Er rettete ein ganzes Viertel Früherer Hamburger Kneipenkönig ist tot

In Hamburg galt Broder Drees als der Retter des Großneumarkts, in der Sowjetunion war er Pionier mit deutschem Bier. Nun ist er mit 78 Jahren gestorben.
Hamburg trauert um einen prominenten Kneipier: Broder Drees ist tot. Der gebürtige Nordfriese ist am 9. Mai 2025 in Altona verstorben, wie aus einer Traueranzeige des Bestattungsunternehmens "Meyer & Co. – Behn & Co." hervorgeht. Am 23. Mai wäre Broder Drees 79 Jahre alt geworden.
Aufgewachsen in Bredstedt als Sohn eines Landtierarztes, zog es Broder Drees zunächst nach Kiel, um an einer Kunsthochschule zu studieren. Danach war er in Hamburg als Werber tätig. 1971 schickte sich Drees gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Thoms an, den Großneumarkt am Gängeviertel aus der Bedeutungslosigkeit zu retten.
Binnen weniger Jahre etablierten die Gebrüder Drees dort eine lebendige Kneipenszene. Broder Drees betrieb unter anderem Läden wie "Di Gööle", das "Brandanfang", das "Café de Tap", die "Liekedeeler"-Weinstuben oder den "Uhlenspieker".
Hamburger Kneipier war Bier-Pionier in Leningrad
In den späten 80er Jahren zog es den Nordfriesen Broder Drees in den Osten, weit hinter den Eisernen Vorhang. In Sankt Petersburg, das damals noch Leningrad hieß, machte er 1989 das "Tschaika" (zu Deutsch: Möwe) auf – ein original Hamburger Bierlokal. Beteiligt waren an der Kneipe neben dem Wirt Drees noch der Kaufmann Peter Wolf, die Bavaria St. Pauli-Brauerei und die Sowjetunion.
Auf der Karte standen unter anderem Bier von "Astra" oder "Jever", aufgetischt wurden klassische Hamburger Speisen wie Labskaus und Rote Grütze. Kurios: Sowjetbürger mussten anfangs draußen bleiben. Denn Restaurants, die nur westliche Währungen wie US-Dollar oder D-Mark akzeptierten, waren für sie verboten.
Später betrieb Broder Drees noch weitere Lokale in Sankt Petersburg. Auch ein gewisser Wladimir Putin soll einst zu seinen Freunden gehört haben.
Broder Drees erfand Urne aus Brot
Zurück in Norddeutschland war Broder Drees ab Mitte der 90er-Jahre als Bestatter auf hoher See tätig. Zu seinen Ideen gehörten unter anderem Seebestattungen aus der Luft: Dabei sollte die Asche der Verstorbenen von einem Flugzeug aus über dem Meer in internationalen Gewässern abgeworfen werden.
Später erfand Drees die "Brot-Urne" – nach einem alten Seemansbrauch. Ein Hamburger Bäcker backte die Urne samt passendem Deckel aus Gerstenmehl bei 170 Grad im Ofen. Das wasserlösliche Gebäck konnte auch für Erdgräber verwendet werden. "Das Brot gehört zum Leben, und zum Leben gehört der Tod", sagte Drees über seine Idee.
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- meyer-behn.gemeinsam-trauern.net: Traueranzeige vom 9. Mai 2025
- spiegel.de: "Heimliches Herz" (Ausgabe 25/1978)