Hamburg-Billstedt Prozess um tödliche Schüsse: Zeuge wird im Gericht angegriffen

Ein tödlicher Streit unter jungen Männern – und Gewalt selbst im Gerichtssaal. In Hamburg wird einem 20-Jährigen der Prozess gemacht. Bei dieser Aussage kam es zu Unruhen.
Mitten im Prozess um tödliche Schüsse in Hamburg-Billstedt ist es am Dienstag im Strafjustizgebäude zu einem Zwischenfall gekommen: Ein Zeuge wurde nach seiner Aussage angegriffen und verletzt.
Zuvor hatte der Mann ausgesagt, der Angeklagte habe im Dezember 2024 in der Nähe des U-Bahnhofs Mümmelmannsberg eine Schusswaffe getragen – und Verbindungen zur Drogenszene gehabt.
Streit mit tödlichem Ausgang
Was mit einer Beleidigung begann, endete am 14. Dezember mit tödlichen Schüssen: Zwei Gruppen junger Männer gerieten aneinander, einer zückte die Waffe. Der 20 Jahre alte Angeklagte soll mehrfach geschossen haben. Zwei Männer wurden getroffen – einer, ebenfalls 20 Jahre alt, starb später im Krankenhaus. Der Zweite wurde leicht verletzt.
Der mutmaßliche Schütze stellte sich vier Tage nach der Tat der Polizei. Die Anklage: Totschlag, versuchter Totschlag, gefährliche Körperverletzung und Verstoß gegen das Waffengesetz.
Tumulte im Gerichtssaal
Der Prozess vor dem Landgericht Hamburg wurde gestört: Ein Zeuge sagte am Dienstag aus, er sei gemeinsam mit dem Angeklagten und zwei weiteren Männern nach einem Restaurantbesuch mit dem Taxi zu einem Eiscafé in Billstedt gefahren. Während der Fahrt habe der Besitzer der später benutzten Waffe zu einem der Männer gesagt, er solle "seine Jungs holen, weil man etwas klären müsse".
Der Angeklagte habe die Pistole bei sich gehabt. Laut Aussage des Zeugen sei der mutmaßliche Anführer der Gruppe in Drogengeschäfte verwickelt gewesen.
Junge Zuschauer mussten vom Richter mehrfach ermahnt werden
Diese Aussage sorgte für spürbare Unruhe im Zuschauerraum, in dem etwa ein Dutzend junger Männer saßen. Sie kannten offenbar die Beteiligten und mussten vom vorsitzenden Richter mehrfach zur Ruhe ermahnt werden.
Kurz darauf kam es zum Eklat: Der Zeuge wurde noch im Gerichtsgebäude angegriffen und erlitt eine blutende Nasenverletzung. Eine Gerichtssprecherin bestätigte einen Polizeieinsatz vor Ort.
Was am Tatabend geschah
Ein weiterer Zeuge verweigerte am Dienstag die Aussage – aus Angst, sich selbst zu belasten. Der Richter verlas daraufhin dessen frühere Angaben gegenüber der Polizei. Demnach hatte die Auseinandersetzung mit einer Ohrfeige begonnen, woraufhin Pfefferspray zum Einsatz gekommen sei. Dabei sei dem Angeklagten die Waffe auf den Boden gefallen, doch er habe sie wieder aufgehoben und mehrere Schüsse abgegeben.
Die Eltern des getöteten 20-Jährigen treten im Prozess als Nebenkläger auf. Ihr Anwalt erklärte, er habe den jungen Mann persönlich gekannt. Der Vater habe in seiner Kanzlei als Reinigungskraft gearbeitet, der Sohn habe ihm dabei oft geholfen. "Das war ein ganz feiner Kerl", sagte der Anwalt. Die Jugendstrafkammer hat sechs weitere Termine angesetzt. Das Urteil könnte am 10. Juli fallen.
- Nachrichtenagentur dpa