Schaden auf Norderelbbrücke Droht in Hamburg ein ähnliches Unglück wie in Dresden?
Nach dem Einsturz einer Brücke in Dresden sorgt sich Hamburg jetzt um die eigene Brücken-Infrastruktur. Besonders bedenklich ist der Zustand der Norderelbbrücke.
Der Zusammenbruch der Dresdner Carolabrücke rückt den Zustand der Brücken in ganz Deutschland in den Fokus. Fest steht: Auch in Hamburg sind Autobahnbrücken in die Jahre gekommen und müssen saniert oder komplett abgerissen werden.
Aktuelles Beispiel ist die Norderelbbrücke auf der A1, die derzeit für Schwerlasttransporte gesperrt ist. Bei einer Hauptuntersuchung im Sommer 2024 hat die Autobahn GmbH einen Riss im Tragwerk der Brücke entdeckt, der näher untersucht werden muss.
Norderelbbrücke soll abgerissen werden
Die Norderelbbrücke wurde 1963 als vierstreifige Brücke eröffnet. Heute zählt der Autobahnabschnitt zu den meistbefahrenen Straßen in Deutschland. Die Brücke muss noch bis mindestens 2029/2030 halten. Dann soll ein parallel neben der Brücke errichteter Neubau fertig sein.
Ursprünglich waren die Brücken Anfang der 1970er-Jahre für ein tägliches Verkehrsaufkommen von 100.000 Fahrzeugen ausgelegt – heute nutzen rund 136.000 Fahrzeuge täglich diese Strecke.
Wie sicher ist die Überfahrt?
Schlagzeilen wie der Einsturz der Carolabrücke in Dresden lassen Autofahrer in Hamburg möglicherweise zweifeln, wie sicher eine Überfahrt mit dem Pkw überhaupt noch ist. Auf Anfrage von t-online sagt ein Sprecher der Autobahn GmbH: "Wir prüfen unsere Bauwerke regelmäßig und sehr gründlich, weil wir solche Situationen wie in Dresden natürlich ausschließen wollen."
Es gebe ein "systematisierten Verfahren", die vorgefundene Schäden "nach den Kriterien Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit bewertet."
Tragfähigkeit nicht auf Verkehrsaufkommen ausgelegt
Der NDR hat kürzlich ausgewertet, dass Hamburg im Verhältnis zu den anderen Bundesländern im Norden den größten Anteil sanierungsbedürftiger Autobahnbrücken hat. Fast zwei Drittel der Brückenfläche haben demnach in der Hansestadt einen schlechten Traglastindex.
Auf der Webseite der Bundesanstalt für Straßenwesen wird der Begriff erläutert: "Der Traglastindex ist ein Vergleich zwischen der Soll- und Ist-Tragfähigkeit eines (Teil-)Bauwerks." Eins ist der beste Wert, fünf der Schlechteste. In Hamburg landen zwei Drittel der Brücken in den Kategorien vier und fünf. Die Norderelbbrücke steht mit einem Wert von fünf besonders schlecht da.
Dass es in Hamburg so viele schlechte Bewertungen hinsichtlich des Traglastindexes gibt, liegt auch am Anstieg der Verkehrslasten. Besonders in der Hansestadt verkehren zunehmend Schwertransporte rund um den Hafen, die Brücken besonders fordern.
- ndr.de: 16 Prozent der Autobahnbrücken im Norden sind marode
- Schriftliche Anfrage bei der Autobahn GmbH des Bundes
- Ältere Artikel von t-online
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa