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Hamburg: "Zeit für Zukunft" bietet Mentoring als Lebenshilfe für Kinder


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Verein "Zeit für Zukunft"
Mentoring als Lebenshilfe für Kinder und Jugendliche


31.07.2023Lesedauer: 3 Min.
Jonathan Schramm mit seinem Buddy Eros (13) aus Togo: Bereits seit drei Jahren bilden sie ein Tandem.Vergrößern des Bildes
Jonathan Schramm mit seinem Mentee Eros (13) aus Togo: Seit mehr als drei Jahren bilden sie ein Tandem. (Quelle: Milad Panah)
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Der Hamburger Verein "Zeit für Zukunft" will junge Menschen in Hamburg sozial festigen. Um dies auch zukünftig gewährleisten zu können, braucht es jedoch Hilfe.

Wenn sich Jonathan Schramm mit seinem Mentee trifft, unterhalten sich die beiden in den seltensten Fällen über berufliche Zukunftsängste oder gängige Knigge-Regeln. Denn im Fokus liegt vor allem eines: Die gemeinsame Zeit so gut es geht zu genießen. Auf lange Sicht fördert Mentoring die psychosoziale Entwicklung der Heranwachsenden, es festigt sie und gibt ihnen die Möglichkeit, ihre Stärken und Schwächen in einem sicheren Umfeld zu testen. Das Mentoren-Dasein im Sinne der freundschaftlichen Lebensstütze steht im Mittelpunkt der Arbeit von "Zeit für Zukunft".

Gegründet wurde der Verein aus einer Krisensituation heraus. 2013 strich eine Stiftung mit Sitz in Süddeutschland einer Vorgänger-Institution die Mittel, und plötzlich saßen alle Mentorinnen und Mentoren mit ihren damaligen Mentees von jetzt auf gleich auf der Straße. "Aber wir wollten weitermachen", erinnert sich Dr. Kathrin Sachse, Vorstandsvorsitzende des Vereins und Gründungsmitglied. "Das sahen wir als unsere Verantwortung gegenüber den von uns betreuten Kindern." Postwendend organisierte man sich und gründete einen Verein, der seither den Namen "Zeit für Zukunft" trägt.

Mentoring als wichtiger Faktor für eine stabile Entwicklung

Das Angebot richtet sich an junge Heranwachsende zwischen sechs und 16 Jahren, die unter schwierigen Startbedingungen groß werden. Die Tandems, so nennt sich das Paar aus Mentee und Mentor/Mentorin, sind auf mehrere Jahre angelegt, das Kind will sich ja entwickeln. "Wir versuchen, den Kindern und Jugendlichen eine so große Lebensstütze zu sein wie möglich", sagt Sachse.

Die 47-jährige Richterin hat während ihrer bisherigen Laufbahn im Jugendstrafrecht viel gesehen, sie weiß, was Jugendliche brauchen, um den Weg ins Erwachsenwerden zu meistern: "Ich bin davon überzeugt, dass Kinder und Jugendliche, denen ein Mentor als verlässliche Vertrauensperson zu Seite steht, sich als wertvoll und selbstwirksam erleben. Sie neigen weniger zu Suchtverhalten und geraten seltener auf die schiefe Bahn."

Komplett über Spenden finanziert

Wenn die fünf Geschwister mal wieder nerven oder wenn sich die Familie gerade im Integrationsprozess befindet und eigentlich andere Dinge anstehen als der Besuch im Zoo, dann könne so ein Mentor manchmal Wunder wirken, so Sachse. Mittlerweile blickt der Verein auf über 350 erfolgreiche Tandems zurück, in zehn Jahren Vereinsgeschichte.

Dass es so weit kam, ist allerdings auch der Leistung des gesamten Teams und aller Personen und Institutionen geschuldet, die sich finanziell einbringen. Neben einer Finanzierungshilfe durch das Bundesfamilienministerium, die über die "BürgerStiftung Hamburg" vermittelt wird und ungefähr zehn Prozent aller Einnahmen ausmacht, ist der Verein komplett auf Spenden angewiesen. Diese fließen direkt in die professionelle Auswahl, Vermittlung und Begleitung der Patenschaften.

Ein Mix auf Spaß und Verantwortungsbewusstsein

"Alle unterstützenden Aufgaben wie Öffentlichkeitsarbeit und die Organisation von Gruppenveranstaltungen erbringen wir dagegen ehrenamtlich und ohne Aufwandsentschädigung", sagt Sachse. Alle Beteiligten seien mit Leib und Seele bei der Sache, da ist sich auch Jonathan Schramm sicher.

"In erster Linie geht es auch gar nicht darum, Hilfestellung bei den Hausaufgaben oder der Jobsuche zu geben, sondern darum, die gemeinsame Zeit zu genießen", erzählt er. Der 28-jährige Doktorand der Rechtswissenschaft begleitet seinen Mentee seit etwa dreieinhalb Jahren. Als Tandem geht man zusammen ins Kino oder ins Museum, grillt im Stadtpark oder fährt Tretboot auf der Alster, geht Fischbrötchen essen oder man kocht gemeinsam zu Hause. "Wir machen einfach das, worauf wir gerade Lust haben", sagt Schramm.

Auf die bisherige Zeit mit seinem Mentee blickt er zufrieden zurück. Das größte Kompliment sei es, wenn Geschwister auch am Programm teilnehmen möchten, nachdem sie ein Tandem live in Aktion gesehen hätten. Oder wenn ehemalige Mentees selbst Mentoren werden möchten. Wenn es sich herumspreche, dass es dieses Angebot gibt. "Ich glaube wirklich, dass wir die Menschen berühren. Dass wir etwas bewegen", sagt er. Und wann, wenn nicht in solchen Situationen, ist Kinderlachen ehrlicher?

Der Verein sucht derzeit nach neuen Mentorinnen und Mentoren, etwa 90 Kinder warten auf frische Tandems. Bei Interesse einfach beim Verein melden.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Interview
  • zeitfuerzukunft.org: Besuch der Vereinswebseite
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