Mädchen in Heide gequält Experte: Diese Schikane "ist ein Serienkiller"
In Heide (Kreis Dithmarschen) wird ein Mädchen gequält. Der Anti-Mobbing-Experte Carsten Stahl übt scharfe Kritik an Schulen und plant eine Mahnwache.
Carsten Stahl hat nach dem Vorfall in Heide (Kreis Dithmarschen), bei dem ein Mädchen geschlagen und gedemütigt wurde, mit eindringlichen Worten dazu aufgerufen, das Thema Mobbing ernst zu nehmen. "Mobbing ist ein Serienkiller, Kinder sind ganz besonders gefährdet", sagte der Gründer der Initiative "Camp Stahl", die sich gegen Mobbing und Gewalt einsetzt, dem Magazin "Focus".
Stahl kritisierte besonders den Umgang der Schulen mit dem Thema: Nach Vorfällen wie dem in Heide oder auch im Fall Luise in Freudenberg heiße es von den Schulen, sie hätten ja Anti-Mobbing-Konzepte. "Dazu sage ich: Haben sie nicht", so der 50-Jährige. "Und wenn sie wirklich welche haben, benutzen sie sie nicht." Tatsächlich banalisierten Schulen das Thema. "Es sei denn, es ist zu spät." Stahl fordert verpflichtende Präventionsprogramme an Schulen.
Carsten Stahl
Der ehemalige Personenschützer ist bekannt aus der RTLzwei-Sendung "Privatdetektive im Einsatz". Als Kind wurde er selbst Opfer von Mobbing, heute setzt er sich mit "Camp Stahl" bundesländerübergreifend dagegen ein. Seine Methoden, über die er auch Bücher veröffentlicht hat, sind allerdings umstritten. So kritisieren Schulpsychologen, dass er Opfer emotionalisiere, ihnen aber keine nachhaltigen Strategien zur Problemlösung biete. Das Konzept sei nicht nachhaltig und drohe, Opfer zusätzlich zu belasten.
Zwei Mahnwachen in Heide geplant
Nach dem Vorfall in Heide stehe er mit der Mutter des Opfers und den Müttern zweier Täterinnen in Kontakt, so Stahl. "Das Mädchen in Heide ist gar nicht an der Schule der Mädchen, die sie drangsalieren. Dieses Mädchen hat eine geistige Beeinträchtigung und wird von anderen Kindern aufs Übelste fertiggemacht", sagte er "Focus". Kinder seien in solchen Fällen "Opfer von Gruppendynamik und Gruppenzwang – auch die Täter und Mittäter", so Stahl. "Allen müssen wir helfen."
Der Gewaltpräventionsberater plant am Sonntagnachmittag eine Mahnwache unter dem Motto "Gemeinsam für Respekt und Toleranz – zum Schutz unserer Kinder" in Heide. Am Samstag soll zudem eine Mahnwache der Bikerplattform "BIKE SH (Motorrad fahren Schleswig-Holstein)" unter dem Motto "Keine Gewalt zwischen und gegen Jugendliche" auf dem Marktplatz stattfinden, zu der auch der Bürgermeister der Stadt erwartet wird.
In einem Video, das die Tat in Heide zeigen soll und das t-online in Teilen vorliegt, ist zu sehen, wie mehrere Jugendliche das panisch weinende Mädchen misshandeln und beschimpfen. Das Video wurde mit einem Smartphone aus der Gruppe heraus aufgenommen. Die Tortur für die 13-Jährige, bei der ihr auch die Haare angezündet worden seien, hatte offenbar mehrere Stunden gedauert, bis ein Passant dem Mädchen zu Hilfe kam. Mehr dazu lesen Sie hier.
- focus.de: "Experte zu gequältem Mädchen von HeideJugendschützer sprach mit Mutter des gequälten Mädchens und hat einen Appell"
- Schriftliche Anfrage an die Stadt Heide zu geplanten Mahnwachen
- Telefonat mit BIKE SH
- faz.de: Wirbel um Deutschlands bekanntesten Anti-Mobbing-Trainer (kostenpflichtig)