Überraschende Wende Zieht das Naturkundemuseum in den Elbtower? Linke entsetzt
Das neue Naturkundemuseum „Evolutioneum“ könnte in den Elbtower in der Hamburger Hafencity einziehen. Diese Pläne stoßen bei der Linken auf scharfe Kritik.
Der Elbtower in der Hafencity könnte zum Standort des geplanten neuen Naturkundemuseums "Evolutioneum" werden. Das berichtet der NDR unter Berufung auf offenbar gut informierte Kreise.
Über einen möglichen Einzug diskutieren nach NDR-Informationen der Senat unter Führung des Ersten Bürgermeisters Peter Tschentscher (SPD) und die Kaufinteressenten um Dieter Becken, zu denen auch der Milliardär Klaus-Michael Kühne gehört. Der Hamburger Immobilienentwickler Becken hatte wiederholt betont, bereits einen Schlüsselmieter gefunden zu haben. Das Naturkundemuseum könnte nun diese Rolle übernehmen.
Naturhistorisches Museum im Zweiten Weltkrieg zerstört
Aktuell können Teile der Sammlung mit mehr als zehn Millionen Präparaten von exotischen und heimischen Tieren an drei Standorten des Museums der Natur Hamburg besucht werden. Mit dem neuen Haus sollen die drei Standorte wieder unter einem Dach vereint werden. Das Naturhistorische Museum Hamburg bestand von 1843 bis 1943 und wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Das neue Museum soll unter wissenschaftlicher Begleitung des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels entstehen und staatlich finanziert werden – mit Mitteln aus Hamburg, dem Bund und Nordrhein-Westfalen. Konkrete Standortentscheidungen standen bisher aus, auch andere Orte in der Innenstadt und Hafencity hatte der Senat bereits geprüft. Der Elbtower könnte nun eine Lösung bieten.
Untere Stockwerke könnten für das Museum genutzt werden
Um die Fertigstellung des Elbtowers voranzutreiben, müssen Investoren laut Vorgaben der Hamburgischen Bürgerschaft und des Senats Mieter für mindestens 30 Prozent der Flächen vorweisen. Besonders die unteren Stockwerke gelten als schwer vermietbar. Dieter Becken, der als einer der aussichtsreichen Bieter gilt, gab an, ein verbindliches Kaufangebot abgegeben zu haben. Eine NDR-Anfrage zur Bestätigung der Mietverhandlungen mit dem Naturkundemuseum lehnte er jedoch unter Verweis auf die Vertraulichkeit der Gespräche ab.
Die Arbeiten am Elbtower, dem einst als dritthöchstes Gebäude Deutschlands geplanten Turm, ruhen seit mehr als einem Jahr, nachdem der ursprüngliche Investor René Benko zahlungsunfähig wurde. Milliardär Klaus-Michael Kühne, ebenfalls an den Verhandlungen beteiligt, hatte den Hamburger Senat wiederholt aufgefordert, sich stärker für die Fertigstellung des Projekts zu engagieren. Bürgermeister Tschentscher betonte jedoch mehrfach, dass die öffentliche Hand keinen Beitrag zur Vollendung leisten werde.
Die Diskussionen um den möglichen Einzug des Naturkundemuseums laufen weiterhin. Anfragen des NDR an das Leibniz-Institut sowie die zuständigen Behörden wurden teils unbeantwortet gelassen oder mit Verweis auf die Vertraulichkeit der Verhandlungen abgelehnt.
Linke äußert Kritik an den Plänen
Die Fraktion Die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft äußert deutliche Kritik an den Plänen, das geplante Naturkundemuseum im Elbtower unterzubringen. Heike Sudmann, Sprecherin für Stadtentwicklung, wirft dem Senat vor, unter Zeitdruck zu handeln: "Die Frist für das Wiederkaufsrecht, die Bundestags- und die Bürgerschaftswahl lassen beim Senat Torschlusspanik aufkommen. Zu gerne würde er den Mühlstein Elbtower vom Hals bekommen."
Die Nutzung des Naturkundemuseums im Elbtower würde nach Ansicht der Fraktion vor allem den privaten Investoren zugutekommen. Diese indirekte Unterstützung sei problematisch, da Bürgermeister Tschentscher bisher ausgeschlossen habe, öffentliche Gelder in den Elbtower zu investieren.
Die Linke warnt davor, die Kontrolle über das Projekt an private Investoren zu verlieren: "Mit jeder öffentlichen Einrichtung im Elbtower begibt sich der Senat weiter in die Hände der privaten Investoren. Diese bestimmen dann die Miethöhe und weitere Konditionen."
- ndr.de: Elbtower: Neues Naturkundemuseum als Mieter im Gespräch
- Pressemitteilung von Heike Sudmann: "Elbtower und Naturkundemuseum: Torschlusspanik beim Senat"