Hamburg Hamburger Reeperbahn-Festival startet: Sting kommt
Es geht endlich wieder rund in den Hamburger Clubs. Das Reeperbahn-Festival bringt nach monatelanger Zwangspause für vier Tage ordentlich Leben in die kleinen und großen Musikspielstädten der Hansestadt. Dafür haben die Macher wie gewohnt aufstrebende und etablierte Musikerinnen und Musiker gewinnen können. Den Anfang machen unter anderem Sting und Joy Denalane am Mittwochabend. Insgesamt sind an 35 Spielorten rund 300 Konzerte geplant.
Für Festivalchef Alexander Schulz ist die neueste Ausgabe nicht mit der pandemiegerechten 2020er Version zu vergleichen. "Wir haben eine ganze andere, eine inspirierende und nach vorne gerichtete Lage", sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Zwar dürften - verglichen mit dem Vor-Corona-Jahr 2019 - nur maximal rund 40 Prozent Auslastung erreicht werden. Aber das sei schon deutlich mehr als 2020, in dem die Musiker vor nur etwa 18 Prozent der sonst üblichen Besucher spielen konnten.
In diesem Jahr ist wieder mehr Gefühl, mehr Atmosphäre und mehr Tanzen. "Man muss nicht mehr nur in Quadraten stehen oder auf Stühlen sitzen. Diese Abstandsregeln aus 2020 fallen ja dank der Impfungen und der neuen Erkenntnisse als oberstes Gebot weg", erklärte Schulz. Stattdessen dürfen sich die Besucherinnen und Besucher des Clubfestivals wieder auf Steh-Konzerte in den Clubs freuen. So gebe es etwa 15 unbestuhlte Indoor-Spielorte, in denen derzeit eine Auslastung von bis zu 35 Prozent möglich sein wird. Bei Konzerten mit Bestuhlung sind sogar bis zu 70 Prozent Auslastung drin. "Das wird dann schon in der Wahrnehmung für die Künstler so wie früher."
Gesungen wird wie gehabt in großen und kleinen Clubs der Stadt - vom "Molotow" und den "Gruenspan" über "Knust" und "Nochtspeicher" bis hin zum "Uebel&Gefährlich" und dem "Moondoo". Doch auch einige Theater der Reeperbahn sowie das Zeise-Kino und die Elbphilharmonie sind Teil des Programms. Das Festival ist als 3G-Variante geplant, also für genesene, geimpfte und getestete Besucher.
Es hat sich längst als Ort etabliert, an dem ein Querschnitt durch die aktuelle Entwicklung der Musikwelt zu sehen ist. Unter den 250 Künstlern sind laut Festivalleiter Schulz beispielsweise in diesem Jahr auch hispanisch und afrikanisch geprägte. "Das finde ich spannend. Der klassisch geprägte Indie-Rock wird weniger. Das ist festzustellen, was aber auch nicht schlimm ist." Zudem gebe es weiterhin mehr Rap und Hip-Hop und mehr Projekte mit unterschiedlichen Künstlerkonstellationen. "Auch, wenn wir weiterhin begrenzt sind: Wir sind schon wieder in der Lage, das abzubilden, was da draußen passiert."
Das gelte auch für die Fachkonferenz. Im Rahmen des renommierten Branchentreffs werden rund 150 Punkte auf dem Programm mit mehr als 300 Vortragenden stehen. Eine davon ist die Schauspielerin Maria Furtwängler, die eine Studie zum Thema Geschlechtergerechtigkeit in der Musikbranche und deren Einfluss auf das Kaufverhalten vorstellen wird.
Für Schulz ist die 16. Ausgabe des Clubfestivals vor allem schon deshalb ein Highlight, weil viele internationale Künstler auftreten werden. Mehr als 50 Prozent der Musiker sei nicht aus Deutschland. "Wir machen damit einfach einen Riesenschritt nach vorne. Nicht nur quantitativ durch die mindestens 40 Prozent Auslastung im Vergleich zu einem normalen Jahr, sondern auch qualitativ. Es wird einfach wieder eine international geprägte Veranstaltung, wie sie mal war. Und das war - das muss man ja offen sagen - im letzten Jahr nicht so. Und das ist toll, das ist wirklich schön."
Viele Konzerte und die Fachveranstaltungen werden auch wieder für das Internet aufbereitet. "Das haben wir aus der Not im letzten Jahr gut gelernt und wollen das auch weiter vorhalten", sagte Schulz. Die kostenfreien Angebote sind über die Plattformen des Festivals, von Arte und dem NDR abrufbar. Das Festival geht bis zum 25. September.