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Schließungswelle auf Sylt: Gibt es einen Grund zur Sorge? Das sind die Gründe


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Schließungswelle
Namhafte Restaurants und Hotels auf Sylt machen zu – das sind die Gründe


Aktualisiert am 15.11.2022Lesedauer: 4 Min.
Das Strand-Bistro "Wonnemeyer" in Westerland auf Sylt (Archivbild): Jetzt steht die Zukunft des Restaurants fest.Vergrößern des Bildes
Das "Wonnemeyer" in List auf Sylt hat fortan geschlossen (Archivbild): Die Betreiber konzentrieren sich künftig auf zwei andere Projekte. (Quelle: Chris Emil Janssen via www.imago-images.de)

Fast monatlich erscheinen neue Berichte zu Restaurantschließungen auf Sylt. Während Stammkunden trauern, ist die Stimmung unter Gastronomen gelassen.

Mindestens elf Sylter Restaurants schließen dieses Jahr, darunter auch einige Traditionslokale. Auslaufende Pachtverträge und das Alter der Betreiber scheinen 2022 die Hauptgründe für das Aus der Restaurants zu sein.

Franz Ganser bewirtete 43 Jahre lang in "Dem kleinen Restaurant" in Westerland Einheimische und Touristen. Obwohl sein Lokal äußerst beliebt war, sei die Schließung lange geplant gewesen, erzählte er t-online. Letztlich habe sein fortgeschrittenes Alter diese Entscheidung herbeigeführt, erklärte der 67-Jährige. Ein Nachfolger war zum Zeitpunkt des Gesprächs noch nicht in Sicht.

Gäste reagieren auf Schließung

Stellvertretend für viele Gäste reagierte "Doris BeckerWö" auf Facebook gefasst auf diese Nachricht: "Das kleine Restaurant war immer unsere Nummer Eins. Aber wir gönnen Herrn Ganser einen tollen Lebensabend, jahrzehntelang kochen und das auf diesem Niveau zehrt bestimmt an Kräften. Alles, alles Liebe Franz Ganser, wir werden die wunderbaren kulinarischen Erlebnisse nie vergessen, denn genau diese Küche lieben wir."

Altersgründe spielen auch bei der Schließung des Drei-Sterne-Hotels "Achter Dünem" in Westerland eine Rolle. Bis Jahresende 2022 kann man dort noch übernachten. Ab 2023 liegt das Schicksal der Lokalität in den Händen neuer Eigentümer. Olaf Jaschinskis "Zur Eiche" in Tinnum geht Sylt hingegen für immer verloren. In dritter Generation hatte er den Familienbetrieb geführt, schließlich aber das Grundstück verkauft, wie "SHZ" berichtete. Inzwischen ist das Gebäude abgerissen und das Grundstück zum Bau zweier Doppelhaushälften vorgesehen.

Auslaufende Pachtverträge lassen Restaurants schließen

Obwohl Pius Regli schon im Rentenalter ist, hätte er die "Pius Weinbar" in Keitum gerne weitergeführt. Wie das "Hamburger Abendblatt" berichtete, machte ihm jedoch sein Vermieter einen Strich durch die Rechnung – er ließ den Mietvertrag wegen Lärmbelästigung auslaufen. Der alteingesessene 66-jährige Gastronom Regli hatte dafür kein Verständnis, musste sich aber schließlich dem Willen des Vermieters beugen.

Auch in zwei weiteren Fällen sind auslaufende Pachtverträge verantwortlich dafür, dass Restaurants schließen müssen. Kunden können aber aufatmen. Die beliebten gastronomischen Angebote verschwinden nicht vollständig von der Bildfläche: Zwar bedauern die Betreiber von "Wonnemeyer" auf ihrer Webseite, dass kein Nachfolger gefunden wurde. Jedoch führen sie ihr Projekt "Rent a Cook" sowie das Reiseunternehmen "Foodsafari" weiter. Das "Sünhair by Klaus" in Keitum hat Mitte Oktober seinen Betrieb eingestellt. Ein neuer Pächter wird es jedoch 2023 neu eröffnen.

Die Schließung des Restaurants "Badezeit" ist indes weder auf Personalmangel noch auf die wirtschaftliche Lage zurückzuführen: Das Gebäude brannte im September vollständig nieder.

Personalmangel – ein branchenübergreifendes Dauerthema

Der Betreiber Bastian Falkenroth wird sich künftig auf sein Lokal "Marinara Beachclub" in den Westerländer Dünen konzentrieren. Dafür gibt er jedoch das "Goldgelb" auf, das seit 2019 Champagner und ganztägiges Frühstück servierte. "Leider ist es uns nicht möglich, den Betrieb weiterzuführen", schrieb Falkenroth dazu auf Facebook. "Wir haben während Corona alles versucht, die Art der Gastronomie aufrechtzuerhalten, die wir lieben. Leider haben wir es nicht geschafft, das passende Fachpersonal zu finden, welches wir brauchen, um unseren Qualitätsanspruch zu halten."

Doch der Personalmangel ist nicht der einzige Grund für die Schließung. Falkenroth erklärt sie auch mit der wirtschaftlichen Lage, die sehr großen Druck auf die Gastronomie ausübe, einem Wasserschaden im vergangenen Jahr und einer Corona-Erkrankung. "Zum guten Schluss hat uns die Negativ-Presse, was ganz Westerland durch die Besetzung der Punks angeht, viele Gäste genommen und den Rest gegeben", schreibt der Gastronom weiter.

Auf Facebook ruft dieser Schritt Verständnis, aber auch Bedauern hervor. Kundin Jutta Huckschlag schreibt auf Facebook: "Sehr schade. Wir bedauern es sehr. Waren, wenn wir auf Sylt waren, gerne zum Frühstück und/oder Abendessen bei Euch. Alles Gute und dann bis August im Marinara Beachclub."

Auch Jürgen Gosch musste Konsequenzen aus dem Personalmangel ziehen. Nur wenige Monate nach der Eröffnung des Restaurants "Jünne" beschloss er, die Räumlichkeiten nur noch für Gesellschaften von 80 bis 100 Personen zu öffnen.

Verband der Gastronomen auf Sylt gibt Entwarnung

Mindestens elf Restaurants machen dieses Jahr auf der Promi-Insel die Lichter aus. Davon werden einige unter neuer Führung in 2023 wieder eröffnen. Deswegen hat Raphael Ipsen kein Verständnis für die aktuelle mediale Aufregung um die Restaurantschließungen. Er ist der zweite Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga auf Sylt und vertritt circa 150 Mitglieder. "Es gibt kein faktisches Restaurantsterben auf Sylt", stellt Ipsen im Gespräch mit t-online klar. "Es gab noch nie so viele Betriebe wie in den letzten zehn Jahren. Wenn da sechs bis sieben schließen und fünf bis sechs neue aufmachen, ist das keine Dramatik."

Jedoch macht Ipsen keinen Hehl daraus, dass der anhaltende Personalmangel auf der Insel herausfordernd sei. Das sei ein Problem, jedoch kein Grund zur Betriebsschließung: "Mir ist auf Sylt in den letzten zwei Jahren kein Restaurant bekannt, dass wegen Personalmangels geschlossen hat. Unumstritten ist aber, dass Ruhetage und Öffnungszeiten dementsprechend angepasst werden." Um diesem Trend entgegenzuwirken, läuft aktuell die breitangelegte Kampagne "#Inselleben", um Menschen langfristig nach Sylt zu locken.

Insofern haben Sylt-Liebhaber nichts zu befürchten. Trotz vereinzelter Restaurantschließungen gibt es auch weiterhin ausreichend Bewirtungsangebote auf der Insel.

Verwendete Quellen
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