Sie gab sich als Pflegemutter aus Elisabeth Wiese – die eiskalte Babykillerin von St. Pauli
Sie gab sich als fürsorgliche Pflegemutter aus, doch beging entsetzliche Taten an den Kindern in ihrer Obhut: Elisabeth Wiese. Selbst vor ihrem eigenen Enkel machte sie keinen Halt.
Elisabeth Birkenfeld wurde 1853 im Landkreis Göttingen geboren, später lebte sie in der Hein-Hoyer-Straße auf St. Pauli in Hamburg und arbeitete als Hebamme.
Sie geriet in eine unglückliche Ehe mit dem Kesselflicker Heinrich Wiese, in der es viel Streit gab. Mehrfach versuchte Elisabeth, ihren Mann zu töten: mit Gift und auch mit einer Rasierklinge, mit dem sie ihm den Hals aufschlitzen wollte. Die Mordversuche misslangen.
Elisabeth Wiese gab sich als Pflegemutter aus
Wegen anderer kleinerer Delikte wurde sie zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und durfte anschließend nicht mehr als Hebamme arbeiten. Als sie wieder auf freiem Fuß war, kam Elisabeth Wiese auf eine Idee: Sie bat vermögenden Frauen an, sich als Pflegemutter um ihre Kinder zu kümmern, die sie unehelich bekommen hatten. Dafür kassierte sie Geld, doch statt sich liebevoll zu kümmern, tötete sie die Babys.
Wenn die leiblichen Mütter ihre Kinder sehen wollten oder sich nach ihnen erkundigten, flüchtete sich Wiese in Ausreden und behauptete, die Babys an reiche Familien im Ausland vermittelt zu haben. Doch niemand wusste, wo die Kinder abgeblieben waren.
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Ermittlungen gegen die vermeintliche Pflegemutter kamen ins Rollen, als ein Dienstmädchen ihren Sohn Wilhelm Karl besuchen wollte, er aber nicht aufzufinden war. Sie ging zur Polizei. Fast zeitgleich meldete sich eine andere Pflegemutter bei der Polizei, die mit Wiese in Kontakt war und ihre Aussagen und ihr Verhalten als verdächtig empfand.
Bald darauf durchsuchte die Polizei Elisabeth Wieses Wohnung auf St. Pauli und fand dort Morphium sowie andere Gifte. Wiese war jedoch nicht zu Hause. Drei Monate später, im Mai 1903, konnte sie nach einer Fahndung mit Plakaten schließlich in ihrer Wohnung festgenommen werden.
Elisabeth Wiese bestreitet Vorwürfe vor Gericht
Im Oktober 1904 begann der mehrtägige Prozess gegen Wiese. Sie stritt die Mordvorwürfe jedoch ab und behauptete weiterhin, die Kinder an reiche Familien im Ausland weitergegeben zu haben. Die Leichen der Kinder wurden nie gefunden.
Besonders schockierend: Selbst Elisabeth Wieses eigene Tochter Paula sagte gegen ihre Mutter aus. Sie gab an, dass sie von ihrer Mutter zur Prostitution gezwungen worden sei. Paula floh ins Ausland, kam aber wieder, als sie bemerkte, von einem Freier unehelich schwanger geworden zu sein. Elisabeth Wiese tötete ihren eigenen Enkel und verbrannte ihn im Herd.
Hinrichtung mit der Guillotine in Hamburg
Das soll sie auch mit anderen Babys getan haben. Nachbarn gaben an, dass Elisabeth Wiese sehr intensiv ihren Herd benutzt haben soll. Weitere Kinderleichen soll sie in die Elbe geworfen haben.
Das Hamburger Schwurgericht hielt Elisabeth Wiese für schuldig und verurteilte sie am 10. Oktober 1904 wegen fünffachen Mordes. Die Dunkelziffer ihrer Morde an Babys ist möglicherweise höher. Am 2. Februar 1905 wurde die Serienmörderin durch Scharfrichter Alwin Engelhardt mit der Guillotine hingerichtet.
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