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Hamburg

Hamburg: Kann das "Haus der digitalen Welt" die Innenstadt retten?


Haus der digitalen Welt
Hamburgs City auf der Kippe – kommt mit diesem Projekt die Wende?

Von Mali Paede

17.03.2025 - 12:46 UhrLesedauer: 4 Min.
Der Gerhard-Hauptmann-Platz in der Hamburger City: Mit dem Haus der digitalen Welt soll die Innenstadt aufgewertet werden.Vergrößern des Bildes
Der Gerhard-Hauptmann-Platz in der Hamburger City: Mit dem Haus der digitalen Welt soll die Innenstadt aufgewertet werden. (Quelle: christoph ingenhoven architects.)
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Hamburg will die City lebenswerter machen. Ein Gebäudekomplex am Gerhard-Hauptmann-Platz soll zu einem Ort der Begegnung werden. Abseits vom Kommerz.

Hamburgs Innenstadt hat ihren Glanz verloren. Leerstände und sinkende Besucherzahlen setzen dem einstigen Hotspot zu. Wie die City aussehen wird, wenn sich dieser Trend fortsetzt, lässt sich beim Blick auf den Gerhard-Hauptmann-Platz erahnen: Mannshohe Metallgitter umrahmen scheinbar verwaiste Baustellen, Stromkästen sind mit Graffiti beschmiert, auf dem Kopfsteinpflaster liegt Müll.

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Hier zieht es nur wenige Menschen hin, die zahlreichen Holzbänke sind leer und voller Taubenkot. Es wirkt, als habe die Stadt den Platz aufgegeben. Tatsächlich aber setzt sie große Hoffnungen in ihn. Denn hier am Gerhard-Hauptmann-Platz soll bis Mitte der 2030er-Jahre ein Ort entstehen, der Hamburgs Innenstadt neues Leben einhaucht: das Haus der digitalen Welt.

Haus der digitalen Welt als Hoffnung für Hamburgs City

Das geplante Gebäude soll "eine Stätte der Bildung, des Austauschs und der Begegnung" werden, sagt Carsten Brosda, Senator der federführenden Kulturbehörde. Das Projekt wird im derzeitigen Hauptsitz der Hamburg Commercial Bank angesiedelt und von den Bücherhallen, der Volkshochschule sowie dem Schul- und Jugendinformationszentrum betrieben. Ein Sprecher der Kulturbehörde sagt, die drei Einrichtungen wollen im Haus der digitalen Welt ihre Angebote bündeln, verzahnen und mit Partnern "aus den Bereichen Digitalisierung, Technologie, Bildung, Kultur und Kreativwirtschaft" erweitern.

Inhaltlicher Schwerpunkt des Hauses der digitalen Welt wird – wie der Name schon verrät – die Digitalisierung sein. Besucher sollen sie "erleben, begreifen, ausprobieren und mitgestalten können", so der Sprecher weiter. Wie das genau aussehen wird, erarbeiten die beteiligten Institutionen in der Anfang März gestarteten Detailplanung.

Dass die Stadt überhaupt in den Besitz einer so gut gelegenen Immobilie gelangen konnte, ist der Pleite der Signa-Gruppe des umstrittenen Investors René Benko zu verdanken. Im Herbst 2024, kurz nach Bekanntwerden der Insolvenz der Signa, griff Hamburg für 112,5 Millionen Euro bei der Top-Immobilie zu.

Mehr als Shopping – Hamburg braucht eine vielfältige Innenstadt

Denn der Gebäudekomplex passt perfekt in die Strategie des Senats. Mit städtischen, nicht gewinnorientierten Angeboten wie dem Haus der digitalen Welt will die Hamburger Regierung das Angebot der City vielfältiger und damit für Bewohner und Touristen attraktiver machen. Nach wie vor dominieren klassische Einzelhandelsketten Hamburgs Zentrum. Dabei hat der stationäre Handel durch den Boom der Onlineshops an Zugkraft eingebüßt.

Das weiß auch Stadtplanerin Julia Staron: "Es gibt keinen Grund, in die Hamburger Innenstadt zu gehen – abgesehen von Luxusgütern. Die kauft man eher nicht online. Aber wer weder reich ist, noch in der City arbeitet, hat momentan keinen Anreiz, dort unterwegs zu sein." Um die Innenstadt wieder zum Anziehungspunkt zu machen, braucht es Staron zufolge mehr kleinere Geschäfte, attraktivere Außengastronomie, kulturelle Angebote sowie "Orte der Begegnung und konsumfreie Räume" – also Angebote, die auch ohne Geld genutzt werden können.

Auch die Hamburger Handelskammer hält die bisherige Ausrichtung der City auf den Einzelhandel für überholt. In ihrem Diskussionspapier zur Zukunft der Innenstadt aus dem Jahr 2021 plädiert sie für ein Umdenken: Die City müsse ein Ort sein, an dem nicht nur gearbeitet und eingekauft wird, sondern auch Wohnungen sowie kostenlose Kultur- und Freizeitangebote ihren Platz finden.

Eine Online-Umfrage der Stadt aus dem Jahr 2024 zeigt, dass die Forderungen der Stadtplanerin und der Handelskammer die Bedürfnisse der Hamburger Bevölkerung widerspiegeln: Rund 2.800 Kommentare gingen ein. Das Ergebnis: Die Hamburgerinnen und Hamburger wünschen sich ihre Innenstadt als eine lebendige Mischung aus Shoppen, Wohnen, Arbeiten sowie Freizeit- und Kulturangeboten.

In dem achtgeschossigen Büro- und Geschäftskomplex am Gerhard-Hauptmann-Platz werden neben einer neuen Zentralbibliothek auch Atelier- und Ausstellungsflächen, Co-Working-Plätze, Kreativ- und Digitalwerkstätten, öffentliche Sitzbereiche und eine frei zugängliche Dachterrasse entstehen. Ein offenes Raumkonzept soll es ermöglichen, die Flächen für unterschiedliche Zwecke zu nutzen. Geplant sind Kurse und Veranstaltungen, "aber man kann auch einfach spontan vorbeikommen", sagt der Kulturbehörden-Sprecher.

Kosten für Haus der digitalen Welt noch unklar

Bevor das Haus der digitalen Welt in sein Domizil in der Innenstadt ziehen kann, muss der 60.000 Quadratmeter große Bau aus den 1970er-Jahren saniert und umgebaut werden. Was das kosten wird, ist noch offen. Ebenso wie die Frage, wie viel Geld die Stadt wird aufwenden müssen, um das Haus zu betreiben. Ein Baustart wäre frühestens Mitte 2026 möglich. Das ist der voraussichtliche Zeitpunkt, an dem die Hamburg Commercial Bank, derzeitige Hauptmieterin, in das ehemalige Kaufhof-Gebäude in der Mönckebergstraße umziehen wird.

Dänemark macht vor, wie es geht

Wie erfolgversprechend sind Projekte wie das Haus der digitalen Welt? Der Kulturbehörde zufolge kommen allein in die Zentralbibliothek im Hühnerposten deutlich mehr als eine Million Besucher pro Jahr. Die Stadt geht davon aus, dass das Haus der digitalen Welt mit "zahlreichen weiteren Partnerinnen und Partnern nochmal deutlich mehr Menschen anziehen wird", so die Behörde.

Ihre Zuversicht schöpft die Stadtregierung aus Vorzeigeprojekten wie dem Dokk1 im dänischen Aarhus: Das 2015 eröffnete Dokk1 ist eine am Hafen gelegene Zentralbibliothek mit Digitalwerkstätten, Spielplätzen, Seminar-, Ausstellungs- und Veranstaltungsräumen sowie einem Bürgerbüro. Rund 1,35 Millionen Einheimische und Touristen besuchen das Dokk1 pro Jahr. Damit trägt das Projekt dazu bei, das Hafengebiet zu einem der meistbesuchten Orte der Stadt zu machen. Bis in die 2010er-Jahre machten viele Aarhuser um das ehemalige Industriegebiet einen großen Bogen. Obwohl nur wenige Gehminuten vom historischen Stadtzentrum entfernt, war das Gebiet nicht sehr gefragt, Kultur- und Freizeitangebote gab es kaum. Das hat sich mit dem Dokk1 geändert.

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