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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Selbstverständliches sichtbar machen" Neue Initiative will queeren Menschen das Coming-Out erleichtern
Akzeptanz für queere Menschen soll bald mit einem einfachen Logo ausgedrückt werden. Das will eine neue Initiative erreichen, die von großen Organisationen wie Facebook, Otto und dem Hamburger SV unterstützt wird.
Um klarzumachen, worum es ihr geht, erzählt Vanessa Lamm eine Geschichte aus einem ihrer Workshops für heterosexuelle Menschen: "Wir hatten eine Gruppe von Studenten zu Gast und haben mit ihnen über Akzeptanz queerer Menschen gesprochen. Am Ende gab es Feedbackbögen, die anonym ausgefüllt wurden. Ein Teilnehmer schrieb: Ich bin schwul und meine Kommilitonen wissen nichts davon. Jetzt fühle ich mich besser damit, mich zu outen."
Lamm und ihr Mitstreiter Markus Hoppe kennen viele dieser Geschichten. Sie arbeiten für die Fachstelle für Akzeptanzarbeit in Bezug auf geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in Hamburg. Mit ihrer neuen Kampagne "Welcoming out" wollen sie Heterosexuellen eine niedrigschwellige Möglichkeit anbieten, ihre eigene Akzeptanz gegenüber lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans Personen sichtbar zu machen. Coming-Outs sollen so leichter fallen.
Hamburg: Initiative "Welcoming out" will queere Menschen unterstützen
"Wir glauben, dass die meisten Menschen diese offene und akzeptierende Haltung in sich tragen, ohne darüber zu sprechen", sagt Hoppe. "Unser Zeichen soll die Tür zum Dialog aufstoßen und queeren Menschen zeigen: Du bist bei mir willkommen." Im öffentlichen Diskurs werde aus rechten und konservativen Kreis der Eindruck erweckt, dass nur eine Minderheit sich für die Belange queerer Menschen interessiere. "Daran glaube ich nicht: Wir wollen das Bild der schweigenden Mehrheit zurechtrücken und das Selbstverständliche sichtbar machen."
Bei ihrer Kampagne werden Lamm und Hoppe von insgesamt 21 Organisationen und Konzernen unterstützt, die "Patrons" (Englisch für Schirmherren oder Mäzene) genannt werden: Neben dem Facebook-Konzern Meta, Otto, Beiersdorf, Hapag-Lloyd, der Hamburger Sparkasse, der Techniker Krankenkasse und Ströer sind auch der Hamburger SV und die Feuerwehr Hamburg dabei. Sie unterstützen "Welcoming out" finanziell oder mit anderen Ressourcen.
Hamburgs Zweite Bürgermeister Katharina Fegebank fungiert als offizielle Schirmherrin. "Es ist eine Aufgabe von Mensch zu Mensch, gegen Ausgrenzung und Diskrimierung vorzugehen", so die Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung. "Wir sprechen von Hamburg als offener Stadt. "Welcoming out" ist ein weiterer Schritt, dieses Bekenntnis zu stärken."
Kampagne ist kein Zertifikat für Unternehmen
Die Kampagne sei keine Zertifizierung der Unternehmen und Organisationen, die mitmachen. "Worum es uns geht sind persönliche Einstellungen, das kann kein Unternehmen für seine ganze Belegschaft ausdrücken", sagen die Initiatoren. Es gehe viel mehr darum, die Akzeptanz in alle Lebensbereiche zu tragen: Sport, Arbeit, Schule und natürlich auch zu Hause. "Welcoming out" sei nonverbales Erkennungszeichen für jeden und jede, die sich mit der Queer-Community solidarisch zeigen möchten.
Das Logo soll auf allen Kanälen der Partnerunternehmen sowie durch verschiedene, teils kostenlose Merchandising Artikel bekannt gemacht werden. Buttons mit dem Symbol sollen beispielsweise bald an vielen Stellen in der Stadt erhältlich sein. Auch im digitalen Raum soll man sich mit dem Logo zeigen können. Alle gemachten Einnahmen kommen einer Bildungskampagne zugute, die Wissen über geschlechtliche und sexuelle Vielfalt fördern soll.
Mit Slogans wie "Du machst den ersten Schritt, und ich atme auf" tritt die Kampagne an die Öffentlichkeit. "Das, was wir mit unseren Workshops bislang im Kleinen gemacht haben, soll nun groß werden", erklären Lamm und Hoppe. Es geht nicht darum, negative Einstellungen zu ändern, sondern die vielfach vorhandenen positiven Einstellungen aufzuzeigen.
Hintergrund zum Beitrag
Die Initiative "Welcoming out" wird auch von Ströer Media Deutschland und Ströer Media Solutions unterstützt. Das Nachrichtenportal t-online wird von der Ströer News Publishing betrieben. Die Entscheidung, über "Welcoming out" zu berichten, hat die Redaktion von t-online selbstständig und unabhängig getroffen.
- Reporter vor Ort