Hamburg Illegales Schiff-Abwracken: Polizei durchsucht erneut Büros
Die Polizei hat wegen des Verdachts des illegalen Abwrackens von Schiffen im Ausland erneut Büros in Hamburg und Umgebung durchsucht. Bei den Aktionen am vergangenen Mittwoch und Donnerstag seien fünf Objekte in Hamburg und Elmenhorst (Kreis Herzogtum Lauenburg) durchsucht worden, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hamburg am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Es seien umfangreiche schriftliche Unterlagen und digitale Speichermedien sichergestellt beziehungsweise beschlagnahmt worden. Diese würden in den nächsten Monaten ausgewertet werden. Ermittelt werde wegen des unerlaubten Umgangs mit gefährlichen Abfällen. Es gehe um Straftaten im Zeitraum bis September 2016.
Einem Bericht des "Hamburger Abendblatts" zufolge wird gegen fünf Männer ermittelt, darunter auch gegen Hermann Ebel - früher einer der größten Hamburger Schiffsfondsanbieter und heute Geschäftsführer der Hansa Treuhand, die sich in erster Linie mit Flugzeugbeteiligungen beschäftigt. "Wir kooperieren vollumfänglich und haben nichts zu verbergen", sagte Ebel der Zeitung. Zum Sachverhalt selbst wollte er sich nicht äußern, "da es sich um ein laufendes Verfahren handelt". In seinem Fall geht es laut "Abendblatt" um das 2016 am Strand von Alang im indischen Bundesstaat Gujarat abgewrackt Containerschiff "Caribe". Im anderen Fall drehe es sich um das 2001 in Polen gebaute und in Bangladesch zerlegte Containerschiff "Bosun".
Hintergrund der Ermittlungen ist das in der Schifffahrtsbranche als "Beaching" bekannte Vorgehen bei der Entsorgung alter Schiffe. Denn statt sie Schiffe abwracken zu lassen, werden sie kurzerhand verkauft - und zwar in dem Wissen, dass die Käufer die Schiffe vornehmlich nach Asien schaffen, wo sie auf einen ungesicherten Strand ("Beach") gefahren und dort unter umweltgefährdenden Umständen und oft menschenunwürdigen Bedingungen zerlegt werden. Für die Käufer ist der Schrottwert wirtschaftlich von Bedeutung.
Bereits Sommer 2021 waren mehrere Büros durchsucht worden, darunter auch die Investment- und Vermögensverwaltungsgruppe E.R. Capital des Hamburger Kaufmanns und Reeders Erck Rickmers. Auch dort wurde wegen des Abwrackens eines 19 Jahre alten Schiffes im Jahr 2017 eine vollumfängliche Kooperation mit den Ermittlungsbehörden zugesichert. Allerdings machte die Erck Rickmers Gruppe klar, dass aus ihrer Sicht der weitere Betrieb des Schiffes nach dem Verkauf ausschließlich in der Verantwortung der Käufergesellschaft liege. Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte, nach den Durchsuchungen im August 2021 dauere Auswertung der Unterlagen noch an.