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Hamburg

Hamburg: Streit um Elbschlick – "Urteil gegen Wattenmeer scheint gesprochen"


Streit um Hamburger Elbschlick
Umweltverbände: "Urteil gegen Wattenmeer scheint gesprochen"

Von dpa, t-online, EP

Aktualisiert am 09.02.2022Lesedauer: 2 Min.
Baggerarbeiten in der ElbeVergrößern des Bildes
Ein Bagger holt bei Arbeiten zur Elbvertiefung Schlick aus einem Hafenbecken. (Quelle: Axel Heimken/dpa/Archivbild/dpa)

Aus dem Hamburger Hafen werden jährliche Millionen Tonnen Schlick abgebaggert. Für die soll es nun eine neue Deponie geben

Nach dem Abschluss der Elbvertiefung stellt sich in Hamburg die Frage: Wohin mit dem anfallenden Schlick? Ein Teil davon soll künftig im Wattenmeer abgeladen werden – vor der Insel Scharhörn direkt angrenzend an ein Naturschutzgebiet.

Wie "Bild" berichtet, soll es sich dabei um etwa eine Million Tonnen Schlick handeln. Dieser werde bisher vor Neßsand über Bord gekippt, werde aber in nur innerhalb eines Monats durch die Elbe zurück nach Hamburg gespült. Insgesamt würden jährlich 5,6 Millionen Tonnen Schlick aus dem Hafen gebaggert, damit die Schiffe an die Kais kommen.

Naturschutzverbände: Hamburg nimmt Gefährdung von Weltkulturerbe in Kauf

Umweltverbände kritisieren die Hamburger Pläne für die Elbschlickdeponie. Die Hansestadt nehme nach der Schädigung des Ökosystems Tideelbe durch die Elbvertiefung nun auch die Gefährdung des Weltnaturerbes Wattenmeer zugunsten der Hafenwirtschaft billigend in Kauf, hieß es in einer Mitteilung dreier Verbände, die sich im Bündnis Lebendige Tideelbe zusammengeschlossen haben.

Zuvor hatte die Hamburger Wirtschaftsbehörde bekannt gegeben, eine Verklappung des Elbschlicks vor der zur Hansestadt gehörenden Insel Scharhörn sei einem Gutachten der Hafenbehörde zufolge unbedenklich.

WWF, Nabu und BUND rufen zum Widerstand auf

Die Verbände BUND, Nabu und WWF kündigten an, sie wollten die Unterlagen der Hafenbehörde so schnell wie möglich prüfen und möglicherweise auch vor Gericht dagegen vorgehen. Zugleich riefen sie Hamburgs Nachbarn Schleswig-Holstein und Niedersachsen zum Widerstand gegen die Pläne auf.

"Das politische Urteil gegen das Wattenmeer scheint bereits gesprochen", hieß es in der Mitteilung der Verbände. Die Beteiligung der Nachbarländer könne "nur noch eine Farce sein", denn eine rechtlich saubere Prüfung von Einwendungen mit Abwägung aller Umweltbelange sei kurzfristig nicht möglich.

Die Verklappungspläne bedeuten aus Sicht der Verbände für den Nationalpark Wattenmeer eine Katastrophe. "Das Gebiet ist als Unesco-Weltnaturerbe sowie als europäisches Vogelschutzgebiet und als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) ausgewiesen – das heißt, als Gebiet, das dem besonderen Schutz von Tieren-, Pflanzen und Lebensräumen dienen soll."

"Gegen die berechtigten Bedenken und Interessen Niedersachsens"

Auch das Land Niedersachsen hat irritiert auf die Pläne reagiert. "Bisher war die Zusammenarbeit geprägt von einem engen Austausch und vernünftigem Miteinander", sagte Umweltminister Olaf Lies (SPD) am Mittwoch auf dpa-Anfrage.

"Da ist es jetzt irritierend, dass Hamburg hier über den nun bekannt gewordenen Zeitplan an der Grenze unseres Nationalparks Wattenmeer innerhalb weniger Wochen Fakten schaffen will – und das gegen die berechtigten Bedenken und Interessen Niedersachsens."

"Die Annahme, dass das Verklappen von Elbschlick in diesem sensiblen Bereich keine Auswirkungen hätte, ist aus meiner Sicht in keiner Weise sichergestellt", so Lies. Auch der Minister wolle nun die Auswirkungen auf das Naturschutzgebiet prüfen lassen.

Verwendete Quellen
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