Deutschland will mehr von ihnen Das können die neuen U-Boote aus Kiel
Thyssenkrupp feiert und Verteidigungsminister Pistorius freut sich: Das können die neuen U-Boote, von denen Deutschland noch mehr will.
In Kiel beginnt die Produktion einer neuen U-Boot-Klasse für Deutschland. Das Unternehmen Thyssenkrupp Marine Systems lud zum Start am Dienstag zu einer Zeremonie in die neu errichtete Schiffbauhalle. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und der norwegische Ressortchef Bjørn Arild Gram waren ebenfalls zu Gast.
Pistorius äußerte sich freudig: "Heute wird eine Vision Realität." Sein norwegischer Kollege betonte, die neue Klasse 212CD könne Inspiration für andere Verbündete sein.
Premiere: Baugleiche Boote für Deutschland und Norwegen
Deutschland und Norwegen kooperieren eng bei der Produktion. Die deutsche Marine hat zwei der neuen U-Boote bestellt, Norwegen vier. Die Auslieferungen sollen ab 2029 erfolgen: Zuerst kommt Norwegen dran, Deutschland erhält sein erstes Boot erst 2032.
Der im Juli 2021 erteilte Auftrag ist laut Thyssenkrupp Marine Systems der bislang größte in der Unternehmensgeschichte. Der Gesamtauftragswert für alle sechs U-Boote beträgt nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa 5,5 Milliarden Euro. Thyssenkrupp betont: "Mit dem 212CD-Programm werden erstmalig die Marinen zweier nordeuropäischer Nationen baugleiche U-Boote in ihren Flotten nutzen und von Interoperabilität und geteilten Ressourcen profitieren."
U212CD: Größer und moderner
Der neue deutsch-norwegische Bootstyp basiert auf der Klasse 212A, die die deutsche Marine bereits nutzt. Die neuen 212CD-Boote werden allerdings wesentlich größer sein: 73 Meter lang (statt 56 Metern), zehn Meter breit (statt bisher sieben), 13 Meter hoch (statt 11,5).
Es gibt kein Periskop mehr. An die Stelle des alten Sehrohrs treten digitale Sensorsysteme mit Infrarotkamera, Laser-Entfernungsmesser, Radargerät und Panorama-Überwachungssystem. Vorteile: Der Rumpf muss nicht aufgebrochen werden, um das Periskop einzubauen. Und das Boot soll dank Stealth-Technik im Optronik-Mastsystem für feindliche Schiffe schwerer ausfindig zu machen sein.
Diamantform macht Boot schwerer erkennbar
Auch das gesamte Boot soll durch die leicht eckige, diamantähnliche Form schwerer zu detektieren sein. Die Bundeswehr formuliert es so: "Eine im Vergleich noch einmal wesentlich verringerte Schallsignatur des Typs U212CD soll trotz verbesserter Ortungsverfahren verhindern, dass potenzielle Gegner die Boote entdecken können."
Bewaffnet werden sollen die deutschen Boote mit Schwergewichtstorpedos vom Typ DM2A4 Seehecht sowie mit einem flugkörpergestützten Verteidigungssystem gegen Luftbedrohungen.
Steigt Deutschland bei Thyssenkrupp Marine Systems ein?
Zusätzlich zu den zwei bereits georderten U-Booten könnte Deutschland noch weitere beschaffen. Es gibt eine Kaufoption für vier bis sechs weitere U-Boote. "Dass wir wollen, steht außer Frage", sagte Pistorius am Dienstag.
Am Rande seines Besuchs bei Thyssenkrupp Marine Systems sagte der Verteidigungsminister Pistorius außerdem, die Bundesregierung prüfe einen Einstieg bei der Kieler U-Boot-Werft. Die Überlegungen seien allerdings noch nicht abgeschlossen. Das werde mindestens bis Ende des Jahres dauern.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen AFP und dpa
- bundeswehr.de: "Neue U-Boote und Seeziel-Flugkörper für die Marine"
- thyssenkrupp-marinesystems.com: "thyssenkrupp Marine Systems celebrates start of production for the world’s most modern conventional submarines"
- esut.de: "Optronikmastsysteme OMS 150 und 300 für das deutsch-norwegische U-Boot-Projekt"
- esut.de: "Nächster Schritt auf dem Weg zum deutsch-norwegischen U-Boot U212CD"