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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Regionalverkehr Millionenstrafe für Metronom – weil zu wenig Züge fahren
Die Bahngesellschaft Metronom dünnt den Fahrplan aus. Die Hamburger Verkehrsbehörde reagiert darauf mit saftigen Strafen.
Die Züge sind voll, die Kunden genervt. Bahnfahren im nördlichen Niedersachsen ist derzeit kein Spaß. Die Bahngesellschaft Metronom hat seit Montag ihren Fahrplan ausgedünnt. Details lesen Sie hier.
Mindestens bis Dezember fahren ausgerechnet die Züge nicht, die dafür sorgen sollten, dass möglichst alle Kunden zwischen Hamburg und Bremen, Uelzen und Hannover einen Sitzplatz finden. Im Bahndeutsch sind das Entlastungszüge. Diese fuhren bisher in den Hauptverkehrszeiten einige Minuten vor oder nach den eigentlichen Zügen, damit die regulären Waggons nicht zu voll werden und sich die Passagiere dort stapeln.
"Erhöhung der Verlässlichkeit durch Ersatzfahrplan"
So kündigt Metronom die Ausdünnung des Fahrplans auf der Homepage an
Zumindest theoretisch, denn praktisch waren die Züge schon im regulären Bahnverkehr brechend voll. Die Strecke wird gern von Pendlern benutzt. Fallen die Züge aus, stehen die Fahrgäste ratlos an der Bahnsteigkante, sind sauer. Einige kündigen das Abo, andere beschweren sich in den sozialen Medien.
Weil Besserung nicht in Sicht ist, reagiert Metronom darauf unkonventionell. Die Firma setzt nicht noch mehr Züge ein, sie streicht den Fahrplan zusammen. Damit nur noch die Züge fahren, die sicher bei A oder B ankommen. Im Marketingsprech der Firma heißt das: "Erhöhung der Verlässlichkeit durch Ersatzplan."
Jeder Zug, der nicht fährt, kostet Metronom Geld
Der Grund dafür ist Personalmangel, wie bei vielen anderen Bahngesellschaften auch. Besonders Lokführer werden dringend gesucht und bei Metronom deshalb auch mit Hochdruck ausgebildet, so die Pressestelle des Unternehmens auf Anfrage von t-online. Doch das dauert, neue Lokführer gibt es nicht von heute auf morgen.
Dabei drängt die Zeit, denn jeder Zug, den Metronom ausfallen lässt, kostet die Firma richtig Geld. Bahngesellschaften wie Metronom oder die DB-Regio dürfen Züge nicht einfach so ausfallen lassen. Das bestätigt die Hamburger Verkehrsbehörde am Dienstag t-online. Die hat dem Konzern, der den Metronom betreibt, die Erlaubnis gegeben, dort Regionalzüge fahren zu lassen.
Fahren die Züge nicht, begehen die Unternehmen Vertragsbruch
Metronom hat sich dabei gegen andere Anbieter wie DB-Regio durchgesetzt und sich in der Bewerbung verpflichtet, eine entsprechende Gegenleistung anzubieten. Eben den Zugverkehr zwischen den verschiedenen Zielen. Auch dafür bekommt sie ihr Geld. Klappt das nicht, aus welchen Gründen auch immer, begehen Firmen wie Metronom Vertragsbruch und werden dafür bestraft. Auch das bestätige die Verkehrsbehörde t-online.
Der Betrag setzt sich aus einer Vertragsstrafe und Abzügen wegen ausgefallener und verspäteter Züge zusammen. Wie hoch der Schaden für Metronom ist, hängt davon ab, wann die Entlastungszüge wieder fahren. Nach t-online Informationen könnte das eine einstellige Millionensumme werden.
"Start Niedersachsen Mitte" musste 2,7 Millionen Euro zahlen
Zum Vergleich: Im Dezember 2021 hatte die Bahntochter "Start Niedersachsen Mitte" Probleme, Regionalbahnstrecken in der Lüneburger Heide zu bedienen. Das hat die Firma gut 2,7 Millionen Euro Strafe gekostet, berichtete die Böhme-Zeitung damals. Aus anderen Bahnregionen sind ähnliche Summen bekannt.
"Wir bedauern den Ausfall natürlich sehr", sagt Metronom-Sprecher Richard Lemloh t-online. Er versteht, dass Kunden verärgert sind, bittet aber um Verständnis. Dass die Firma für den Zugausfall Strafe zahlen muss, bestätigt er ebenfalls. Wie viel, mag er nicht sagen. Lemloh: "Wir bemühen uns, den Schaden in Grenzen zu halten."
- Stellungnahme der Verkehrbehörde Hamburg
- Telefonat mit Richard Lemloh, Pressesprecher Metronom
- boehmezeitung.de: Bahn: Start muss Strafe von 2,7 Millionen Euro zahlen
- Eigene Recherchen