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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Klimaschutz Darum nimmt Greenpeace die "Letzte Generation" in Schutz
Greenpeace oder die "Letzte Generation"? Radikale Umweltschützer haben die Wahl. Ein Greenpeace-Sprecher hält beide für wichtig. Er sieht aber auch Unterschiede.
Greenpeace Deutschland nimmt die "Letzte Generation" in Schutz. "Die machen auch wirksame Kampagnen", so Jan Haase, einer der Sprecher von Greenpeace, im t-online-Gespräch. Er sieht auch deutlich mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zwischen beiden Organisationen.
Beide machten keine PR in eigener Sache, sondern Kampagnen für eine lebenswerte Umwelt. Die Forderungen beider Organisationen seien auch nicht aus der Luft gegriffen, sondern wissenschaftlich belegt.
Haase hält Greenpeace auch für ähnlich radikal wie die „Letzte Generation". Auch seine Gruppierung scheue nicht vor Aktionen zurück, die zu heftigen Gegenreaktionen führen können. Greenpeace bemale beispielsweise Fensterscheiben mit abwaschbarer Kreide. Greenpeace-Aktivisten riskierten damit ebenfalls großen Ärger.
Da nutzen einige Kritiker die Gunst der Stunde aus
Jan Haase, Pressesprecher Greenpeace
2019 hat das sogar bundesweit Wellen geschlagen: Damals wollte Greenpeace gegen den konsumfreundlichen "Black Friday" protestieren und hatte deshalb in der Augsburger Innenstadt Schaufenster mit Kreide angemalt. Fünf Monate später stürmte die Abteilung "Staatsschutz" der Augsburger Polizei das Zimmer einer 15-Jährigen. Die Begründung dafür lautete: "Gefahr im Verzug". Die Jugendliche gehörte gar nicht zu Greenpeace, sondern zu Fridays for Future. Die Polizei hatte die Falsche verdächtigt. Das Verfahren wurde eingestellt. Mehr dazu lesen Sie hier.
Haase hält die Kritik an der "Letzten Generation" deshalb auch für "politisch motiviert". "Die passt den Klimaschutz-Bremsern ganz gut ins Konzept. Die nutzen jetzt die Gunst der Stunde aus."
Im Umgang mit der "Letzten Generation" wünscht er sich deutlich mehr Gelassenheit. "Wenn die 'Letzte Generation' Kartoffelbrei auf ein Bild wirft, das durch eine Glasscheibe geschützt ist, dann kann das erst einmal als Sachbeschädigung zur Anzeige gebracht werden", stellt Haase fest. "Ob es auch eine ist, klärt dann aber ein Gericht." Der Schaden daraus sei oft sehr gering. Daraus den Vorwurf einer kriminellen Organisation zu stricken, hält der Umweltschützer für nicht angemessen.
Aktionen gegen Autofahrer lösen heftige Reaktionen aus
Dennoch sieht er auch Unterschiede zwischen beiden Organisationen. Die "Letzte Generation" agiere mehr in der Breite. Blockiert Straßen, legt sich damit also mit ganz normalen Autofahrern an. Greenpeace ist das Autofahren auch ein Dorn im Auge, macht die deutsche Autoindustrie für den Klimawandel mitverantwortlich. Für ihren Protest suchen sie sich aber nicht die Innenstädte aus. Greenpeace-Aktivisten gehen dafür auf Automessen wie die IAA in München.
2019 stiegen Umweltschützer bei etwa zehn Grad Außentemperatur mit Plakaten in das Wasserbecken vor der Messe München. Auf den Plakaten waren Bilder von Überschwemmungen und Waldbränden der vergangenen Jahre zu sehen, zudem Slogans wie "Die Klimakrise startet hier".
Die Reaktionen seien ähnlich wie bei der "Letzten Generation", so der Sprecher. Greenpeace-Aktivisten ernteten dafür ähnlich massive Anfeindungen wie die Mitglieder der "Letzten Generation". Das wird laut ihm auch schnell sehr persönlich. Denn wer aktiv und konsequent Klimaschutz einfordert, zahle schnell einen hohen Preis.
- Interview mit Jan Haase, Pressesprecher Greenpeace
- merkur.de: Demonstration von Greenpeace-Aktivisten
- focus-online: Staatsschutz sucht nach Kreise