Trend ist "besorgniserregend" Offene Rechnungen: Tausende Hamburger ohne Strom

Immer öfter können Menschen in Hamburg ihre Rechnungen für Strom, Gas und Wasser nicht bezahlen. Die Konsequenz: Ihnen wird der Zugang abgedreht.
6.145 Mal ist in Hamburger Haushalten im vergangenen Jahr der Strom abgestellt worden. Damit hat sich die Zahl der Stromsperren zum Vorjahr nahezu verdreifacht, wie aus einer Senatsantwort auf eine Schriftliche Kleine Anfrage der Linken hervorgeht. Im Vergleich zu 2023 hat sich der Wert beinahe verdreifacht: Damals waren es noch 2.174 Stromsperren.
Die Wassersperren verdoppelten sich demnach fast von 285 auf 549. Die Zahl der Gassperren lag bei 41, im Jahr 2023 wurde in Haushalten in der Hansestadt insgesamt neunmal das Gas abgedreht.
Strom, Gas, Wasser abgedreht: Entwicklung ist "besorgniserregend"
Olga Fritzsche, sozialpolitische Sprecherin der Linksfraktion in der Bürgerschaft, wertete die Entwicklung als "besorgniserregend". Die Sperren würden direkt in den Alltag eingreifen: "Wenn Strom oder Gas abgestellt werden, bedeutet das für viele Menschen, dass sie keine Möglichkeit zur Warmwasserbereitung, zum Kochen oder sogar zum Heizen haben. Ohne Wasser ist duschen, abwaschen und vieles andere nicht möglich."
Angesichts der Zahlen sei es für Fritzsche unverständlich, dass der Härtefallfonds der Sozialbehörde nur wenig genutzt wurde. "Statt den Fonds auslaufen zu lassen, hätte man nochmal richtig nachbessern müssen und dafür sorgen, dass mehr Hamburger den Fonds in Anspruch nehmen können."
Den Härtefallfonds hatte Hamburg im November 2022 als Reaktion auf die angespannte Situation auf den Energiemärkten infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine eingerichtet, damit die Hamburger solche Stromsperren vermeiden können. 80 Prozent der Kosten übernahm die Stadt Hamburg, 20 Prozent der jeweilige Versorger.
Stromsperren: Hamburger Härtefallfonds kaum beansprucht
15 Millionen Euro hatte der Senat dafür bereitgestellt. Doch bis zum Auslaufen Ende März 2024 wurde der Fonds gerade einmal in 75 Fällen beansprucht. Insgesamt wurden nur rund 105.000 Euro ausgezahlt, wie der Abschlussbericht der Sozialbehörde zeigt.
Stephan Jersch, energiepolitischer Sprecher der Linksfraktion, forderte weitere Maßnahmen gegen zu hohe Energiekosten: "Der Staat könnte handeln und die Energiepreise von den Netzentgelten befreien, damit sich Energiesperren endlich erledigen. Noch besser wäre natürlich unser Vorschlag für kostengünstige Grundkontingente für Energie."
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Hamburgische Bürgerschaft: Drucksache 22/17371
- Hamburgische Bürgerschaft: Drucksache 22/17428
- Linksfraktion Hamburg: Pressemitteilung vom 20. Januar 2025 (per Mail)