Amoktat im Saal der Zeugen Jehovas Schüsse in Hamburg: Warum wurde erst so spät gewarnt?
Gegen 21 Uhr fielen in einem Saal der Zeugen Jehovas in Hamburg Schüsse. Doch erst um 22.30 Uhr wurde die Bevölkerung gewarnt. Auch die Entwarnung kam erst spät.
In Hamburg fielen am Donnerstagabend Schüsse in einem Saal der Zeugen Jehovas, acht Menschen starben, mehrere weitere wurden verletzt. Nach Polizeiangaben gingen um kurz nach 21 Uhr die ersten Notrufe ein. Über die Warn-App NINA des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) wurde allerdings erst um 22.30 Uhr eine Warnung vor einer "lebensgefährlichen Lage" mit der höchsten Warnstufe "extreme Gefahr" gewarnt.
In der Warnmeldung hieß es unter anderem: "Am heutigen Tage gegen 21 Uhr schoss(en) ein oder mehrere Täter auf Personen in einer Kirche." Zudem wurde dazu aufgefordert, den betroffenen Bereich zu meiden und sich in dem Bereich nicht ins Freie zu begeben. Zum Zeitpunkt der Warnung ging die Polizei offenbar noch davon aus, dass sich der oder die Täter noch auf der Flucht befanden. Doch warum wurde die Bevölkerung erst etwa anderthalb Stunden nach der Tat vor einer möglichen Gefahr gewarnt?
Man sei zunächst von einem einzelnen Amoktäter und einem lokalisierten Geschehen ausgegangen, sagte Matthias Tresp von der Schutzpolizei bei einer Pressekonferenz zur Amoktat. Erst durch Zeugenaussagen sei der Verdacht aufgekommen, dass es möglicherweise noch einen zweiten Täter gegeben habe. Erst dann sei gewarnt worden. Der Verdacht habe sich dann jedoch nicht bestätigt.
Warnmeldungen werden über Leitstelle ausgegeben
"Man muss sich erst einmal einen Überblick über die Lage verschaffen", sagte ein Sprecher der Hamburger Feuerwehr t-online zur Frage nach der späten Warnung. Man könne nicht "jedes Mal, wenn's irgendwo donnert, gleich eine Warnmeldung rausgeben". Erst wenn klar sei, dass wirklich Gefahr bestehe, werde von der entsprechenden Behörde über die Leitstelle eine Warnmeldung herausgegeben. Dann wird über die Warn-Apps gewarnt.
Bereits um kurz nach 23 Uhr erklärte ein Sprecher der Polizei dann, dass es keinen Hinweis auf einen flüchtigen Täter mehr gebe. Die Entwarnung über die App kam allerdings erst um 3.02 Uhr. Warum wurde so spät entwarnt?
Die Polizei sei davon ausgegangen, dass "wahrscheinlich" kein Täter mehr auf der Flucht gewesen sei, sagte der Feuerwehrsprecher t-online. Zudem sei nicht sicher gewesen, ob es sich um einen oder mehrere Täter gehandelt habe. Daher sei erst entwarnt worden, als man sich sicher gewesen sei, dass keine Gefahr mehr bestand, so der Sprecher weiter.
- Telefonat mit einem Sprecher der Feuerwehr Hamburg
- Warnmeldung über die Warnapp NINA
- Pressekonferenz von Polizei, Staatsanwaltschaft und Innenbehörde