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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Frachter kollidiert Schiffsunglück vor Helgoland: Was wir wissen und was nicht
Zwischen Helgoland und Langeoog sind zwei Frachter kollidiert – ein Schiff ist gesunken. Die Suche nach den vier vermissten Personen wurde eingestellt.
Auf der Nordsee haben sich am Dienstag dramatische Szenen abgespielt. Ein Schiff ist nach der Kollision zweier Frachter gesunken. Die Suche auf dem Wasser nach den vier vermissten Seemännern der "Verity" ist am Mittwochmorgen endgültig eingestellt worden. Welche Informationen bislang bekannt sind und welche noch offen sind, lesen Sie hier.
Was wissen wir?
Hergang: Etwa 22 Kilometer südwestlich der Insel Helgoland und 31 Kilometer nordöstlich der Insel Langeoog sind die Frachtschiffe "Polesie" und "Verity" zusammengestoßen. Dem Havariekommando zufolge ist die "Verity" gesunken. Das andere Schiff ist dagegen noch schwimmfähig. Es hatte zum Unfallzeitpunkt 22 Personen an Bord – sie alle blieben unverletzt. Auf dem gesunkenen Schiff befanden sich sieben Personen.
Ein Video von "marinetraffic.com", einer englischsprachigen Internetseite, auf der alle Seerouten von Hochseeschiffen per GPS-Signal aufgezeichnet werden, zeigt den Moment des Unglücks. Demnach soll es um 4.56 Uhr am Dienstagmorgen zum Crash gekommen sein.
Die Schiffbrüchigen: Nach dem Zusammenstoß ist ein Seemann tot geborgen worden. Zwei weitere seien gerettet worden, vier würden noch vermisst, teilte die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) mit.
Die Suchaktion: Die Suche nach den vier vermissten Personen wurde eingestellt. Es gebe keine Hoffnung mehr, sie lebend zu finden, sagte ein Sprecher des Havariekommandos t-online am Mittwochmorgen.
Die beteiligten Schiffe: Die nach Angaben der Retter gesunkene "Verity" kam laut des Havariekommandos aus Bremen, die "Polesie" aus Hamburg. Die "Verity" fährt unter der Flagge des Vereinigten Königreiches. Ihre Maße: 91 Meter lang, 14 Meter breit. Die "Polesie" ist 190 Meter lang und 29 Meter breit. Sie läuft unter der Flagge der Bahamas.
Was passiert mit dem zweiten beteiligten Schiff: Am frühen Mittwochmorgen ist die "Polesie" aus eigener Kraft nach Cuxhaven gefahren – das teilte ein Sprecher des Havariekommandos t-online mit. Alle 22 Menschen an Bord dieses Schiffes sind nach derzeitigem Kenntnisstand unverletzt geblieben.
Die Retter: Am Dienstag waren 23 Schiffe auf dem Wasser vor Helgoland unterwegs, bei einer weiteren Suchaktion am Abend dann noch einmal neun. Die abendliche Suche musste laut des Havariekommando-Sprechers gegen 22.45 Uhr wegen des Wetters und des hohen Seegangs ohne den Fund eines Vermissten abgebrochen werden. Rund um das gesunkene Wrack hatten die Retter eine Luftraumsperrung eingerichtet, um die Suche nach den Vermissten zu erleichtern.
Eine Vielzahl von Einheiten beteiligte sich am Dienstag unter Führung des Havariekommandos an dem Einsatz – darunter unter anderem auch die Seenotrettung, die Wasserschutzpolizei, die Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger und das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie.
Auch mehrere Helikopter und ein Suchflugzeug waren am Dienstag an der Suche nach Vermissten beteiligt. Sogar das Kreuzfahrtschiff "Iona" der Reederei P&O Cruises unterstützt die Seenotretter.
Was wissen wir nicht?
Unfallursache: Völlig offen ist bislang, weshalb die beiden Frachter kollidierten.
- Frachter-Unglück: Die Überlebenschance sinkt mit jeder Minute
Ladung: Bislang gibt es nur wenige Informationen über die Fracht der beiden Schiffe. Zumindest über die gesunkene "Verity" ist mittlerweile bekannt: Sie hatte Stahl geladen. Die Ladung der "Polesie" ist dagegen unbekannt. Weil es sich bei dem Schiff um einen sogenannten Massengutfrachter handelt, könnte man auf Erz, Kohle, Bauxit, Phosphat, Zement oder Getreide schließen. Diese Ladungen sind bei dieser Art Frachter üblich.
Umweltfolgen: Bislang lassen sich noch keine konkreten Aussagen über die Umweltfolgen treffen. Der untergegangene Frachter "Verity" hatte rund 130 Kubikmeter Dieseltreibstoff an Bord, sagte ein Sprecher des Havariekommandos der Deutschen Presse Agentur. "Wir müssen davon ausgehen, dass Treibstoffe ausgetreten sind." Das gesunkene Schiff soll aber immerhin keine giftigen Gefahrengüter transportiert haben. Weitere Konsequenzen für die Nordsee sind noch nicht bekannt.
- Eigene Recherche
- Beitrag von Marine Traffic auf X
- Telefonat mit einem Sprecher des Havariekommandos am 25.10.2023
- havariekommando.de: "Schiffskollision in der Deutschen Bucht"
- Informationen von vesselfinder.com
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- machmeer.de: "Massengutfrachter"
- ndr.de: "Schiffskollision auf der Nordsee: Sieben Vermisste vor Helgoland"
- US Coast Guard
- vesselfinder.com: Lage der "Polesie"