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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Dem Kreml nicht nahe" Bericht: Sanktionierter Oligarch fordert seine Megajacht zurück
Seit zwei Monaten steht der Oligarch Farchad Achmedow auf der Sanktionsliste der EU. Seine in Hamburg liegende Megajacht "Luna" wurde festgesetzt. Laut einem Bericht fordert Achmedow die Jacht nun zurück.
Es ist ein Versuch, seine Hände in Unschuld zu waschen: Wie die britische "Times" berichtet, soll der aus Aserbaidschan stammende russische Oligarch Farchad Achmedow sich bei der Europäischen Union beschwert haben. Er fordert demnach, von der Sanktionsliste genommen zu werden. Wegen der europäischen Sanktionen darf Achmedow auch nicht auf seine in Hamburg liegende, 115 Meter lange Jacht zugreifen, die seit Anfang Mai offiziell festgesetzt ist.
Er stehe dem Kreml überhaupt nicht nahe und sei nie Teil des Kreises um Präsident Wladimir Putin gewesen, zitiert die "Times" aus einem Schreiben, das Achmedows Anwälte beim Rat der Europäischen Union, der Kammer der EU-Mitgliedsstaaten, eingereicht haben sollen. Auf Anfrage von t-online erklärte eine Sprecherin des Rates, man könne zu konkreten Einzelfällen keine Angaben machen. Es sei jedoch die Regel, dass sich Anwälte sanktionierter Personen mit Beschwerden und Einsprüchen an die EU wenden.
Das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin stellte auf Anfrage von t-online klar: "Die Sanktionsverordnung ist geltendes Recht und keine Verwaltungsentscheidung. Sie kann nur von den EU-Mitgliedsstaaten und der Kommission geändert werden."
Hamburg: Russischer Oligarch fordert seine Jacht zurück
Auf der Sanktionsliste war Achmedow gelandet, weil er ein führender Geschäftsmann in Wirtschaftsbereichen sei, die dem russischen Staat als "wichtige Einnahmequelle dienen", heißt es in der Sanktionsverordnung vom 8. April. Die EU hat demnach keinen Zweifel daran, dass Achmedow dem Kreml nahesteht.
Sein Geld machte er im Energiesektor und war in der russischen Kommunalpolitik tätig. Sein Vermögen beläuft sich laut dem US-Wirtschaftsmagazin "Forbes" auf umgerechnet mehr als 1,5 Milliarden Euro. Die Jacht "Luna" allein soll rund 400 Millionen Euro wert sein.
Achmedow weist über seine Anwälte alle Vorwürfe zurück, berichtet die "Times". Er sei zwar in der russischen Lokalpolitik involviert, habe aber "seit einem Jahrzehnt kein politisches Amt mehr in Russland inne". Auch sei er nie Mitglied einer politischen Partei gewesen. Die Beziehungen zur russischen Führung seien keineswegs gut: Seit Jahren liege der Oligarch im Streit mit dem vom russischen Staat kontrollierten Energieriesen Gazprom.
Megajacht "Luna" gehörte früher Roman Abramowitsch
Seine in Hamburg liegende Luxusjacht wurde ursprünglich für Roman Abramowitsch gebaut. Abramowitsch gehört ebenfalls zur Riege der superreichen Oligarchen und ist der ehemalige Besitzer des englischen Fußballklubs FC Chelsea.
Achmedow soll die Jacht 2014 gekauft haben. Zur "Luna" gehören neben einem kleinen U-Boot auch mehrere Beiboote und ein Hubschrauber. Maximal 18 Gäste können sich in neun Kabinen von einer 50-köpfigen Crew versorgen lassen, berichtet das Internetportal "Superyachtfan".
- thetimes.co.uk: "Farkhad Akhmedov: Oligarch pleads for £225m yacht to be returned" (Englisch, kostenpflichtig)
- Anfrage beim Rat der Europäischen Union
- forbes.com: Profil von Farchad Achmedow
- Sanktionsliste der Europäischen Union vom 8. April
- superyachtfan.com: "Inside Luna Yacht" (Englisch)