Die Verteidigung von Christina Block "Ich war das perfekte Opfer"
Am Freitag ging der Prozess gegen Christina Block wegen Entführung ihrer Kinder weiter. Die Beschuldigte zeichnet das Bild einer verzweifelten Mutter, die von nichts gewusst habe.
Es ist ein Satz, der wohl das ganze Dilemma von Christina Block aus ihrer Sicht auf den Punkt bringt: "Das ist die Familie Block, die hat eine Menge Kummer, aber auch einen Haufen Geld."
Am dritten Prozesstag im vermeintlichen Entführungsfall der Block-Kinder sagte eine der Hauptbeschuldigten, Christina Block, am Freitag aus. Sie hatte angekündigt, sich umfangreich äußern zu wollen. Und das tat sie auch: Einen ganzen Prozesstag benötigte sie, um ihre Sicht der Dinge darzulegen. Während die Staatsanwaltschaft ihr vorwirft, sie habe ein Sicherheitsunternehmen mit Mossad-Nähe damit beauftragt, ihre Kinder aus der Obhut des Kindsvaters aus Dänemark zurückzuholen, zeichnete sie ein anderes Bild der Lage.
"Kinder wurden gestohlen"
Ausführlich schildert sie den Konflikt mit dem Kindsvater Stephan Hensel, der die Kinder nach einem Wochenendbesuch bei ihm nicht zurück zur Mutter gelassen habe. Sie spricht von "Manipulation", von "Isolation", von "toxischer Männlichkeit und Narzissmus." Sie sagt: "Mein Ex-Mann hat meine Kinder über Nacht gestohlen." Und richtet das Wort direkt an ihn: "Du hast es uns allen gezeigt, du hast gewonnen."
Mehrfach zittert ihre Stimme, mehrfach ringt sie mit den Tränen, wenn sie auf ihre Kinder zu sprechen kommt. Und umso schärfer und härter klingt ihr Tonfall, wenn sie ihrem Ex-Mann Geldgier und Wut, ja Hass, auf den Block-Clan vorwirft.
Drei Narrative der Verteidigung
Die Verteidigung der Christina Block folgt drei Narrativen, die schon ihr Strafverteidiger Ingo Bott in seinem Plädoyer hat durchblicken lassen: Die Geschichte einer aufopferungsvollen Mutter, einer ganz normalen Frau, die Leitungswasser trinke, einen "verbeulten Peugeot" fahre, wie sie selbst berichtet. Die sich jahrelang fast ausschließlich allein um die vier Kinder gekümmert habe. Die in eine kaum auszuhaltende Situation manövriert worden sei. Und die nichts mit der Entführung zu tun habe.
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Das zweite Narrativ bezieht sich auf die mediale Vorverurteilung. "Dieser Strafprozess ist eine große Belastung", sagt sie eingangs. "Ich habe in den Medien bittere Prügel bezogen." Dabei schaut sie gezielt in den Zuschauerraum. "Hier werden gerade Ticker mit meiner Person gefüllt. Dieser Medienzirkus ist unerträglich."
Das dritte Narrativ betrifft ihren Ex-Mann. Über mehrere Stunden baut sie ein Bild von einem Mann auf, der von der Block-Familie mit offenen Armen aufgenommen worden sei und es dann beruflich im Unternehmen nicht geschafft habe. Der abends immer öfter wütend nach Hause gekommen sein soll. Vor Stephan Hensel habe man sich fürchten müssen. Und der als ultimatives Instrument der Demütigung und des Hasses die Kinder der Mutter weggenommen hätte. Sie manipuliert und verdreht hätte. Bis zur völligen Entfremdung. "Du bist der Vater unserer Kinder. Ich hoffe, dass du sie einfach in Ruhe lässt", sagt sie im Prozess aus. "Ich hoffe, dass sie Kinder sein dürfen und nicht kleine Soldaten in einem Kreuzzug."
"Ich war das perfekte Opfer"
Dass es zur Entführung kam, ist aus ihrer Sicht nicht zu erklären. Ja, sie habe die Mossad-nahe Sicherheitsfirma Cyber Cupula ins Block-Hotel Grand Elysée geholt. Ja, sie haben eine enge Freundschaft zu einer der Mitarbeiterinnen, die sich selbst Olga nannte, aufgebaut. Ja, sie habe sich ihr anvertraut. "Olga wirkte auf mich wie die Mutter der Kompanie", sagt Block vor Gericht. "Ich war einfach nur froh, dass sie mir zuhörte."
Und sie habe sich immer gewünscht, dass ihre Kinder wieder zu ihr zurückkehren. Am 16. Dezember 2023, da waren die Kinder schon fast eineinhalb Jahre beim Vater, habe sie Olga ein Konzeptpapier eines Kinderpsychologen geschickt, das ganz praktisch die Rückführung von Kindern thematisiert. Dazu schrieb sie die Worte: "I think you can use it", also: Ich denke, das kannst du gebrauchen.
In der Rückschau räumt sie ein, dass sie ein einfaches Ziel gewesen sei. "Mit meiner Angst konnte man ein perfektes Geschäft machen. Ich war das perfekte Opfer", sagt Block aus. Eine aktive Tatbeteiligung weist Christina Block von sich. Auch ihre Rolle nach der Entführung gleicht in ihren Ausführungen eher der einer Getriebenen, die sich Olga naiv ausgeliefert habe. Die quer durch die Republik gefahren sei, immer in der Hoffnung, ihre Kinder wiederzubekommen.
Kann das so stimmen? Nach dem Prozess sagt ein Prozessbeteiligter hinter vorgehaltener Hand, dass diese Verteidigung klar auf einen Freispruch setzt – und nicht auf eine geringe Strafe. Nachfragen zu ihrer Aussage wurden am Freitag nicht mehr verhandelt, damit geht der Prozess am 15. August weiter.
- Reporterin vor Ort