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Hamburg

Hamburg: Westfield-Überseequartier eröffnet – Todesstoß für die Innenstadt?


Westfield-Eröffnung
Wie Hamburgs neuer Shopping-Tempel die Innenstadt unter Druck setzt


08.04.2025Lesedauer: 3 Min.
imago images 0808379235Vergrößern des Bildes
Das Westfield Hamburg Überseequartier: Das Einkaufszentrum setzt neue Maßstäbe – und die Hamburger Innenstadt unter Zugzwang (Archivbild). (Quelle: IMAGO/Stephan Wallocha/imago)
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Das Westfield Überseequartier hat am Dienstag in der HafenCity eröffnet – nach acht Jahren Bauzeit, mehrfach verschoben und von Skandalen überschattet. Händler blicken gespannt auf das, was kommt.

Mitten in der HafenCity hat am Dienstag das Westfield Überseequartier eröffnet – ein Einkaufszentrum, wie es Deutschland selten gesehen hat. Auf dem Gelände stehen dreizehn Gebäude, darin 580 Wohnungen, über 8000 Arbeitsplätze entstehen und ein Kreuzfahrtterminal. Das Herz des neuen Quartiers bildet das Shoppingcenter mit 170 Läden, einige Ketten eröffnen nur dort ein Geschäft.

Die Bauzeit geriet zur Zerreißprobe. Dreimal verschob der Bauherr URW die Eröffnung innerhalb von zwölf Monaten. Die Kosten kletterten von geplanten 860 Millionen Euro auf 2,4 Milliarden Euro. Ein Jahr später als geplant geht das Center nun an den Start. Allein die Verzögerungen verursachten Kosten in Milliardenhöhe. Und: Das Projekt kostete Menschenleben. Fünf Bauarbeiter verstarben auf der Mega-Baustelle. Laut dem "Spiegel" habe es gravierende Sicherheitsmängel auf der Baustelle gegeben.

Jahrelanger Stillstand beim Westfield

Schon die Planungsphase zog sich. Der Senat beschloss bereits 2003, dass die HafenCity ein starkes kommerzielles Zentrum braucht. Erste Investoren traten an, ein Konsortium unter Führung der ING-Bank hob 2008 die Baugrube aus. Dann kam die Finanzkrise – das Projekt stoppte, sieben Jahre lang klaffte ein Loch im Quartier. Der damalige Bürgermeister Olaf Scholz brachte URW 2014 als neuen Bauherrn an den Tisch, nachdem sich zuvor andere Investoren aus dem Projekt zurückgezogen hatten. Um URW zu überzeugen, stimmte Scholz zu, die geplante Verkaufsfläche für den Einzelhandel zu verdoppeln. Heute wirft ihm das mancher als Fehler vor. Denn der XXL-Einkaufstempel erhöht den Druck auf die Innenstadt-Händler.

Der Handelsverband warnt: Das neue Center könnte der Innenstadt massiv schaden. Eine exklusive Studie der Handelsberatung BBE beziffert den möglichen Umsatzverlust auf bis zu zehn Prozent – das entspricht rund 150 Millionen Euro. Vor allem Modegeschäfte in der City dürften verlieren. Breuninger etwa zieht mit 13.000 Quadratmetern ins Überseequartier ein, dazu kommen fünf Marken des Modekonzerns Inditex. Auch H&M, Anson’s und Mango eröffnen Filialen.

BBE-Experte Timm Jehne sieht in dem neuen Komplex einen starken Magneten – aber keinen Ersatz für die City. "Mit dem Überseequartier entsteht in Hamburg ein neuer Pol, und die entscheidende Frage ist, ob Hamburg es schafft, den mit der Innenstadt zu verbinden", sagt Jehne dem "Handelsblatt". Bisher fehle eine attraktive Achse, die den Weg vom Überseequartier in die City erleichtert.

Domachse soll Westfield und City verbinden

An einer solchen Verbindung arbeitet die Hamburger Politik schon seit Jahren. Die sogenannte "Domachse" soll von der Binnenaster bis zur Elbe führen und so City und Überseequartier verbinden. Der Weg führt dann am Domplatz über die Brandstwiete bis an den Fluss. So soll auch die krisengebeutelte Innenstadt profitieren. Ende 2023 beteuerten Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher und mehrere Senatoren die Wichtigkeit des Projekts. "Die Verbindung zwischen Altstadt und HafenCity muss besser werden – schöner, einladender und mit weniger Barrieren", sagte etwa die Senatorin für Stadtentwicklung, Karen Pein. Aber: Bislang tut sich wenig.

In der Innenstadt reagieren Händler verhalten. Viele fürchten den Abzug der Laufkundschaft. Im vergangenen Jahr schlossen in Hamburg laut Handelsverband 150 Geschäfte. "Hamburg hat keinen Mangel an Verkaufsflächen – ganz im Gegenteil, sagt Brigitte Nolte vom Handelsverband Nord zum NDR.

"Keiner hat Bock auf Austauschbarkeit von Einkaufsstraßen"

Experten bemängeln an der Hamburger Innenstadt weniger das Filialsterben, als die fehlende Attraktivität für Besucher. "Ich finde, dass die Hamburger Innenstadt kaum Aufenthaltsqualität bietet. Wir haben keine schönen Plätze und keine attraktive Außengastronomie, in der ich im Sommer einfach sitzen und das Treiben beobachten könnte", sagt die Quartiersmanagerin Julia Staron. "Auf die Austauschbarkeit von Einkaufsstraßen hat keiner mehr Bock."

Die Eröffnung der Westfield Einkaufsmall soll ein Fest werden. Eine Woche lang laufen Veranstaltungen, zum Finale tritt Sängerin Rita Ora auf. Der Betreiber spricht von einem neuen Treffpunkt für Hamburg. Doch viele fragen sich: Zieht das neue Center die Stadt nach vorn – oder reißt es sie auseinander?

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