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Hamburg: Betrüger nutzen Wohnungsnot aus – Erfahrungsbericht einer Abzocke


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Abzocke bei der Immobiliensuche
Als ich beinahe 5.000 Euro an einen Betrüger zahlte


25.09.2023Lesedauer: 3 Min.
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Wohnhäuser in Hamburg (Symbolbild): Der Wohnungsmarkt der Hansestadt ist ein Dschungel. (Quelle: Henning Angerer/imago-images-bilder)
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Bundesregierung und Baubranche suchen Wege aus der Wohnungsnot. Wohin die führt, habe ich bei meiner Wohnungssuche selbst erlebt.

"Melden Sie sich bitte", baten Beamte der Hamburger Polizei kürzlich in Hamburger Medien. Ihr Aufruf galt Opfern von Wohnungsbetrügern, die bei der Suche nach Wohnraum über den Tisch gezogen wurden.

Ich bin eines dieser Opfer. Fast alle haben viel Geld verloren, bis zu 5.000 Euro. Ich nicht. Der Kelch ist nur beinahe an mir vorbeigegangen.

Der Hamburger Wohnungsmarkt ist stark angespannt. Es gibt viel zu wenige Wohnungen und die Preise sind exorbitant hoch. Auf den gängigen Immobilien-Portalen gibt es kaum Wohnungen unter 15 Euro pro Quadratmeter. In begehrten Vierteln werden lieblos modernisierte Altbauten für 21 Euro pro Quadratmeter angeboten.

Martin Busche
Martin Busche (Quelle: Martin Busche )

Zur Person:

Martin Busche ist Hamburg-Redakteur bei t-online. Er hat drei Monate intensiv gesucht und mittlerweile eine Wohnung gefunden.

Stößt man auf Inserate für billige Wohnungen, ist Vorsicht geboten. Dahinter stecken meist Betrüger, die Wohnungen ohne vorherige Besichtigung zur sofortigen Vermietung anbieten. Es wird lediglich verlangt, vorab die Kaution überweisen. Die Schlüssel bekomme man später. Natürlich kommen sie nie.

Die Wohnung war überteuert, das weckte Vertrauen

Mein "Vermieter" in spe war anders. Seriöser, perfekt organisiert. Die "charmante Zweizimmerwohnung im Herzen von Eimsbüttel" war sogar so überteuert, dass auch der Preis keinen Verdacht weckte.

Was in diesem Fall für Mieter besonders war, besonders gut: Die Wohnungsverwaltung hatte auf digital umgestellt. Alles lief automatisiert. Die Kommunikation, die Bewerbung, die Infos zu den Wohnungen selbst. Ich habe nie einen Mitarbeiter tatsächlich gesehen. Auch die Besichtigungen der Wohnungen lief ohne lästige Mitarbeiter vor Ort. Sogar für jeden Mieter einzeln. Am Besichtigungstag war auch der Schlüssel, wo er sein sollte.

Der nette Herr Berger mit dem leicht schwäbischen Akzent

Kleiner Haken dabei: Der Vormieter wolle für seine "Geht so"-Möbel Abstand, teilte mir der Vermieter mit. Insgesamt 2.500 Euro. Mit Kaution und erster Miete hätte sich das auf insgesamt 5.000 Euro summiert. Ich war dazu bereit.

Gut drei Wochen lang hörte ich dann nichts mehr von dieser Wohnungsverwaltung. Die Spannung stieg. Ich wollte schon längst keine andere Wohnung mehr, war das Suchen leid, auch das Kämpfen. Diese sollte es sein.

5.000 Euro für ein Stück Papier

Irgendwann meldete sich jemand bei mir, sogar persönlich, am Telefon. Sie hätten sich für mich entschieden. Ich war begeistert.

Nur eins machte mich stutzig. Ich solle Kaution, Miete und Abstand auf einmal zahlen. Im Voraus, erst danach bekäme ich die Schlüssel. "Sie haben ja den Mietvertrag", versuchte er meine Einwände zu zerstreuen. Ich solle mir keine Sorgen machen.

Richtig beruhigt war ich nicht. 5.000 Euro für ein Stück Papier? Nun gut. Die Verwaltung hatte eine Homepage, eine Adresse in Köln, alle meine Mails wurden prompt beantwortet. Mein Ansprechpartner tauchte auf der Homepage sogar als Hamburger Statthalter seiner Firma auf. Die hatte auch sonst alles, was eine gut gehende Firma ausmacht: Stellenanzeigen, in denen neue Mitarbeiter gesucht werden. Tipps für die Wohnungssuche, sogar für die Ukraine konnte man spenden.

Eine letzte Überprüfung

Nur ein Test noch. Ich steckte die Bilder der Homepage in die Bilder-Rückwärtssuche von Google. Ich konnte es kaum glauben. Die Bilder waren geklaut: aus Stuttgart, von der Internetseite eines Maklers aus Schwaben.

Ich rief die Firma an, niemand nahm ab. Ich schaute per Google Maps nach, wo sich die angebliche Verwaltung befand. Irgendwo zwischen Kölner Autohändlern und einer Großmetzgerei. Ich fuhr zum Haus in Eimsbüttel, klingelte mich durch die Nachbarschaft, fragte, wer das Haus verwaltet.

Meine Hausverwaltung aus dem Vertrag war es nicht. Meine letzte Mail an den Schwaben war dann nur noch pro forma. Ich bat ihn, mir Referenzen zu schicken und mir die Kölner Bilder aus Stuttgart zu erklären. Ich habe von ihm nie wieder was gehört.

Verwendete Quellen
  • Eigener Erfahrung
  • polizei.hamburg: Betrügerische Wohnungsangebote (Stand: 25. September 2023)
  • Pressemitteilung der Polizei
  • zeit.de: Abgezogen statt eingezogen
  • Hamburger Morgenpost: "Miese Betrugsmasche"
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