Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Ärger über Ticketpreise Der HSV spielt mit dem Feuer – und mit seinen treuesten Fans
Woche für Woche füllen die HSV-Fans das Volksparkstadion – und damit die Kassen des Vereins. Der dankt seinen Anhängern die Treue mit noch teureren Dauerkarten.
Der HSV und seine Fans, das ist eine beeindruckende Beziehung. Obwohl der Verein seit Jahren in der zweiten Liga dümpelt, rennen die Zuschauer das Volksparkstadion ein. Gegen Kaiserslautern waren am Samstag 57.000 Menschen dabei, ausverkauft, wieder einmal. Im Schnitt sind es in dieser Saison 55.737 Zuschauer, der HSV ist auf dem Weg zu einem neuen Vereinsrekord und liegt im internationalen Vergleich sogar vor dem FC Liverpool (55.009). Erst in der Vorsaison stellte der HSV mit einem Zuschauerdurchschnitt von 53.470 einen neuen Zweitliga-Rekord auf.
Die Fans lieben den HSV, leben ihn, verkörpern und vertreten ihn – weit über das Volksparkstadion hinaus. Kurz: Der HSV ist so lebendig wie noch nie. Aber die Bosse wertschätzen das wenig.
HSV streicht vergünstigte Dauerkarten für Mitglieder
Die 20 Euro Rabatt, die Mitglieder bisher auf eine Dauerkarte bekamen, fallen im Sommer ersatzlos weg. Die Begründung: "Aufgrund der begrenzten Kapazität des Dauerkartenkontigents kann dieser geldwerte Vorteil jedoch nur einem kleinen Teil der mehr als 110.000 HSV-Mitglieder angeboten werden." Und das sei doch ziemlich unfair all denjenigen gegenüber, die keine Dauerkarte haben. So bleiben den HSV-Mitgliedern als Vorteile nur noch das Vorkaufsrecht für Spiele, eine eigene Merchandise-Kollektion des Supporters Clubs und das Stimmrecht auf Mitgliederversammlungen übrig.
Fans sind sauer auf den HSV: "Das ist eine Ohrfeige!"
Blöd nur: Die Fans kaufen dem Verein diese per Mail verschickte Ausrede, dass er mehr Gerechtigkeit für alle Mitglieder anstrebe, nicht ab. Sie wissen genau: Rabattierte Dauerkarten blockieren das vorhandene Wachstumspotenzial durch höhere Ticketpreise. Da helfen dem HSV schon 20 Euro, welche Fans, die bereits länger dabei sind, jetzt mehr bezahlen sollen. "Scheiß auf den Zwanni, aber das ist eine Ohrfeige!", kommentierte Ex-HSV-Supporters-Club-Chef Timo Horn auf der Onlineplattform X. Andere Äußerungen waren noch deutlicher: "Für euch bin ich ein wertloses Stück Scheiße, das sein Geld schön bei euch lassen soll", "Das Zahlschwein können wir gerne sein", oder "Ich habe so einen Hass auf diesen geldgeilen Haufen".
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Besonders unglücklich für den HSV war der Zeitpunkt der Entscheidung: Erst am Samstag gab es im Stadion wieder einmal Proteste gegen die hohen Ticketpreise. Die Botschaft auf den Bannern war deutlich: "Kategorie 1: Die Fans sind uns egal, Kategorie 2: Ganz gleich wie loyal, Kategorie 3: Unsere Preise asozial, Kategorie 4: Sie haben keine Wahl, Kategorie 5: Irgendwer wird bezahl'n". Hintergrund: Die Preise für das Stadtduell gegen St. Pauli am 3. Mai. In der teuersten Kategorie bot der HSV die Karten ab 99 Euro an, wohlgemerkt nur eine einzelne Eintrittskarte – in der zweiten Liga.
Dabei hat der HSV sogar einen gewichtigen Punkt auf seiner Seite: Das Steuerrecht zwingt den Klub dazu, den Rabatt auf Dauerkarten abzuschaffen. Dieser könnte demnach eine verdeckte Gewinnausschüttung sein und der HSV Fußball AG wie auch dem HSV e. V. langfristig Ärger einhandeln. Das hätte der HSV auch so ehrlich begründen können und die betroffenen Fans frühzeitig mit an Bord holen können. So aber bleibt der Eindruck hängen, dass es einfach nur darum geht, noch mehr Geld mit Dauerkarten einzunehmen. Irgendjemand zahlt ja immer.
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