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Putins Zerstörer in der Ostsee: Wie nah Russland an Fehmarn herankommt


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Zerstörer vor den Ferieninseln
So nah kommen Putins Kriegsschiffe Deutschland


Aktualisiert am 03.08.2023Lesedauer: 3 Min.
Russlands Marineschiffe fahren regelmäßig durch den Fehmarnbelt: Der russische Präsident Wladimir Putin nutzt die Flotte auch für Propaganda.Vergrößern des Bildes
Russlands Marineschiffe wie die "Severomorsk" (im Bild) fahren regelmäßig durch den Fehmarnbelt: Der russische Präsident Wladimir Putin nutzt die Flotte auch für Propaganda. (Quelle: IMAGO/SNA/Montage: U.Frey/t-online)

Ein russisches Kriegsschiff ganz nah am deutschen Staatsgebiet – eine erschreckende Vorstellung? In der Ostsee kommt das regelmäßig vor.

Russische Kriegsschiffe passieren oft ohne besondere Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit den Fehmarnbelt, im vergangenen Monat gleich mehrfach. Bei diesen Durchquerungen der Wasserstraße zwischen Deutschland und Dänemark sind sie allerdings nicht allein: Sie werden von Marine- und Polizeischiffen eskortiert. Die russischen Schiffe kommen den europäischen Staaten jedoch nicht ohne Grund so nah. Am Sonntag nahmen sie an der Marineparade vor Sankt Petersburg teil.

Der Fehmarnbelt ist nur 19 Kilometer breit, die Fahrrinne gerade einmal neun Kilometer. Der Belt liegt auf den wenigen Routen zwischen Ost- und Nordsee – und ist für Russland wichtig, um Sankt Petersburg mit den Weltmeeren zu verbinden. Am "Tag der Marine" nahmen jetzt nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS 45 Kampfschiffe, Kanonenboote und U-Boote der Nord-, Pazifik-, Ostsee- und Schwarzmeerflotte teil. Zahlen zu Fluggeräten wurden anders als im vergangenen Jahr keine gemacht.

Seit Kriegsbeginn ist die Lage in der Ostsee eine andere

3.000 Soldaten sollen mitgeholfen haben, die Stärke der russischen Marine zu demonstrieren und Bilder für weitere Propaganda zu liefern. Das wären 500 weniger als im Jahr zuvor. Seit 2017 "überprüft" der russische Präsident und Oberbefehlshaber Wladimir Putin die Leistungsfähigkeit seiner Marine, vermeldet TASS.

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Schon seit Wochen passieren russische Kriegsschiffe den Fehmarnbelt. "In der Ostsee bewegen sich regelmäßig russische Marineeinheiten", schreibt die Bundespolizei t-online auf Anfrage. Seit dem Angriff auf die Ukraine habe sich jedoch einiges geändert: "Insbesondere seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und der damit einhergehend veränderten Sicherheitslage in Europa überwacht die Bundespolizei anlassbezogen maritime russische Militäreinheiten." Vereinzelt käme es auch zu Durchfahrten von "Marineeinheiten aus Partnerstaaten der Russischen Föderation".

Laut einem Bericht der "Kieler Nachrichten" wurde am 9. Juli beispielsweise der Zerstörer "Severomorsk" im Fehmarnbelt gesichtet und dabei von einem Schiff der Bundespolizei und einem Helikopter der Deutschen Marine begleitet. Zuvor hatte der russische Zerstörer an einer Übung in der Barentssee teilgenommen. Die Bundespolizei bestätigt zwar die Durchfahrt, nennt auf Anfrage aber keine weiteren Details. Die "Severomorsk" ist auf die Bekämpfung von feindlichen U-Booten spezialisiert und seit 1987 im Dienst.

Deutsches und dänisches Boot fahren stundenlang Eskorte

Mit Schiffsverfolgungssoftware, die t-online für seine Recherchen nutzt, lässt sich jedoch nachvollziehen, was am 9. Juli in der Ostsee geschah. Um kurz vor 9 Uhr näherten sich das Bundespolizei-Schiff "Neustadt" und das dänische Marineschiff "HDMS Diana" in der Kieler Bucht an. Das russische Schiff ist auf der Karte nicht zu sehen, weil das Automatische Identifikationssystem (AIS) mutmaßlich deaktiviert war. Zusammen passieren die "Neustadt" und die "Diana" in engen Abständen den Fehmarnbelt und fahren entlang der deutschen Küste.

Auf Höhe von Sassnitz auf Rügen dreht die deutsche "Neustadt" dann gegen 21.30 Uhr ab. Das dänische Patrouillenschiff hält vorerst weiter Kurs. Gegen 1 Uhr des nächsten Morgens dreht sie ab, nachdem die Insel Bornholm passiert wurde. Wie auf Bildern der Marineparade zu sehen ist, kam die 163 Meter lange "Severomorsk" rechtzeitig in Sankt Petersburg an.

Verhindern können Deutschland oder andere Staaten die Durchfahrt nicht: "Der Fehmarnbelt ist internationales Gewässer. Jedes Schiff und auch jedes Kriegsschiff kann diesen passieren, ohne sich irgendwo anmelden zu müssen", teilt das Marinekommando in Rostock auf Anfrage von t-online mit. Nato-Einheiten seien geübt, russische Kriegsschiffe zu eskortieren – seit Kriegsbeginn habe es auch keine Zwischenfälle gegeben. "Kontakt zwischen Nato-Einheiten und Einheiten der russischen Marine besteht in der Regel nicht."

"Es gibt kein Säbelrasseln"

Die russischen Schiffe müssen ihre Bewegungen also nicht anmelden – und tun das auch nicht freiwillig, "auch wenn wir als Deutsche Marine und sicherlich auch die Nato das sehr zu schätzen wüssten", heißt es vom Marinekommando. Wie groß ist also die Eskalationsgefahr?

Nach Angaben der deutschen Marine und der Bundespolizei müssen sich Ostsee-Urlauber und Küstenbewohner keine Sorgen machen: "Es gibt kein Säbelrasseln. Im Gegenteil: Das Verhalten der russischen Einheiten zeigt im wesentlichen Normalverhalten", ordnet das Marinekommando ein.

Am Samstag passierte ein weiteres bemerkenswertes russisches Schiff den Fehmarnbelt – zu spät, um an der Parade teilzunehmen. Der 2022 in Betrieb genommen Atomeisbrecher "Ural" soll sich laut "Kieler Nachrichten" auf dem Weg zu einer Werft bei Sankt Petersburg befinden. Das 173 Meter lange Spezialschiff soll dabei wieder von der Bundespolizei begleitet worden sein – offensichtlich wieder ohne Zwischenfall.

Verwendete Quellen
  • Anfragen an die Bundespolizei und das Marinekommando
  • vesselfinder.com: Schiffsbewegungen in der Ostsee am 9. Juli 2023
  • kn-online.de: "Vor Fehmarn: Aufmerksame Eskorte für Zerstörer "Severomorsk""
  • tass.com: "Russia celebrates Navy Day with massive naval parade on Neva River"
  • kn-online.de: "Darum ist Russlands neuester Atomeisbrecher "Ural" in der Ostsee unterwegs"
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