Illegale Nutzung? Großbrand in Hamburg: Stadt will Vorkaufsrecht für Brandort
Nach dem Großbrand in Hamburg werden Rufe nach Konsequenzen laut. Die Probleme in der Gegend sind lange bekannt – und die Stadt ist bereits aktiv geworden.
Zwei Tage nach dem Ausbruch eines Großbrands im Hamburger Stadtteil Rothenburgsort ist das Feuer noch immer nicht vollständig gelöscht. Die Lage in der Billstraße sei "schon seit langem außer Kontrolle. Und das ist nicht akzeptabel!“, sagte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Hamburg, Horst Niens, und forderte Konsequenzen.
Tatsächlich ist der Hamburger Senat schon vor dem Ausbruch des Großbrandes aktiv geworden: Die Stadt wolle versuchen, die Flächen in dem betroffenen Gebiet zu kaufen, sagte Ralf Neubauer (SPD), Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte, dem Sender NDR 90,3. "Dafür brauchen wir ein städtisches Vorkaufsrecht, nur dann werden wir ein Industriegebiet klassischer Prägung an dieser Stelle wieder hinbekommen. Da arbeiten verschiedene beteiligte Behörden aktuell dran und ich glaube, dass wir da zeitnah zu Ergebnissen kommen werden." Eine entsprechende Drucksache sei unabhängig von dem Brand bereits in Vorbereitung, bestätigte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) dem Sender.
Die GdP beklagt, dass bereits seit geraumer Zeit klar sei, dass in der Billstrasse zahlreiche Gewerbetreibende gegen eine Reihe von Gesetzen verstießen. Es besteht nach Auffassung der Gewerkschaft der Verdacht der Hehlerei, der Steuerhinterziehung und des Menschenhandels. Die Probleme in der Billstraße seien den Behörden bekannt, sagte Neubauer NDR 90,3. "Aktuell erleben wir leider sehr häufig dasselbe, nämlich dass wir eine illegale Nutzung teilweise nach langwierigen Verfahren untersagen können. Und dann das Grundstück verkauft wird und die nächste illegale Nutzung beginnt."
Großbrand in Hamburg: Lebensgefahr für Einsatzkräfte
"Es kann nicht sein, dass tonnenweise Schrott und alle möglichen Güter auf engstem Raum gelagert werden. Es darf nicht sein, dass dort scheinbar unbehelligt Menschen illegal wohnen!", so der Polizeigewerkschaftler Niens. Das habe die Einsatzkräfte vor Ort zusätzlich in Gefahr gebracht.
Insgesamt waren nach Angaben der Feuerwehr seit dem Ausbruch des Brandes rund 400 Feuerwehrleute im Einsatz. Mehr zu dem Einsatz lesen Sie hier. Am Dienstagnachmittag sei der Brand zu 95 Prozent gelöscht gewesen. In einzelnen Bereichen der stark einsturzgefährdeten Hallen seien jedoch weiter Hotspots, Brandherde und Glutnester zu finden. Diese Brandherde könnten jedoch nicht erreicht werden, ohne dass sich Einsatzkräfte in Lebensgefahr begeben müssten.
Damit die Löscharbeiten abgeschlossen werden können, müssen die Grundstücksbesitzer nun spezielle Abbruchunternehmen beauftragen, um die Brandherde für die Feuerwehr erreichbar zu machen. Das sei zum größten Teil bereits geschehen, sagte ein Sprecher der Hamburger Feuerwehr t-online. Dennoch würden die Löscharbeiten wohl noch die ganze Woche und wahrscheinlich auch noch die kommende Woche andauern.
- ndr.de: "Nach Großbrand: Stadt bereitet Vorkaufsrecht für Billstraße vor"
- gdp.de: Pressemitteilung der GdP Hamburg vom 11. April 2023
- presseportal.de: Pressemitteilung der Feuerwehr Hamburg vom 11. April 2023
- Telefonat mit der Feuerwehr Hamburg