Kampf gegen Klimasünder Per Privatjet nach Sylt – bald unbezahlbar?
Privatflüge vom Hamburg nach Sylt könnten bald auch Reichen zu teuer werden. Eine politische Initiative will den klimaschädlichen Reisen den Kampf ansagen.
Die Fraktion der Linken in der Hamburger Bürgerschaft fordert höhere Gebühren für Privatjets, die den Hamburger Flughafen nutzen. Das geht aus einer Pressemitteilung der Partei vom Freitag hervor.
In einem Antrag an die Hamburger Bürgerschaft fordern die Linken konkret, die Gebühren für Privatjets künftig teurer zu machen. So sollen Kurzflüge unter 600 Kilometer mehr Gebühren kosten als Langstrecken. Davon betroffen wären ganz erheblich Reisen zum Airport auf Sylt: Die Strecke Hamburg–Sylt zählt zu den am häufigsten frequentierten Privatjet-Routen innerhalb Deutschlands. Mehr dazu lesen Sie hier.
Spezielle Tarife für Krankentransporte und Notfälle
Geht es nach den Linken, soll künftig auch die Klimabelastung pro Passagier bei den Gebühren eine Rolle spielen. Dann wären wenig ausgelastete Flüge teurer als voll besetzte. Für Krankentransporte oder Flüge in anderen Notfällen soll es spezielle Gebühren geben.
Begründet werden die Forderungen mit der besonders starken Umwelt- und Klimabelastung durch Privatjets. Die ist bei geringer Auslastung höher als bei regulären Touristenflügen – in etwa 42-mal so hoch wie in einer Boeing 747, wie der Deutschlandfunk im vergangenen Jahr über eine britische Studie berichtete.
Die Flughafen Hamburg GmbH verweist auf t-online-Nachfrage auf das Luftverkehrsgesetz. "In dem ist die Erhebung und Gestaltung von Flughafenentgelten klar gesetzlich geregelt", so Flughafensprecherin Janet Niemeyer am Dienstag.
"Letzte Generation" begrüßt Vorschlag
Die "Letzte Generation" begrüßt den Vorschlag, teilt sie t-online mit. Initiativensprecher Max Wallstein ist aber skeptisch, ob die Idee umgesetzt wird. Daran mangele es nämlich, so der Aktivist. Er kündigte an: "Daher werden wir auch unseren Protest gegen Privatflieger fortsetzen."
Auch die Grünen im Bundestag fordern eine Extragebühr für Privatjets, allerdings für alle deutschen Flughäfen. "Privatjet-Flüge werden von der Allgemeinheit mitbezahlt, durch die mitgenutzte Infrastruktur und vor allem durch die Schäden an Gesundheit, Klima und Umwelt", sagte der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion, Stefan Gelbhaar, Mitte Juni der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Grüne fordern umweltfreundlichere Kraftstoffe für Privatjets
Gelbhaar forderte die Piloten von Privatjets auch auf, umweltfreundlichere Kraftstoffe als Kerosin zu tanken, etwa aus Speiseöl. Ein Verbot von Privatjet-Flügen lehnen die Grünen ab.
Der Geschäftsführer des deutschen Geschäftsfliegerverbands GBAA, Andreas Munsinger, sagte der Zeitung, der Verband lehne ein Verbot kurzer Flüge ab, "denn auch für sie kann es eine gute Begründung geben. Flüge unter 100 Kilometern ergeben allerdings wirklich selten Sinn", räumte Munsinger zugleich ein.
- Pressemitteilung der Linken in der Hamburger Bürgerschaft vom 18. August 2023
- deutschlandfunk.de: "Wie Privatjets dem Klima überdurchschnittlich schaden"
- Eigene Recherchen