Projekt abgeschlossen Umweltverbände kritisieren Elbvertiefung erneut als Augenwischerei
"Ökosystem Elbe verraten und verkauft": Nach rund zwei Jahrzehnten Planung und Bauzeit ist die Elbvertiefung abgeschlossen. Für den Hafen ein riesiger Erfolg – Umweltschützer halten sie jedoch für unnötig.
Die Elbe ist nach der jüngsten Vertiefung der Fahrrinne vollständig für die neuen Tiefgänge frei. Nach einer ersten Freigabestufe im vorigen Mai gab es am Montag grünes Licht auch für die zweite Freigabestufe, wie die Hamburger Wirtschaftsbehörde und die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes mitteilten.
"Damit ist nun das Vorhabenziel, 13,5 Meter tiefgehenden Containerschiffen eine tideunabhängige Erreichbarkeit des Hamburger Hafens zu ermöglichen, erreicht", heißt es in der Mitteilung. "Tideabhängig sind auch größere Tiefgänge möglich." Ein- und auslaufende Schiffe können damit jetzt im Vergleich zum Zustand vorher je nach Tide 1,00 bis 1,90 Meter mehr Tiefgang haben.
"Ökonomischer und ökologischer Mehrwert"
Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann sprach von einem "Meilenstein" für den Schiffsverkehr. "Für Deutschlands größten Hafen bedeutet das bessere Anlaufbedingungen, die den Reedereien ermöglichen, mehr Ladung nach Hamburg zu bringen."
Der Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, Hans-Heinrich Witte, hob hervor, die Freigabe der Elbe für größere Tiefgänge bieten neben dem ökonomischen auch einen ökologischen Mehrwert. "Denn mehr Tiefe bedeutet eine bessere Auslastung der Schiffe und führt damit zu weniger Emissionen pro transportierter Tonne."
Bisher sechs Tiefenanpassungen in der Elbe
Der rund 130 Kilometer lange Abschnitt der Elbe zwischen Hamburg und der Nordsee zählt zu den wichtigsten Wasserstraßen Deutschlands. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Fluss dort sechsmal den Anforderungen der Schifffahrt angepasst, zuletzt 1999.
Diesmal wurde er so ausgebaggert, dass auf ihm Schiffe mit einem Tiefgang von 13,50 Meter unabhängig von Ebbe und Flut fahren können. Tideabhängig soll die Elbe für Schiffe mit einem Tiefgang von maximal 14,50 Metern passierbar sein.
Millionenprojekt ist ein Meilenstein der Hamburger Wirtschaft
Seit der ersten teilweisen Freigabe für größere Tiefgänge Anfang Mai 2021 konnten Großcontainerschiffe je nach Schiffstyp und Gezeitenstand zunächst mit 30 bis 90 Zentimeter mehr Tiefgang als bisher auf der Elbe verkehren. Mit der endgültigen Freigabe sollen nun etwa die doppelten Werte möglich sein.
Mehr als 850 Millionen Euro soll die Elbvertiefung mittlerweile gekostet haben. 286 Millionen habe die Stadt dabei selbst tragen müssen.
Auch der Port of Hamburg selbst beschreibt die Maßnahme als notwendig. Schließlich seien rund 607.000 Arbeitsplätze von dem Hafen abhängig. Zudem würden durch die vom Hafen abhängige Wirtschaft Steuerzahlungen innerhalb der Metropolregion Hamburg (inkl. Hamburg) in Höhe von etwa 1,53 Milliarden Euro ausgelöst. Bundesweit seien es sogar 2,57 Milliarden Euro.
Naturschützer: Tiefe durch Verschlickung nicht vollständig nutzbar
Dennoch sorgt die Elbvertiefung seit Jahren für Kritik. Umweltverbände haben die jüngste Vertiefung der Fahrrinne in der Elbe abermals als unnötig und umweltschädlich bezeichnet.
"Fest steht, dass lediglich 1,8 Prozent aller Seeschiffe, die den Hamburger Hafen seit der Freigabe Anfang Mai angelaufen haben, wirklich auf die neue Tiefe angewiesen waren", heißt es in einer Mitteilung der im Bündnis "Lebendige Tideelbe" zusammengeschlossenen Verbände BUND, Nabu und WWF vom Montag in Hamburg.
Zudem sei die Tiefe aufgrund der fortwährenden Verschlickung faktisch nicht vollständig nutzbar, so die Mitteilung weiter. "Das Ökosystem Elbe wurde für die Vertiefung verraten und verkauft." Das Bündnis reagiert mit der Kritik auf die – laut Verbänden am Montag erfolgte – komplette Freigabe der vollen Fahrrinnentiefe der Elbe.
- Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherchen
- "NDR": "Elbvertiefung jetzt endgültig abgeschlossen"
- "Port of Hamburg": "Fahrrinnenanpassung der Unter- und Außenelbe"