Vorwürfe gegen Landwirt Krähen zerpickten noch lebendem Schaf das Auge
Ein Landwirt aus dem Kreis Steinburg soll rund 120 Schafe vernachlässigt und elend auf seiner Weide verendet haben lassen. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Völlig abgemagert und vollgekotet stehen die Schafe auf einer Weide. Ein Tier liegt bereits tot auf dem Boden. Ein weiteres Schaf kämpft offenbar seit Tagen bewegungsunfähig um sein Leben. Krähen haben ihm bereits schwere Verletzungen am Auge und in der Mundregion zugefügt.
Ein Augenzeuge hatte Videoaufnahmen, die dieses Elend zeigen sollen, der Tierschutzorganisation Peta Ende August zugesandt. Die 100 bis 120 vernachlässigten Tiere sollen einem Landwirt aus Horst im schleswig-holsteinischen Kreis Steinburg gehören. Dem Zeugen zufolge werden die Schafe ohne Unterstand und offenbar seit Längerem ohne ausreichend Nahrung und Wasser sich selbst überlassen.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen unsachgemäßer Tierhaltung
Peta hat laut eigener Aussage umgehend das zuständige Veterinäramt informiert und wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz bei der Staatsanwaltschaft Itzehoe Strafanzeige gegen den Halter erstattet.
Diese bestätigt den Eingang der Anzeige. "Die Anzeige richtet sich gegen die für eine Schafherde im Bereich Horst verantwortliche Person", teilt Oberstaatsanwalt Peter Müller-Rakow mit. "Es wird der Vorwurf des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz erhoben, grob gesagt soll es sich um unsachgemäße Tierhaltung, die zu negativen gesundheitliche Folgen für die Tiere führte, handeln." Die Anzeige werde nun im Haus durch die zuständige Dezernentin geprüft. Mit neuen Erkenntnissen rechnet die Staatsanwaltschaft in sechs Wochen.
Peta fordert härtere Strafen für Tierhalter
Peta zufolge seien tote und vernachlässigte Schafe keine Ausnahme. Anders als andere Tiere verbringen Schafe die meiste Zeit des Jahres draußen. Dies sei jedoch nur auf den ersten Blick idyllisch. "Immer wieder werden uns Bilder zugespielt, die unbeaufsichtigte Schafe zeigen, die sich in Zäunen verfangen haben oder im Hochsommer vor leeren Wassertrögen verdursten", schreibt die Organisation auf ihrem Blog.
Verletzte und tote Schafe blieben auf den Weiden oft unentdeckt. Teilweise hätten die Tiere keinen Schutz gegen Witterungsbedingungen, oft fehle es an Schattenplätzen oder geeigneten Unterständen bei Regenwetter. "Die hohe Zahl der Meldungen, die uns erreichen, verdeutlicht, dass derartige Missstände Alltag in der Schafhaltung sind", schreibt Peta.
Die Tierschützer fordern härtere Strafe und engmaschigere Kontrollen, um Hemmnisse zu schaffen. "Wer den Verpflichtungen eines Tierhalters nicht gerecht werden kann, dem muss die Tierhaltung untersagt werden", betont Julia Zhorzel von Peta Deutschland.
- peta.de: "Anzeige: Landwirt lässt Schafe verwahrlosen, leiden und sterben"
- peta.de: "Vernachlässigte Schafe im Landkreis Steinburg: Krähen zerpicken noch lebendem Tier das Auge – PETA erstattet Strafanzeige gegen Halter"
- Stellungnahme der Staatsanwaltschaft Itzehoe per Mail am 21. September 2023