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Hamburg

Jan Böhmermann deckt Steueroase im Sachsenwald auf: Bismarcks in der Kritik


Im Schatten von Bismarck
Jan Böhmermann enthüllt dubiose Steuerpraktiken im Sachsenwald

Von t-online, mkr

14.10.2024Lesedauer: 2 Min.
Jan Böhmermann in der Sendung "ZDF Magazin Royale": Eine abgelegene Hütte im Sachsenwald bei Hamburg ist in den Fokus des Satirikers gerückt.Vergrößern des Bildes
Jan Böhmermann in der Sendung "ZDF Magazin Royale": Eine abgelegene Hütte im Sachsenwald bei Hamburg ist in den Fokus des Satirikers gerückt. (Quelle: ZDF Magazin Royale/Screenshot)

Jan Böhmermann hat eine mögliche Steueroase im Sachsenwald aufgedeckt. Über 20 Unternehmen sollen dort von einem ungewöhnlich niedrigen Gewerbesteuersatz profitieren.

In der neuesten Ausgabe seines "ZDF Magazin Royale" hat Satiriker Jan Böhmermann aufgedeckt, dass mehr als 20 Unternehmen ihren Sitz in einer abgelegenen Hütte im Sachsenwald, östlich von Hamburg, haben – und so von einem historisch niedrigen Gewerbesteuersatz profitieren. Die Recherchen, die in Zusammenarbeit mit der Plattform "FragDenStaat" durchgeführt wurden, legen den Verdacht nahe, dass es sich um Briefkastenfirmen handelt, die kaum oder keine Geschäftstätigkeit vor Ort ausüben.

Im Zentrum der Enthüllungen steht eine kleine Hütte am Stangenteich im Sachsenwald, einem gemeindefreien Gebiet, das sich im Besitz von Gregor von Bismarck befindet, einem Ururenkel des ersten deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck. Die Briefkästen vor der Hütte tragen die Namen von insgesamt 21 Unternehmen, darunter Tochterfirmen der Hamburger Großkonzerne Luxcara und Aves One.

Der Verdacht: Diese Unternehmen nutzen die niedrigen Steuersätze im Sachsenwald, ohne dort tatsächlich tätig zu sein. Böhmermann dazu in der Sendung: "Die Firmen von Bismarck und seine Geschäftspartner zahlen ihre Steuern quasi an sich selbst."

Der Sachsenwald

Ein etwa 70 Quadratkilometer großes Waldgebiet östlich von Hamburg im Südwesten des Kreises Herzogtum Lauenburg. Er ist das größte zusammenhängende Forstgebiet in Schleswig-Holstein. Seit 1871 befindet sich der Sachsenwald im Besitz der Familie Bismarck, nachdem Kaiser Wilhelm I. den Wald Otto von Bismarck für seine Verdienste um die Reichseinigung schenkte.

Verdacht auf Scheinbetriebe

Böhmermann und "FragDenStaat" sammelten zahlreiche Indizien, die auf vorgetäuschte Betriebsstätten hindeuten. Eine Wildkamera dokumentierte über zwei Monate hinweg nur 25 menschliche Bewegungen, die größtenteils von Spaziergängern und Radfahrern stammten. Zudem waren keine Postfahrzeuge zu sehen, obwohl die Unternehmen in der Hütte offiziell gemeldet sind. Auch GPS-getrackte Briefe, die an die Firmen gesendet wurden, landeten zunächst bei den Mutterfirmen in Hamburg.

Der niedrige Gewerbesteuersatz im Sachsenwald geht auf ein Gesetz aus der Kaiserzeit zurück. Der Sachsenwald ist seit 1892 ein gemeindefreies Gebiet, das es Gregor von Bismarck erlaubt, Steuern selbst festzulegen und einzutreiben. Mit 275 Prozent liegt der Gewerbesteuersatz deutlich unter dem von Hamburg (470 Prozent) und den umliegenden Gemeinden. Dieser Sonderstatus wurde 1927 zwar größtenteils abgeschafft, gilt aber bis heute für den Sachsenwald der Familie Bismarck.

Bismarck dementiert Vorwürfe: Steuern für Waldpflege?

Gregor von Bismarck weist die Vorwürfe entschieden zurück. In einer Stellungnahme betont er, dass die Steuereinnahmen zur "Instandhaltung von Wegen und zur Wiederaufforstung" verwendet würden. Er habe laut Böhmermann zudem versucht, die Veröffentlichung der Recherche durch rechtliche Schritte zu verhindern.

Die betroffenen Unternehmen, darunter Luxcara und Aves One, erklärten, die Betriebsstätte im Sachsenwald regelmäßig zu nutzen und argumentierten, dass ihre Steuern zur nachhaltigen Erhaltung des Waldes beitragen würden.

Wie viele Steuern tatsächlich von den ansässigen Unternehmen an den Sachsenwald geflossen sind, bleibt jedoch unklar. Laut dem Innenministerium Schleswig-Holstein meldete der Sachsenwald seit Jahren ein Steueraufkommen von "null". Aufgrund der mangelnden Transparenz haben Böhmermann und FragDenStaat eine Klage eingereicht, um die genaue Höhe der Steuereinnahmen offenzulegen.

Verwendete Quellen
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