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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Jahrhundertflut droht Das könnte auf die Ostseeküste zukommen
Eine Jahrhundertflut droht Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zu treffen. In der Vergangenheit haben Sturmhochwasser bereits schwere Schäden an der Küste angerichtet. Ein Blick in die Historie.
Sturmfluten sind Naturereignisse, die an der Ostseeküste immer wieder auftreten und große Schäden anrichten können. Eine Sturmflut ist eine Hochwasserlage, die durch starke Winde verursacht wird. Die Winde treiben das Wasser in Richtung Küste und erhöhen den Wasserstand.
Wenn dieser mehr als 1,5 Meter über dem mittleren Hochwasser liegt, spricht man von einer Sturmflut. Wenn der Wasserstand mehr als 2,5 Meter darüber liegt, handelt es sich um eine schwere Sturmflut. Und wenn der Wasserstand mehr als 3,5 Meter über dem mittleren Hochwasser liegt, handelt es sich um eine sehr schwere Sturmflut.
Sturmflut oder Sturmhochwasser?
Sturmfluten treten vor allem im Frühling und Herbst auf, wenn die Wetterlage wechselhaft ist und Tiefdruckgebiete über die Ostsee ziehen. Die Nordseeküste ist stärker von Sturmfluten bedroht, da sie offener zum Meer hin liegt.
An der Ostseeküste wird eine Sturmflut streng genommen als Sturmhochwasser bezeichnet, da die Ostsee anders als die Nordsee keine großen Gezeiten wie Ebbe und Flut kennt. Dennoch hat sich im 19. Jahrhundert der Begriff auch für die Ostsee eingebürgert. Die Behörden sprechen ebenfalls einheitlich von Ostsee-Sturmfluten.
Jahrtausendflut traf die Ostseeküste im November 1872
Im Laufe der Jahrhunderte hat es an der Ostsee zahlreiche bedrohliche Sturmfluten gegeben. Die stärkste ereignete sich in der Nacht vom 12. auf den 13. November 1872. Sie wird auch als die Jahrtausendflut bezeichnet, da sie seitdem nicht mehr übertroffen wurde.
Der Wasserstand lag damals bis zu 2,71 Meter über dem mittleren Hochwasser und überflutete weite Teile der südlichen Ostseeküste von Pommern bis Dänemark. 273 Menschen kamen ums Leben.
Einwohner flohen in Kirchen und mussten mit Booten gerettet werden. Insbesondere die Insel Hiddensee, die schon 1304 von der sogenannten Allerheiligenflut von der Insel Rügen getrennt worden war, wurde überflutet. Dabei wurde die Mehrheit der Gebäude zerstört oder beschädigt.
Sturmfluten 2006 und 2017 verursachten Millionenschäden
Eine weitere schwere Sturmflut traf die Ostseeküste am 1. November 2006. Der Wasserstand stieg auf mehr als 1,6 Meter über dem mittleren Hochwasser. Die Wassermassen beschädigten Dünen auf Usedom und Fischland-Darß, auch die Seebrücken auf Usedom und Rügen wurden beschädigt. Es entstanden Schäden in Höhe von mehreren Millionen Euro.
Das jüngste schwere Sturmhochwasser an der Ostsee wurde durch das Sturmtief "Axel" ausgelöst, das am 4. Januar 2017 über die Ostsee fegte. Der Wasserstand erreichte bis zu 1,8 Meter über dem mittleren Hochwasser und überschwemmte Fußgängerwege, Autos, Häuser und Deiche in mehreren Städten wie Kiel, Rostock, Warnemünde, Lübeck und Wismar. Auch Usedom war betroffen.
An diesem Freitag droht in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern nun erneut eine Jahrhundertflut. In Flensburg ist ein Pegelstand von zwei Metern über dem Normalwert zu erwarten. Experten rechnen mit einem Höhepunkt des Ostseesturmhochwassers in der Nacht zu Samstag. Dieser Newsblog informiert Sie über alle aktuellen Entwicklungen.
- ostseemagazin.net: "Die 9 stärksten Sturmfluten an der Ostsee"
- ndr.de: "Jahrtausendflut an der Ostsee: Hochwasser bis heute unerreicht"
- Eigene t-online-Artikel
- welt.de: "Gibt es eine Sturmflut oder ein Sturmhochwasser?"