierten Version des Williams-Hits "Angels" konnte das Orchester zeigen, welche Wucht es entfalten kann. Die "Beethoven-KI", die bereits Beethovens 10. Sinfonie vollendet hatte, hat nun auch die Mondscheinsonate mit dem Intro von "Angels" verwoben und zudem einen instrumentalen Mittelteil komponiert, für den sie aus allen Werken Beethovens schöpfen konnte. Das Ergebnis, als letztes von 16 Liedern an dem Abend, konnte sich durchaus hören lassen und wirkte in der "Elphi" wie eine Symbiose aus Klassik und Pop.
- Nachrichtenagentur dpa