Täuschung am Verbraucher? Zucker statt Frucht: Das ist die "Mogelpackung des Jahres"
Mehr Zucker, weniger Obst: Ein beliebter Orangensaft ist von der Verbraucherzentrale Hamburg mit einem Negativpreis ausgezeichnet worden.
Das Getränk "Granini Trinkgenuss Orange" ist die "Mogelpackung des Jahres 2024" der Verbraucherzentrale Hamburg. In einer Abstimmung stimmten fast 50 Prozent der über 32.000 Teilnehmer für das Produkt.
Der Grund: Die Eckes-Granini Deutschland GmbH hat die Rezeptur im Frühjahr 2024 geändert – der Fruchtsaftanteil wurde halbiert und durch Zuckerwasser ersetzt. Der Preis jedoch blieb unverändert, was einer Verdoppelung des Preises pro Fruchtsaftanteil entspricht.
Verbraucher verpassen Granini einen Denkzettel
Die Verbraucherzentrale kritisiert, dass Eckes-Granini diese Veränderung geschickt verschleiert hat. Auf der Verpackung fehlt zwar der Hinweis "100 Prozent Fruchtsaft", doch eine klare Angabe, dass der Saftanteil auf 50 Prozent reduziert wurde, sucht man vergebens. "Die Verbraucher haben zurecht mit ihrer Wahl ein klares Signal gesendet", sagte Armin Valet, Sprecher der Verbraucherzentrale Hamburg.
Die Abstimmungsergebnisse zeigen deutlich, dass die Marke Granini an Glaubwürdigkeit verloren hat. In einigen Hamburger Supermärkten war das Produkt zuletzt nicht erhältlich – vermutlich, weil sich der Hersteller und die Händler nicht über den Preis einigen konnten.
Verbraucherzentrale kürt "Mogelpackung des Jahres" jedes Jahr
Laut Verbraucherzentrale könnten Ernteausfälle und Krankheiten bei Orangenbäumen, die durch den Klimawandel verschärft wurden, zu Preiserhöhungen bei Orangensaftkonzentrat geführt haben. Die Veränderung der Rezeptur sei daher auch eine Reaktion auf die steigenden Produktionskosten. Doch statt einer transparenten Preisanpassung griff das Unternehmen zu Tricks, um Kosten zu sparen, was bei Verbrauchern für Empörung sorge.
Die Wahl zur "Mogelpackung des Jahres" macht jährlich auf solche Verbrauchertäuschungen aufmerksam. Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland jedoch hinterher: Länder wie Ungarn und Frankreich verpflichten Händler bereits, Mogelpackungen im Regal zu kennzeichnen. In Brasilien gibt es sogar Warnhinweise direkt auf der Verpackung. In Deutschland fehlen bislang gesetzliche Vorgaben, um Verbraucher vor versteckten Preiserhöhungen zu schützen.
"Wir brauchen dringend mehr Preisklarheit und -wahrheit im Supermarkt", so Valet. Eine aktuelle Studie zeigt, dass 81 Prozent der Verbraucher versteckte Preiserhöhungen als Täuschung empfinden.
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- Verbraucherzentrale Hamburg: Pressemitteilung vom 22. Januar 2025