Güter bekommen Vorrang vor Personen Droht wegen Energiekrise ein Zugchaos in Hamburg?
Die Bundesregierung will Güterzügen mit Kohle, Öl und Gas Vorfahrt auf der Schiene geben. Welche Folgen hat das für den Zugverkehr von und nach Hamburg?
Damit weiter Kohle in Kraftwerke und Öl in Raffinerien kommt, will die Politik Energietransporten auf der Schiene sechs Monate lang Vorrang einräumen. "Ziel ist es, den Betrieb von Kraftwerken, Raffinerien, Stromnetzen sowie von weiteren lebenswichtigen Betrieben sicherzustellen", heißt es in einem Papier der Bundesministerien für Wirtschaft und für Verkehr, das am Wochenende verbreitet wurde.
Für einen ICE oder einen Regionalzug bedeute das, dass sie hinter einem Kohlezug warten müssen, sagt Karl-Peter Naumann, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn für Hamburg und Schleswig-Holstein, t-online. Dadurch müssen sich Fahrgäste auf erhebliche Verspätungen einstellen.
Hamburg: Energiekrise könnte Zugverkehr ausbremsen
Denn Güterzüge fahren in der Regel nur mit einer Geschwindigkeit von 80 bis 100 km/h. Die ICE-Züge müssten sich dann dahinter einreihen. "Dadurch kann bis zu einer Stunde Fahrzeit verloren gehen", sagt Naumann. Gemeint ist nicht einmal zwingend die reine Fahrzeit.
"Es wird passieren, dass dadurch der Anschluss nicht erreicht wird. Dann stehen Sie statt zehn Minuten plötzlich 30 Minuten an irgendeinem Bahnhof." Insbesondere in ländlichen Gebieten, wenn zum Beispiel der Bus nur einmal in der Stunde fährt, könne das zu einem großen Ärgernis werden.
Strecken von und nach Hamburg besonders betroffen
Besonders betroffen sind nach Angaben des Pro-Bahn-Sprechers die Strecken von Hamburg nach Hannover sowie nach Bremen. "Aber es geht auch in Richtung Berlin, wenn die Kohle aus Polen kommt und nach Westdeutschland geht." Hamburg sei als Umschlagplatz für Energieträger besonders betroffen.
Die Deutsche Bahn gibt sich beim NDR gelassen: Man bereite sich darauf vor, dass im Herbst mehr Kohlezüge fahren. Es sei aber noch unklar, ob es dadurch tatsächlich mehr Verspätungen geben werde, zitiert der Sender eine Bahn-Sprecherin in Hamburg.
- Telefonat mit Karl-Peter Naumann
- ndr.de: "Gasknappheit könnte für Zug-Verspätungen sorgen"