Wohnmobil, Klebeband, Bodyguards Prozess gegen Christina Block: Vorwürfe lesen sich wie ein Thriller

Christina Block soll ihre Kinder gewaltsam entführen haben lassen. Jetzt stehen sie, ihr Partner Gerhard Delling und fünf weitere Angeklagte in Hamburg vor Gericht.
Maskierte Männer, geknebelte Kinder, ein Wohnmobil für den Grenzübertritt: Was die Staatsanwaltschaft im Fall um Block-House-Erbin Christina Block beschreibt, klingt wie ein Drehbuch. In der Silvesternacht 2023/24 sollen ihre Kinder gewaltsam von Dänemark nach Deutschland gebracht worden sein.
Ab Freitag, 11. Juli, verhandelt das Hamburger Landgericht über die Vorwürfe – gegen Block selbst, ihren Lebensgefährten Gerhard Delling und fünf weitere Angeklagte. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Kinder aus Süddänemark entführt – und zwei Tage versteckt
Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft lauerten mindestens fünf Männer dem Vater Stephan Hensel und den beiden Kindern – damals 13 und 10 Jahre alt – im süddänischen Gråsten auf. Sie sollen Hensel niedergeschlagen, die Tochter gefesselt und beiden Kindern den Mund mit Klebeband zugeklebt haben. Danach flohen sie in Autos mit deutschen Kennzeichen, wechselten kurz hinter der Grenze die Fahrzeuge und setzten die Fahrt in einem Wohnmobil Richtung Süden fort.
Erst in Baden-Württemberg sollen die Kinder zwei Tage später wieder auf ihre Mutter getroffen sein. Zurück in Hamburg habe dann ein Sicherheitsunternehmer dafür gesorgt, das Grundstück von Christina Block überwachen zu lassen, um eine Rückführung der Kinder nach Dänemark zu verhindern. Zwei weitere Personen aus Blocks Umfeld müssen sich deshalb ebenfalls vor Gericht verantworten.
Welche Rolle spielte TV-Moderator Gerhard Delling?
Für besonderes Aufsehen sorgt der Prozess, weil unter den Angeklagten auch Blocks Lebensgefährte Gerhard Delling ist. Die Staatsanwaltschaft wirft dem bekannten TV-Moderator vor, die Reise von Block nach Baden-Württemberg organisiert und die Rückkehr nach Hamburg koordiniert zu haben. Zudem habe er falsche Angaben gegenüber Ermittlern gemacht.
Für Delling steht Beihilfe im Raum – das Gericht schließt aber auch eine Verurteilung als Mittäter nicht aus. Sein Anwalt weist die Vorwürfe als "sachlich und rechtlich unzutreffend" zurück.
Ein jahrelanger Sorgerechtsstreit eskaliert
Der Fall ist der Höhepunkt eines langen Familienstreits: Nach Trennung und Scheidung lebten zunächst alle vier Kinder bei Christina Block. 2021 zog die älteste Tochter zum Vater nach Dänemark, später blieben auch die beiden jüngeren Kinder nach einem Besuch dort. Der Vater erklärte, er wolle sie vor "kindeswohlgefährdendem Verhalten" der Mutter schützen. Hier lesen Sie mehr zu dem Familiendrama.
Ein deutsches Oberlandesgericht sprach Block daraufhin zwar vorläufig das Aufenthaltsbestimmungsrecht zu und verpflichtete Hensel zur Rückgabe. Doch Dänemark erkannte das Urteil nicht an – als einziges EU-Land werden solche Beschlüsse dort nicht automatisch vollstreckt.
Heute leben die Kinder weiterhin beim Vater in Dänemark, sprechen die Sprache und sind laut Gerichtsentscheidungen dort gut integriert. Im Mai dieses Jahres bekam der Vater vom dänischen Gericht endgültig das alleinige Sorgerecht. Im Hamburger Prozess treten er und die Kinder als Nebenkläger auf. Besonders brisant: Die inzwischen 14-jährige Tochter will öffentlich gegen ihre Mutter aussagen.
So reagiert die Block-Verteidigung – auch Vater im Visier der Justiz
Christina Blocks Anwalt wirft der Staatsanwaltschaft schwere Fehler vor. Der Vater habe die Kinder 2021 rechtswidrig in Dänemark behalten und trotz Gerichtsbeschluss nicht zurückgebracht. Zudem soll Blocks mittlerweile verstorbene Mutter Auftraggeberin der Rückholaktion gewesen sein. "Es gibt keinerlei Beweise dafür, dass meine Mandantin ihre Kinder jemals misshandelt hat", betont der Anwalt.
Ganz ohne Folgen könnte auch das Verhalten des Vaters nicht bleiben. Die Hamburger Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen ihn und seine neue Ehefrau wegen Entziehung Minderjähriger erhoben. Das Amtsgericht lehnte eine Prozesseröffnung zunächst ab, doch nach einer Beschwerde wird nun erneut geprüft, ob der Fall doch vor Gericht kommt. Hensels Verteidiger betont: "Mein Mandant hat nur seine Kinder vor Gewalt geschützt" und rechnet mit einem Freispruch.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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