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Hamburg

Razzia in JVA Fuhlsbüttel: Kampf gegen Schmuggel ist Katz-und-Maus-Spiel


Razzia in berüchtigtem Gefängnis
"Wir werden das nie ganz verhindern können"

  • Gregory Dauber
InterviewVon Gregory Dauber

05.05.2023Lesedauer: 3 Min.
Ein Justizvollzugsbeamter schließt eine Zelle ab (Symbolbild): Im Männergefängnis "Santa Fu" wurden Drogen gefunden.Vergrößern des Bildes
Ein Justizvollzugsbeamter schließt eine Zelle ab (Symbolbild): Im Männergefängnis "Santa Fu" wurden Drogen gefunden. (Quelle: Hauke Hass/imago-images-bilder)
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Zugriff im Gefängnis: Drogenermittler der Hamburger Polizei sind in der JVA Fuhlsbüttel fündig geworden. Trotz dieses Erfolges wird der Handel wohl weitergehen.

Bei einer Durchsuchung im berüchtigten Männergefängnis "Santa Fu" der JVA in Fuhlsbüttel haben die Ermittler einen ganzen Drogenring auffliegen lassen. Neben Drogen aller Art wurde auch eine große Summe Bargeld gefunden. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter kritisiert die Zustände in den Hamburger Gefängnissen und spricht von "Lehranstalten für Rauschgiftkriminelle".

Doch warum ist der Kampf gegen den Drogenschmuggel in Gefängnissen so schwierig? t-online hat dazu mit René Müller gesprochen, der Vorsitzender der Fachgewerkschaft für den Strafvollzug ist.

t-online: Hat Sie die Nachricht zur Razzia in der JVA Fuhlsbüttel gestern überrascht?

René Müller: Nein. Sie hat mich weder schockiert noch gewundert. Wir wissen, welche Kaliber wir im Strafvollzug einsitzen haben. Und wir wissen, dass die Kriminalität mit der Inhaftierung nicht aufhört. Natürlich werden auch in den Gefängnissen Kontakte gesucht, um den illegalen Machenschaften weiter nachzugehen. Was man aber auch dazu sagen muss, dass die Zusammenarbeit der Behörden sehr gut funktioniert. Ermittlungsarbeit macht vor Gefängnismauern nicht Halt.

Ihre Kollegen vom Bund Deutscher Kriminalbeamter haben gestern gleich reagiert und fordern zügige Anstrengungen, diese Netzwerke in den Gefängnissen auszutrocknen. Was sagen Sie dazu?

Wir tun in den Justizvollzugsanstalten alles dagegen, damit keine Drogen oder andere illegale Sachen hereinkommen. Und natürlich unterstützen wir die Ermittlungsarbeit, wo wir können. Wenn wir Hinweise haben oder Indizien, dann werden die sofort weitergegeben. Selbstverständlich sind wir mit den Widrigkeiten sehr vertraut, gerade als Gewerkschaft. An erster Stelle ist da die Frage der Personalausstattung oder der noch besseren Kommunikation zwischen den Behörden. Die Punkte könnten wesentlich besser sein, wie in allen anderen Vollzugsanstalten in Deutschland auch. Gut ausgebildete und erfahrene Justizvollzugsbeamte sind dabei unverzichtbar. Uns macht Sorge, dass an Nachwuchs fehlt. Hier ist die Politik gefordert, bessere Anreize für diese Arbeit zu schaffen.

Wie kommen illegale Drogen in ein Hochsicherheitsgefängnis?

Ich kann Ihnen jetzt natürlich nicht alle Wege aufzeigen und das Problem noch größer machen. Ich kann nur so viel sagen: Die meisten Wege sind bekannt und werden unterbunden. Man darf aber nicht vergessen, es gibt auch Externe wie Zulieferbetriebe, die eine Vollzugsanstalt betreten. Sie können sich vorstellen, das ist wie ein Katz-und-Maus-Spiel. Die Gefangenen haben täglich 24 Stunden Zeit, sich etwas Neues zu überlegen. Gerade in Fuhlsbüttel sind Gefangene mit hoher krimineller Energie. Es wird immer Wege geben, die neu geschaffen werden, die wir dann wieder entdecken.

René Müller ist Vorsitzender des Landesverbandes Hamburgischer Strafvollzugbediensteter.
René Müller ist Vorsitzender des Landesverbandes Hamburgischer Strafvollzugbediensteter. (Quelle: Privat)

Zur Person

René Müller ist Vorsitzender des Landesverbandes Hamburgischer Strafvollzugbediensteter. Die Fachgewerkschaft für den Strafvollzug hat in Hamburg rund 1.500 Mitglieder.

Warum kommen für so eine Razzia wie gestern Ermittler von außen rein, können das nicht die Justizvollzugsbeamten selbst machen?

In diesem Fall waren es 13 Zellen, die durchsucht wurden. Hinzu kamen weitere Vollzugsanstalten und andere Orte. Wenn nur eine Zeile oder zwei Zellen durchsucht worden wären, dann wären andere Täter aufgeschreckt und gewarnt gewesen. Deswegen muss das als konzertierte Aktion laufen, die zeitgleich durchgeführt wird und überrascht. Sonst bräuchte man das nicht zu machen. Einen Haftraum zu durchsuchen, kann Stunden dauern, außerdem braucht man Spürhunde. Das geben die Kapazitäten im Justizvollzug nicht her. Wenn also der Verdacht besteht, dass dort ein ganzer Ring agiert, braucht es Unterstützung von den Ermittlungsbehörden. Man will ja auch die Hintermänner außerhalb der Gefängnisse erwischen.

Was muss passieren, damit illegale Netzwerke, die Drogen rein- und rausschaffen, gestoppt werden können?

Das wird ein Wunschtraum bleiben, wir werden das nie ganz verhindern können. Wir hoffen, dass wir diese Machenschaften weitestgehend reduzieren. Ganz wichtig sind die Kontrollen an den Gefängnistoren und in den Schleusen, wenn die Freigänger zurückkommen. Aber wie gesagt, diese Leute haben eine große kriminelle Energie, die nicht am Gefängnistor haltmacht. Leider sind die Drogen natürlich auch eine Gefahr für die Beamten. Gerade die synthetischen Drogen lassen die Leute durchdrehen, die werden verrückt und aggressiv.

Verwendete Quellen
  • Telefonisches Interview mit René Müller
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