Streit um Sorgerecht Block-Kinder entführt – Festnahme auf Zypern
Ein 35-Jähriger ist festgenommen worden, der im Zusammenhang mit einem Sorgerechtsstreit der Hamburger Unternehmerfamilie Block steht.
Ein 35-Jähriger wird verdächtigt, die Kinder der Familie Block an Silvester gewaltsam aus Dänemark nach Deutschland gebracht zu haben. Er ist nun auf Zypern festgenommen worden, wie die Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilt.
Der Verdächtige sei bei seiner Einreise bereits am 27. September festgenommen worden. Zuvor wurde gegen ihn ein internationaler Haftbefehl erlassen. Zielfahnder des Landeskriminalamtes brachten den Beschuldigten daraufhin nach Hamburg. Dort befindet er sich seit November 2024 in Untersuchungshaft.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Beschuldigten mit portugiesischer und israelischer Staatsangehörigkeit vor, gemeinsam mit weiteren Personen dem Vater der Kinder in Dänemark aufgelauert, ihn angegriffen und ihm die in seiner Obhut befindlichen Kinder mit Gewalt entzogen zu haben.
Familie Block: Sorgerechtsstreit dauert seit Jahren an
Die Unternehmerin Christina Block und ihr Ex-Mann streiten seit Jahren um das Sorgerecht für ihre beiden jüngeren Kinder im Alter von 11 und 14 Jahren. Sie leben seit August 2021 bei ihrem Vater in Dänemark, obwohl das Hanseatische Oberlandesgericht in Hamburg das Aufenthaltsbestimmungsrecht im Oktober 2021 vorläufig auf die Mutter übertragen hatte. Das Ehepaar ist geschieden.
Die nächtliche Aktion in Dänemark hatte bundesweit Schlagzeilen gemacht. Nach einem Gerichtsbeschluss musste die Mutter ihre Kinder wieder nach Dänemark gehen lassen. Christina Block ist eine Tochter von Eugen Block, dem Gründer der Restaurant-Kette Block House. Das Oberlandesgericht hatte am 19. Februar 2024 entschieden, dass deutsche Gerichte nicht mehr zuständig seien. Die Kinder hätten inzwischen ihren verfestigten Lebensmittelpunkt in Dänemark. Gegen die Entscheidung des Gerichts hat Christina Block Verfassungsbeschwerde in Karlsruhe eingelegt. Die Beschwerde sei weiter anhängig, sagte ihre familienrechtliche Anwältin Elisabeth Unger am Freitag.
Haben Christina und Eugen Block die Entführung organisiert?
Gegen die 51-Jährige und ihren Vater (84) laufen auch Strafverfahren wegen Entziehung Minderjähriger. Es bestehe der Verdacht, dass Eugen und Christina Block die Kindesentziehung zu Silvester organisiert und mithilfe weiterer Beschuldigter ausgeführt hätten, erklärte die Hamburger Staatsanwaltschaft. Um Beweise aufzufinden, waren im Mai das zur Block-Gruppe gehörende Elysée-Hotel sowie die Wohn- und Geschäftsräume der Gruppe im Stadtteil Poppenbüttel durchsucht worden. Es war die dritte Aktion dieser Art in dem Fall. Das Hotel und das Wohnhaus Christina Blocks waren am 12. Januar durchsucht worden. Am 8. März hatte die Staatsanwaltschaft weitere Durchsuchungen in dem Hotel und bei der Block Systems GmbH veranlasst.
Christina Blocks Anwalt in der Strafsache hatte dazu erklärt, sie habe zu keinem Zeitpunkt dritten Personen einen Auftrag erteilt, ihre Kinder mit Gewalt aus Dänemark nach Hamburg zu verbringen. Eugen Block sagte dem "Hamburger Abendblatt": "Ich habe damit nichts zu tun und kann dazu nichts sagen."
Auch gegen den Vater wird ermittelt
Auch gegen den Vater der beiden Kinder läuft ein Strafverfahren wegen Entziehung Minderjähriger. Das Amtsgericht hatte die Zulassung einer Anklage zunächst abgelehnt, weil die Kinder im August 2021 nicht mit Gewalt, Drohung oder List der Mutter vorenthalten wurden und sich weiter in einem EU-Land befänden. Das Landgericht sah das anders, weil Dänemark als einziges EU-Land familienrechtliche Entscheidungen in anderen Mitgliedstaaten nicht automatisch anerkennt. Eine Jugendschutzkammer am Landgericht Hamburg muss nach Angaben einer Gerichtssprecherin entscheiden, ob die Anklage gegen den 50-Jährigen zugelassen und der Prozess eröffnet wird.
Der Anwalt des Vaters teilte mit, dass er einen Freispruch für seinen Mandanten für zwingend halte. "Seine Kinder vor Gewalt zu schützen, darf nicht strafbar sein", argumentierte Philip von der Meden. Er begrüße es, wenn Gewaltvorwürfe der Kinder gegen ihre Mutter umfassend aufgeklärt würden.
Bereits Anfang des Jahres hatte der Anwalt von Christina Block, Otmar Kury, die Vorwürfe zurückgewiesen: "In den familiengerichtlichen Verfahren ist das Gegenstand und die Mutter hat auch immer gesagt, dass sie die Kinder natürlich nicht geschlagen hat, und es gibt keine Beweise dafür." Die Aussagen der Kinder seien durch den Vater beeinflusst und nicht glaubhaft.
Eile bei Ermittlungen geboten
Anders als im Verfahren gegen den Vater ist bei den Ermittlungen gegen den auf Zypern gefassten Mann besondere Eile geboten. Sitzt jemand in Untersuchungshaft, hat er Anspruch auf baldige rechtliche Klarheit. Ein Prozess müsste spätestens sechs Monate nach dem Haftbefehl beginnen.
Ein möglicherweise wichtiges Beweismittel ist weiter verschwunden: Im Mai hatte die Polizei öffentlich nach einem Wohnmobil mit Pforzheimer Kennzeichen gefahndet. Das Fahrzeug sei am 1. Januar 2024 dazu genutzt worden, zwei Kinder unrechtmäßig aus Dänemark nach Deutschland zu bringen, hieß es in dem Aufruf. Die Suche nach dem Wohnmobil dauere an, sagte am Freitag eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.
- Schriftliche Mitteilung der Hamburger Staatsanwaltschaft vom 22. November 2024
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa