hamburg.t-online - Nachrichten für Hamburg
Such Icon
hamburg.t-online - Nachrichten für Hamburg
Such IconE-Mail IconMenü Icon


Hamburg

Hamburg: Verbraucherschutz prangert Jacobs an – Mogelpackung des Monats


Weniger drin, mehr bezahlt
Verbraucherschützer prangern Mogelpackung von Jacobs an

Von t-online
29.04.2025 - 14:06 UhrLesedauer: 3 Min.
Die Verbraucherzentrale Hamburg kritisiert Jacobs: Das Unternehmen erhält den Negativpreis "Mogelpackung des Monats".Vergrößern des Bildes
Die Verbraucherzentrale Hamburg kritisiert Jacobs: Das Unternehmen erhält den Negativpreis "Mogelpackung des Monats". (Quelle: Verbraucherzentrale Hamburg)
News folgen

Fast jede zweite Beschwerde, die bei den Verbraucherschützern zu Mogelpackungen eingegangen ist, betraf Jacobs. Das sagt das Unternehmen zu den Vorwürfen.

Gleiche Anzahl an Sticks, etwas schickeres Design – doch wer genauer hinschaut, entdeckt die Trickserei: Die Jacobs 3in1 Classic Kaffeesticks enthalten inzwischen nur noch 120 statt 180 Gramm Pulver pro Packung. Obwohl die Anzahl der Sticks gleich bleibt, stieg der Preis vielerorts von 2,69 auf 2,79 Euro. Umgerechnet bedeutet das eine Preissteigerung von 56 Prozent – bezogen auf das Gewicht.

Auch bei den Sorten Caramel, Milka und 2in1 wurde die Füllmenge reduziert. Im Fall von Jacobs 3in1 Caramel sank das Gewicht von 169 auf 112 Gramm, bei Milka von 180 auf 124 Gramm. Gleichzeitig bleibt der Preis stabil oder steigt leicht – eine Preiserhöhung durch die Hintertür, kritisieren Hamburgs Verbraucherschützer.

Tricks mit neuer Rezeptur

Die Veränderungen betreffen nicht nur die Menge, sondern auch die Rezeptur. Pro Stick wurden sowohl der Kaffee- als auch der Zuckergehalt reduziert. Dafür enthält das Pulver nun Aromen. Der Anteil löslichen Kaffees im Verhältnis zum Gesamtprodukt wurde zwar prozentual erhöht, doch da die Gesamtmenge gesunken ist, steckt in einem Getränk letztlich weniger Kaffee – konkret 1,2 statt zuvor 1,44 Gramm pro 180 Milliliter.

Das entspricht einem Minus von 17 Prozent. "Aus unserer Sicht müsste das Produkt eindeutig als "aromatisiertes Getränkepulver" gekennzeichnet werden", schreiben die Verbraucherschützer.

Zuckergehalt des Instantpulvers steigt

Jacobs Douwe Egberts (JDE) erklärt die Änderungen mit einem "Health & Indulgence Programme". Ziel sei es, Produkte mit besserem Nährwertprofil und geringerer Umweltbelastung anzubieten. Die Zuckermenge pro Portion sei um 30 Prozent gesenkt worden, der Kaloriengehalt ebenfalls – bei gleichbleibendem Geschmackserlebnis, heißt es in einer Stellungnahme.

Tatsächlich zeigt die Nährwerttabelle etwas anderes: Der Zuckergehalt pro 100 Gramm Pulver ist sogar gestiegen – von 54 auf 56 Prozent. Die versprochene Zuckerreduktion ergibt sich lediglich durch die kleinere Portion pro Stick. Auch der Kaloriengehalt pro 100 Gramm fällt höher aus, unter anderem durch einen höheren Anteil an gehärtetem Kokosfett.

Aus Sicht der Verbraucherzentrale Hamburg handelt es sich um ein klassisches Beispiel für Shrinkflation in Kombination mit Skimpflation – also weniger Inhalt und gleichzeitig eine veränderte, günstigere Zusammensetzung. Dass JDE diese Anpassung als Nachhaltigkeitsmaßnahme darstellt, bewerten die Verbraucherschützer als reines Greenwashing.

Plus 60 Prozent: Trickserei beim Cappuccino-Pulver

Nicht nur die Kaffeesticks sind betroffen. Auch bei Cappuccino-Produkten wie "Jacobs Typ Cappuccino Choco Milka" hat JDE die Füllmenge reduziert – von 500 auf 400 Gramm, bei gleichbleibendem Preis. Das entspricht einer versteckten Preiserhöhung von 25 Prozent.

Zusätzlich hat der Hersteller die Dosierempfehlung in der Nährwerttabelle angepasst: Statt 12,5 Gramm pro Portion sollen nun 16 Gramm verwendet werden. Das reduziert die Zahl der Portionen von 40 auf 25. Laut Hersteller entspricht beides weiterhin drei bis vier leicht gehäuften Kaffeelöffeln. Wer sich an die neue Empfehlung hält, zahlt für die gleiche Anzahl an Getränken rund 60 Prozent mehr.

Die angepasste Pulvermenge reicht nun für einen Becher mit 150 bis 180 Millilitern, früher war sie für eine Tasse mit 110 Millilitern gedacht. Viele Verbraucher kritisieren das "dünnere" Getränk, eine qualitative Verbesserung der Rezeptur ist laut Verbraucherzentrale nicht erkennbar.

Änderung teilweise nachvollziehbar

Auch bei "Jacobs Typ Cappuccino" wurde die Füllmenge reduziert – von 400 auf 290 Gramm. Das entspricht einer Preiserhöhung von 38 Prozent. Die Dosierempfehlung wurde ebenfalls an einen größeren Trinkmengenmaßstab angepasst. Da die Kaffeemenge pro Portion tatsächlich leicht erhöht wurde, hält die Verbraucherzentrale diese Änderung zumindest teilweise für nachvollziehbar.

Jacobs Douwe Egberts verweist auch hier auf sein "Health & Indulgence Programme". Laut Stellungnahme vom 28. April 2025 habe man durch Rezepturänderungen den Zucker- und Kaloriengehalt pro Becher um etwa 25 Prozent senken können. Dank eines neuen Milch-Creamers sei das Pulver ergiebiger und bilde durch einen zusätzlichen Schaum-Booster mehr Crema.

Warum dennoch mit "25 Portionen weiterhin" auf der Packung geworben wird, erklärt sich laut Verbraucherzentrale durch eine geschickte Neudefinition der Portionsgröße: Statt 5 bis 6 Löffel für 180 Milliliter werden jetzt 3 bis 4 Löffel für dieselbe Menge empfohlen. So bleibt die Portionenzahl formal gleich, obwohl pro Getränk weniger Pulver enthalten ist.

Verwendete Quellen
Transparenzhinweis

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



Telekom